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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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trotzdem was sausenlassen, denn wenn die Kacke erst mal am Dampfen
ist, dann verliert man alles ... Aber Sie wissen ja, wenn sie einem das
anbieten, das ist so, als wenn sie einen verhöhnen, verstehen Sie, was ich
meine?«
    Rocco nickte ihn mitfühlend an, aber sein Verstand
konzentrierte sich auf Details und vage Schlussfolgerungen.
    »Wann war das noch mal?«
    »Freitag? Ja, Freitag.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, ganz sicher, Freitag.«
    »Kannten Sie die Burschen, die da draußen waren? Wissen
Sie, wer sie waren?«
    »Nur ein paar Kids.«
    »Er hat an dem Abend früh Schluss gemacht, richtig?«
    »Ja. Hat mich echt in Schwierigkeiten gebracht.«
    »Warum ist er gegangen?«
    Hector zuckte mit den Schultern. »Kann sein wegen der
Burschen, er hat's zwar nicht gesagt, aber manchmal kann einem der Scheiß ganz
schön an die Nieren gehen, der Scheiß reißt einem das Herz aus dem Leib.«
    »Hat er hier angerufen, nachdem er gegangen war?«
    »Hier angerufen?« Hector kniff die Augen zusammen und
lachte. »Ja, ja, er hat angerufen und gesagt, er kündigt, und ich sollte Wally
deswegen Bescheid sagen.«
    »Wer ist Wally?«
    »Der Besitzer von der Bude hier.«
    »Hat er irgendeinen Grund für die Kündigung angegeben?«
    »Nein, er sagte nur: >Sag Wally, ich kündige<. Er
war breit, wissen Sie, n bisschen blau, also hab ich Wally nichts gesagt. Am
nächsten Tag, Samstag? Da kam Victor zur Arbeit, als sei nichts geschehen. Das
hat er manchmal, hört früh mit der Arbeit auf, hat die Schnauze voll, kippt 'n
paar Drinks, ruft an und kündigt und kommt am nächsten Tag, als wenn nichts
passiert war.«
    Hector reckte sein Kinn in Richtung von Victors Tisch.
»Öffnen Sie mal die unterste Schublade.«
    Rocco zog die Schublade auf, und eine Flasche Scotch
von der billigsten Sorte kullerte hervor.
    Hector schüttelte den Kopf. »Er sollte nicht trinken,
Victor.«
    Rocco erspähte eine Fotografie, die unter der Flasche
lag, ein glänzendes Schwarzweißfoto, zwanzig mal fünfundzwanzig, von zwei
schwarzen Kindern und einer Frau, ihrer Mutter vielleicht, und alle drei
lächelten professionell in die Kamera.
    »Wer ist das?«
    Hector zuckte mit den Schultern. »Seine Familie nicht,
das weiß ich. Er hat es eines Abends im Restaurant gefunden.«
    »Sieht nach Schauspielern aus.«
    »Ich weiß nicht, er hat es gefunden und behalten.
Normalerweise hing das über seinem Schreibtisch.«
    Ein Typ mit Frau und Kindern hängt sich ein Bild von
der Frau und den Kindern eines anderen über den Schreibtisch ... Irgendetwas
daran ließ Rocco einen kalten Schauer durch die Knochen fahren, und er spürte,
wie sein Mitgefühl für Victor noch größer wurde.
    »Ja, er ist mit seiner Frau nicht so gut ausgekommen,
sie stritten sich andauernd über Geld, über die Kinder, dass sie sie nie mit
hierherbrachte. Wenigstens mochte er seine Kinder, das weiß ich.«
    Rocco zog ein paar Fotos aus der Tasche und begann mit
Darryls Bild. »Haben Sie diesen Typen jemals mit Victor gesehen?«
    »Nein. Das ist der Kerl, der erschossen wurde, richtig?
Ich habe ihn nie hier gesehen. Aber im >Ahab's< gibt's ein paar üble
Sachen. Vielleicht hat er sich zu Tode gefressen.«
    Rocco zwang sich ein Grinsen ab.
    »Fürchterlich, dass ich das gesagt hab.« Hector sah
wieder auf seine Uhr.
    »Wie steht's mit dem?« Rocco hielt ihm Strikes Foto
hin.
    »Nein ... Halt, das ist doch sein Bruder, richtig? Ja,
er kam einmal her, um hallo zu sagen.« Hector lachte. »Er sieht aus, als wenn
er gleich kotzen müsste.«
    »Hat Victor je von ihm erzählt?«
    »Nein. Ich weiß, er dealt, aber Victor hat nie was
gesagt.« Hector drückte sich von der Tischkante ab. »Yo, ich würde Ihnen gern
weiterhelfen, aber ich hab eine Todesangst, diese Tür zu öffnen und zu sehen,
was hinter meinem Rücken abläuft.«
    Rocco stand auf, wollte seinen Dank zum Ausdruck
bringen, doch bevor er noch den Mund aufmachen konnte, war Hector aus dem Büro
verschwunden und mit erhobenem Kopf und ausgestreckten Händen wieder im Gewühl
untergetaucht.
     
    Kontrollierte Freiheit. Rocco lag im Bett und fragte
sich, ob Hector dieser Ausdruck spontan eingefallen war oder ob es sich um eine
Phrase handelte, die Victor für seine Managerphilosophie erfunden hatte. Wie
auch immer, die Idee gefiel ihm.
    Die Tür zum Badezimmer stand offen, und Rocco konnte
hören, wie Patty sich auszog. Das leise Rascheln fallender Kleider machte ihn
ein wenig an, und er stellte sich vor, wie er sie in den Armen hielt und

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