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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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schallend. »Ja? Sie hat mir erzählt, sie verlässt dich.«
    Strike,
der die gleiche Unterhaltung hörte wie beim letzten Mal, fand es tröstlich, wie
vorhersagbar die Dinge waren.
    Er lief
die drei Blocks zu Hermans Gebäude und dachte darüber nach, dass er so eine
Art Loch im Magen hatte. Er versuchte sich vorzustellen, wie dieses Loch wohl
aussehen mochte: ein Schlitz, ein winziger Kreis? Als er die Haustür öffnete,
hörte er jemanden hu pen; er drehte sich um und sah Jo-Jo und seine Crew in ihrem zerbeulten
Delta 88. Jo-Jo winkte ihn mit einem breiten Lächeln zu sich herüber.
    »Hier wohnst du, Strike?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Strike zwang sich, ihn
anzusehen. »Und woher hast du die Schlüssel?«
    »Ich hab nur einem Freund geholfen.«
    »Ja? Wie das?«
    »He, er hat seine Wagenschlüssel v-vergessen, also hab
ich sie ihm geholt, weil er bei der Arbeit ist.«
    »Echt? Hat den Bus genommen, hmm?«
    »Ich nehm's an.«
    »Nun, wolltest du rein oder raus?« Strike zögerte.
»Raus.«
    »Gut.« Jo-Jo wies mit dem Daumen nach hinten. »Wir
fahren dich nach Roosevelt zurück.«
    »Ist schon okay.«
    »Komm schon, ist umsonst.«
    Strike glitt auf den Rücksitz. Drei weitere Cops saßen
in dem Wagen und ignorierten ihn. Jo-Jo ergriff von neuem das Wort.
    »He, Alter, letzte Nacht haben wir glatt in Roosevelt
zugeschlagen. Wir haben ein paar Scheißköpfe auf der Dumontseite geschnappt,
aber bei den Bänken sind wir leer ausgegangen.« Jo-Jo nickte. »Aber ich denke,
wir werden es noch mal versuchen, nächsten Montag oder so.«
    Strike antwortete nicht sofort, fragte sich, wie er es
am besten ausdrücken sollte. »Ja nun, wissen Sie, ich arbeite da nicht mehr,
also ...«
    »Nein?« Jo-Jo nickte. »Das ist gut, nehme ich an, aber
weißt du was? Wir sollten vielleicht trotzdem Freunde bleiben ...«
    »Nun, wissen Sie, das wird vielleicht nicht mehr nötig
sein.«
    Der Delta hielt einen Block von den Bänken entfernt.
    »He, Strike.« Jo-Jo griff über den Sitz und legte ihm
eine Hand auf das Knie. »Weißt du, du könntest genauso gut erwischt werden,
wenn du da aus dem Haus von deinem Freund kommst wie irgendwo anders, verstehst
du, was ich meine?«
    Strike warf einen angewiderten Blick auf die Hand auf
seinem Knie. Jo-Jo starrte ihn lange an und streckte dann eine Hand aus.
»Freunde?«
     
    Strike warf einen Blick über die Mittagsszene bei den
Bänken: die Mütter, die Babys, Tyrone, der auf seiner Kette saß und immer noch
seinen Schlaghandschuh trug. Mindestens sechs weitere Kinder trugen jetzt
Schlaghandschuhe; Strike stellte fest, dass Tyrone anscheinend irgendeinen
Nerv getroffen hatte und dass nächste Woche jedes Kind in Dempsy einen tragen
würde.
    Strike bemerkte Andre zwei Häuser weiter, wie er
gemächlich auf die Bänke zukam. Strike wandte sich der Straße zu. Jo-Jo
trödelte immer noch dort herum, ignorierte ihn scheinbar, und Strike dachte:
>Cops vor mir, Cops hinter mir.< Er dachte an Bernard, der immer noch
auf seine Unze wartete, fragte sich, wie sicher Hermans Wohnung jetzt war, ob
er mit leeren Händen zum Laden zurückkehren oder ein Risiko eingehen sollte.
Er sah Tyrone an. Was hatte Rodney gesagt? »Vielleicht kann dieser Tyrone
heute die Laufarbeit für dich erledigen.«
    Strike näherte sich den Bänken und sah, wie Andre sein
abgewinkeltes Handgelenk mit der Armbanduhr Horace vor das Gesicht hielt.
    »Du hast noch neunzig Minuten, Mann. Ich sagte Freitag
um zwei, und das meinte ich auch so. Also sieh zu, dass du deinen Arsch zum Westrevier bewegst.
Ich werd deiner Mutter Bescheid sagen, aber lass mich dich ja nicht suchen,
denn ich werde dich finden, und dann wird das für dich ein langes Wochenende im
Jugendknast.«
    Horace wand sich unter Andres Blick und sah angestrengt
zu Boden, bis Andre sich schließlich umdrehte und Strike entdeckte.
    »Wie
fühlst du dich heute?«
    »Ich bin
okay.« Strike mühte sich ganz bewusst, seine Augen von Tyrone fernzuhalten.
    »Tja, so
ist das hier draußen. Du schaust immer über deine Schulter, frisst dich auf,
und dann macht irgendwas in dir bäng.«
    Strike
nickte und warf einen düsteren Blick auf die Wolken. »Ja, nun, ich werd hier
d-draußen auch nichts mehr machen.«
    »Nein?«
    »Mmh-mmh.
Ich w-werd nicht mehr hier in der Gegend sein.«
    Andre
kaute auf der Unterlippe. »Wieso hört sich das für mich nicht irgendwie positiv an?«
    Strike
zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, muss an dir selbst liegen. So bist
du nun

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