Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
Vom Netzwerk:
ihre
Finger leicht in seinem Nacken spielten. Allerdings wusste er nicht, ob es
heute Nacht dazu kommen würde. Patty wollte manchmal einen ganzen Abend voller
Komplimente, unerwarteter Umarmungen und Küsse und plötzlicher Ausbrüche von
Zuneigung, und er war eigentlich ziemlich geistesabwesend und immer noch mit
der Sache mit Strike und Victor beschäftigt.
    Leise sagte Rocco: »Ich liebe dich«, übte für den
Augenblick, wenn sie ins Schlafzimmer kam, und hoffte, dass die drei kleinen
Wörter ihm erlauben würden, das Ganze ohne langes Vorspiel über die Bühne zu
bringen.
    Als er das Prasseln der Dusche hörte, verlor sich Rocco
in Gedanken wieder in dem Fall Darryl Adams, und er überlegte sich noch einmal
die Schachzüge des kommenden Tages. Er war bereit, wieder auf Strike
herabzustoßen, ein weiteres Mal bei den Bänken aufzulaufen, und vielleicht
würde er die Schrauben diesmal etwas fester anziehen. Er plante auch, auch
wieder bei der Mutter vorbeizuschauen; der Anruf nach Hause in der Mordnacht
hatte fünfunddreißig Minuten gedauert, und Rocco wollte erneut einen Versuch
starten, um herauszufinden, was sie wusste. Und ein Gespräch mit dem Reverend
war vielleicht auch keine schlechte Idee - was genau hatte Victor gesagt, als
er ihm die Waffe gegeben hatte?
    Rocco war todmüde. Durch die halbgeöffnete
Badezimmertür konnte er Pattys nackte Silhouette durch den Duschvorhang erkennen.
Rocco spürte einen Anflug von Zuneigung: Er lebte hier, mit ihr und dem Baby,
und es war ein gutes Gefühl, zu Hause zu sein. Er drehte den Kopf zur Seite und
sah zum Schlafzimmerfenster hinaus; von der Stadt angestrahlt, war der Himmel
von unheimlichem, schlammigem Purpur. Er erinnerte sich an seinen Besuch bei
Kiki im >To Bind an Egg< und an den Augenblick, als er ihr erzählt hatte,
dass er in Dempsy lebe.
    Die Badezimmertür öffnete sich. Patty stand am Fuß des
Bettes, in ein dickes moosgrünes Handtuch gehüllt.
    Rocco spürte, wie seine Augen zufielen, und er hörte
sich selbst mit schläfrigem Gemurmel sprechen: »Ich liebe dich. Weißt du das?«
    Pattys Stimme schwebte zu ihm herüber. »Gut. Ich liebe
dich auch ...«
    Rocco schloss die Augen und lächelte. »Gut... gut.« Er
rollte sich auf die Seite und schlief augenblicklich ein.
     
    Ein paar Stunden später schlug Rocco die Augen auf und
sah eine lebende, voll bewegliche Büste von Darryl Adams vor sich. In der
graugrünen Stille des Schlafzimmers stand der Kopf des Burschen auf seinem
Nachttisch. Eins von Darryls Augenlidern war glänzend violett schwarz wie eine
Muschelschale, und an der Eintrittswunde am Kinn baumelte ein Hautfetzen wie
ein Fragezeichen.
    Rocco konnte sich nicht rühren, geriet aber nicht in
Panik. Darryl sah ihn an, schüttelte den Kopf und sagte: »Kontrollierte
Freiheit.«
     
    ***
     
    Am frühen
Freitagmorgen schlug Strike die Augen auf und sah, wie sich ein Schwarzer in
einem weißen Kittel über ihn beugte. Die Cops und der Puerto-Ricaner waren
verschwunden.
    »Weißt du,
wie viel Blut wir aus deinem Magen geholt haben?« Der Arzt klang stocksauer.
    Strike sah
sich nach Rodney um, erinnerte sich an den Schlauch in seinem Penis und tastete
danach.
    »Er ist
ab«, sagte der Doktor. »Ich hab dich was gefragt, weißt du, wie viel Blut wir
aus deinem Magen geholt haben?«
    Strike
befühlte sein Gesicht: auch in der Nase keine Schläuche mehr, aber sein Hals
tat immer noch weh. Und er hatte immer noch einen Schlauch im Arm.
    »Zwei
Liter«, schnappte der Doktor und beantwortete seine Frage selbst.
    »Wie viel
ist ein Liter?«
    »Seit wann
hat dir dein Bauch weh getan?«
    »Haben sie
ihn verhaftet?«
    »Wen
verhaftet?«
    Der Doktor
sah ihn durchdringend an, und Strike hielt den Mund: Diese Messergeschichte war
eine Sache zwischen ihm und Stitch.
    Der Doktor
beugte sich vor. »Wovon redest du, zum Teufel? Weißt du, was ein aufgebrochenes
Magengeschwür ist? Hast du die leiseste Ahnung, was in dir drin vor sich geht?«
    »Magengeschwür
...« Strike sah den Doktor verständnislos an, und dann begriff er. Am liebsten
wäre er vor Scham im Boden versunken.
    Der Doktor
teilte Strike mit, dass er froh sein konnte, noch am Leben zu sein, und dass
sie ihn noch für ein paar Tage zur Beobachtung im Krankenhaus behalten wollten.
Aber als Strike hörte, dass sein Blutdruck wieder normal war, sagte er, dass er
auf der Stelle gehen wolle, also beschränkte sich der Doktor darauf, ihm einen
Vortrag darüber zu halten, was passieren würde, wenn er

Weitere Kostenlose Bücher