Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
illegalen Polizeiabzeichen, Ledernacken-T-Shirts mit
ironischen Todessprüchen und einem Regenbogen chinesischer Pyjamas in
Kindergrößen.
    »Mann, dieser Scheiß ist die reinste Clown-Show.« Buddha
Hat wies auf ein goldbeschichtetes Schwert mit einer Klinge von der Größe und
ungefähren Form eines ausgewachsenen Delphins. »Was zum Teufel soll man denn
damit anstellen? Wenn der Nigger wegrennt? Dann musst du ihn mit 'nem Kombi
verfolgen und darauf hoffen, dass er nicht über 'nen Zaun klettert oder
irgendwelche Treppen raufrennt. Aber ich sag dir was, mit Messern hab ich's
sowieso nicht so. Man muss 'ne Unmenge Wut im Bauch haben, um jemanden
abzustechen, weißt du? Das ist irgendwie persönlich.«
    »Ja, klar.« Strike nickte automatisch.
    »Wie viel wiegst du?« Buddha Hat sah ihn einmal mehr
von oben bis unten an. »Se-se...«
    »Sechzig?«
    »... einhalb.« Strike fuhr sich über den Mund.
    »Sechzigeinhalb?« Buddha Hat presste seine Lippen
zusammen. »Tja, ich wieg neunundfünfzig.«
    Buddha Hat betrat den Laden. Strike folgte ihm, trat an
eine Glastheke voller Erkennungsmarken, noch mehr Messern und einer Auswähl
von Abwehrgasen, sah zu, wie Buddha Hat verschiedene Tarnjacken und weiche
khakifarbene Kopfbedeckungen anprobierte, bis er sich für zwei Hüte entschieden
hatte, die genau so aussahen wie die, die er bereits trug.
    Während sie mit ihren Sachen auf dem Kassierer
warteten, reckte Buddha Hat seinen Kopf zu einer Fotoecke, die in einem Winkel
des Ladens aufgebaut war. Eine auf einem Stativ stehende Polaroidkamera war auf
einen Rohrstuhl mit hoher Rückenlehne gerichtet, der vor einem roten
Veloursvorhang stand; neben dem Stuhl stand ein goldverziertes, auf alt
getrimmtes Telefon auf einem kleinen Beistelltischchen.
    »Willst du mal ein Foto von dir machen?«
    Strike schüttelte den Kopf, traute jetzt seiner Zunge
nicht.
    Buddha Hat setzte sich steif auf den Rohrstuhlthron und
schlug die Beine übereinander, während der asiatische Verkäufer auftauchte,
durch den Sucher blinzelte und zwitscherte: »Klingeling! Klingeling!«
    Buddha Hat warf Strike einen schnellen, nervösen Blick
zu.
    »Klingeling! Klingeling!« Der Verkäufer gestikulierte
mit nach oben gedrehter Hand.
    »Was ...« Buddha Hat schaute angespannt drein, kurz
davor, richtig wütend zu werden.
    »Hallo? Wer spricht da? Klingeling! Klingeling!« Der
Verkäufer gestikulierte erneut, und schließlich begriff Buddha Hat: Er wurde
ein wenig rot, hob den komischen Telefonhörer ab, und die Kamera blitzte.
    Als sie wieder draußen waren, ging Buddha Hat mit
Strike zu einen Hotdog-Stand neben einer Peepshow. Buddha Hat hatte schnell
den ersten von zwei Hotdogs verschlungen, doch bereitete Strike der
Chlorgestank des Desinfektionsmittels, der aus der Tür des Pornoladens drang,
Übelkeit; alles, was er zustande brachte, war, an einem Pappbecher mit einem
Kokosdrink zu nippen.
    Buddha Hat nickte zu zwei Moslems hinüber, die ein paar
Meter weiter einen Stand mit Räucherstäbchen und Pamphleten hatten. Er beäugte
ihre Kampfstiefel, die knöchellangen weißen Kutten und gestrickten weißen
Hauben. »Die sind gut, weißt du, so für die Allgemeinheit? Sie sind reinlich
und all das, und das ist gut, aber wenn sie sich an Orte drängen, wo sie nicht
hingehören, dann werden sie ziemlich bald Ärger kriegen, weißt du? Aber sie
sind gut für die Allgemeinheit. Wieso isst du nichts?«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Was ist denn mit deinem Magen los?«
    »Nichts. Ich hab schon gegessen.«
    »Verdammt, mein Cousin. Einmal hat er sich die ganze
Zeit den Bauch gehalten.« Buddha Hat reckte sein Kinn in Richtung von Strikes
Magen. »Hielt ihn bloß und jammerte so'ne Woche rum? Er kam ins Krankenhaus,
sie haben ihn aufgemacht, er war voller Krebs, überall. Mein Onkel sagt, alle
haben geglaubt, er tut nur so oder hat irgendwas gegessen, aber der alte Knabe
hatte da drin Krebs. Hast du eine Freundin?«
    »Ja.«
    »Wie sieht sie aus, deine Freundin?«
    »Sie ist hübsch, hat grüne Augen, weißt du, wohnt oben
in der Bronx.«
    »Das ist nett.« Buddha Hat klang abwesend.
    »Ja«, nickte Strike, und der Magenkrebs in ihm war so
fühlbar wie unverdautes Essen.
    »Ich hatte eine Freundin, aber ich hab sie einfach
sausenlassen. Ich will lieber frei sein. Möchtest du das haben?« Er bot Strike
das in Pappe gerahmte Foto von sich an. »Ich will's auch nicht mehr.«
    »Danke.« Strike nahm das Foto, wusste nicht, wohin
damit, machte ein Brimborium darum, das

Weitere Kostenlose Bücher