Price, Richard
sich nicht um eine
Nachbehandlung kümmerte.
Eine
Stunde später trat Strike mit einer Überweisung in eine Spezialklinik für
Magenkrankheiten und einer Tüte mit allerlei Medikamenten in die Sonne. Er
hatte weiche Knie, aber zumindest war der stechende Schmerz in seinem Magen
verschwunden.
Als er
sich einer Schlange von Taxis näherte, hielt Rodneys Cadillac neben ihm.
Rodney stieß die Beifahrertür auf, noch bevor der Wagen richtig zum Stehen kam.
»Was hast
du gemacht, die ga-ganze Nacht hier gewartet?« Strike gefiel der Gedanke
keineswegs.
»He, du
bist mein Mann«, sagte Rodney schulterzuckend.
»Ja,
danke.«
»Hab ich
dir nicht gesagt, du sollst einen Arzt aufsuchen? Siehst du, was passiert ist?«
Rodney
wühlte während des Fahrens in Strikes Medikamenten und zog ein paar Tabletten
gegen Magenübersäuerung hervor, eine kleine Flasche Mylanta, ein paar Tagamet
sowie eine Packung Valium.
»Du hockst
da auf deiner Bank, total verkrampft, nuckelst an diesem Yoo-Hoo-Scheiß,
machst dir über dieses und jenes Sorgen.« Rodney warf das Valium ins
Handschuhfach. »Du bist klug, aber du bist auch blöd.«
Strike
ignorierte sein Gerede und fühlte eine leichte Nervosität in sich aufsteigen,
als Rodney vor seinem Haus hielt. Strike hatte ihm nie erzählt, wo er genau
wohnte.
»Warum
legst du dich nicht ein paar Stunden hin und schaust am Nachmittag im Laden vorbei. Vielleicht kann dieser
Tyrone heute die Laufarbeit für dich erledigen.«
Rodney zuckte leicht mit den Schultern, als wüsste er
schon seit Ewigkeiten von Strikes Beziehung zu Tyrone. Aber seine Botschaft war
deutlich: Hier, Junge, ich hab Augen, und ich sehe alles.
»Von jetzt an will ich, dass du dich entspannst, hörst
du?«
»Ja.«
»Niemand lebt ewig, also musst du lernen, dich nicht um
jeden Scheiß zu kümmern, verstehst du, was ich sage?«
»Ja.«
»Also geh schon rauf und entspann dich.«
»Okay.« Strike wollte die Tür öffnen, aber Rodney legte
eine Hand auf seinen Arm.
»Ich hab gehört, dieser Detective ist gestern wieder
bei dir aufgetaucht.«
Strike gab keine Antwort.
»Ist er seit neuestem 'n Freund von dir?«
Strike saß zusammengekauert auf Rodneys Hocker hinter
der Theke, war unruhig wegen der Schmerzen von letzter Nacht, wartete nur
darauf, dass sie wiederkamen. Aber er war nun seit mehreren Stunden aus dem
Krankenhaus, und bisher schien er sich recht gut zu halten. Er hatte ungefähr
die Hälfte von dem Mylanta geschluckt; er hatte davon die Scheißerei gekriegt,
aber es schmeckte nicht schlecht, fast so gut wie Yoo-Hoo, wenn man es sich
recht überlegte.
Rodneys Pager schlug an, und Strike versuchte Rodneys
Lippen zu lesen, als der die Zahlen entzifferte.
Rodney sah zu dem zwölfjährigen Bengel am Billardtisch
hinüber. »Hol zehn für die Bänke«, sagte er, und der Junge verschwand durch die
Tür wie der Blitz. Strike stellte sich vor, in seinem Zustand als Rodneys
Laufbursche auf einem Fahrrad die Straße entlangflitzen zu müssen.
Allein von dem Gedanken wurde ihm schlecht, und er fühlte sich wie ein alter
Mann.
In den
letzten zwei Stunden hatte Strike drei weitere Gruppen von Kunden
kennengelernt: zwei weiße Jungs aus einer Highschool in Short Hills, die eine
Unze bekamen, die bis zum Gehtnichtmehr gestreckt war; ein schwarzer
Sportlehrer aus Strikes eigener Highschool, der eine halbe Unze kaufte und so
tat, als erkenne er Strike nicht; und ein weißer Bewährungshelfer vom County,
der eine unverschnittene Unze zum halben Preis bekam, Rodneys Art, sich im
Voraus abzusichern, falls er mal wieder einsitzen musste. Strike nahm es
gelassen, lief bei jeder Bestellung in Hermans Wohnung und dachte, dass dies
mit Sicherheit besser war als die Bänke. Aber er vermisste die Bänke auch; es
machte ihn unsicher, nicht an seinem gewohnten Platz zu arbeiten. Außerdem
durfte er nicht zulassen, dass er sich zu sicher fühlte: Nächste Woche sollte
er ins >Ahab's< umziehen, und er wusste nicht, wie sein Magengeschwür auf
all das Gebrutzel reagieren würde.
»Ja, da
kommt er«, sagte Rodney zu Strike, wies auf die Straße hinaus und lachte, als
der große Bernard mit traurigem Gesicht und eingesunkenen Schultern den Block
entlang zum Laden gestiefelt kam. »Er ist bei einer Unze, aber wir werden
sehen, was nächste Woche passiert.«
Bernard
trat ein, als Strike hinausging, um die Unze zu holen.
»O Rodney,
Mann, diese Schlampe ist fertig, Mann, ich werd sie endgültig verlassen, Mann.«
Rodney
lachte
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