Price, Richard
grinsenden Totenschädel verziert, der von der
Schädeldecke bis zum Kieferknochen mit einer Spritze durchbohrt war. Er war unruhig,
wie sie alle es jedes Mal waren, wenn sie dem Gesetz dienen und durch eine Tür
brechen mussten. Rocco ging an den Kühlschrank und schüttete einen halben Liter
nicht entrahmter Milch in sich hinein, um seinen Magen auf die zu erwartende
Feier vorzubereiten.
Es war jetzt acht Uhr, etwa vier Stunden nach seinem
Besuch bei Victors Mutter, der ihn den letzten Nerv gekostet hatte. Die Sache
mit den Dunham-Brüdern war ein einziges Rätsel, die bevorstehende Aktion war da
eine willkommene Ablenkung. Mittlerweile hatte er nur noch selten körperlich
anstrengende oder auch nur entfernt gefährliche Polizeiarbeit zu leisten, und
der Job am heutigen Abend schien genau das Richtige zu sein, sein Blut von zu
vielen Abendessen, zu vielen Drinks und nicht genug Angst zu reinigen. Vor
zehn Jahren hatten die täglichen Adrenalinstöße zum Job gehört; inzwischen
hatte er beinahe vergessen, wie es war, wenn man einen solchen Flash bekam.
Die Detectives aus Jersey City waren mit einem
Haftbefehl für einen gewissen Moses Worthy nach Dempsy gekommen. Worthy hatte
Daniel Burgos alias Papi ermordet und Jose Obregon verwundet, und der
Überlebende hatte von seinem Krankenhausbett in der Bronx aus den Schützen
preisgegeben als Ausgleich dafür, dass die Anklage wegen versuchten Mordes, der
er sich selbst ausgesetzt sah, heruntergesetzt wurde. Jersey City hatte den
Mord zugeteilt bekommen, obwohl Burgos einen Meter jenseits der Staatsgrenze
auf der New Yorker Seite des Holland Tunnel gestorben war; aber da das Opfer
von New Jersey kam, wo das Verbrechen offensichtlich begangen worden war,
hatten sich die New Yorker Behörden nicht zuständig gefühlt. Als die Cops aus
Jersey City sich endlich an die Arbeit machten, fanden sie bei der Untersuchung
der Blutspuren im Wagen des Toten heraus, dass das Opfer nicht allein gewesen
war. Innerhalb von achtundvierzig Stunden hatten die Detectives die Spur von
Burgos, einem dominikanischen Kilohändler, bis zu dessen Nachbarschaft in der
Bronx zurückverfolgt und seinen Leibwächter, Jose Obregon, gefunden, der sich
in einem nahe gelegenen Krankenhaus von etwas erholte, das er als sich selbst
zugefügte Schussverletzung im unteren Rückenbereich bezeichnete. Nach einem
kleinen Handel gab Obregon den Spitznamen des Schützen preis - >Buddha
Hat< -, und sie wussten auch, wo das Verbrechen geschehen war - nahe der
Cooper Street, in der Nähe von Kelsos Schrottplatz in Dempsy.
Mit dem Spitznamen als einzigem Anhaltspunkt wandten
sich die Detectives aus Jersey City an den Erkennungsdienst in Dempsy, wo sie
von den besessenen Arbeitsgewohnheiten von Bobby Bones, dem König der
Identifizierung, profitierten. Da er noch nie im Countyknast gewesen war, nicht
mal über Nacht, war es höchst ungewöhnlich, dass ein Foto von Buddha Hat
existierte. Tatsächlich stand nur ein Anklagepunkt auf seinem Aktenblatt: Eine
motorisierte Streife hatte ihn eines Abends vor sechs Monaten angehalten,
aufgrund der Tatsache, dass ein neunzehnjähriger schwarzer Bursche einen funkelnagelneuen
Volvo fuhr, und dann gleich auf der Straße per Funk eine Überprüfung
angeleiert, wobei herausgekommen war, dass der Staat noch dreizehnhundert
Dollar an Strafzettelgebühren von ihm zu bekommen hatte. Der Cop brachte ihn
zum Erkennungsdienst, um dort seine Personalien aufnehmen zu lassen; nachdem
die Kaution auf die Höhe der zu bezahlenden Strafzettel festgesetzt worden
war, besorgte Buddha Hat das Geld mit einem Telefonanruf. Aber dann sah Bobby
Bones zufällig von seiner Schreibmaschine auf, als Buddha Hat gerade im Gehen
begriffen war. Bobby, der alles über The Hat und seine Verbindung zu Champ
wusste, hielt ihn für Fingerabdrücke und ein Fahndungsfoto fest; der Traum des
Königs der Identifizierung war es, von jedem männlichen Erwachsenen in der
Stadt ein Profil zu erstellen.
Die Detectives aus Jersey City hatten Bobby Bones mit
ihrer Anfrage den Tag gerettet. Sie verließen den Erkennungsdienst mit Moses
Worthys Foto und den Fotos von fünf anderen aus der Stadt, die ihm entfernt
ähnlich sahen, und brachten Obregon dazu, Buddha Hats Bild aus der Fotokartei
herauszupicken; dann fuhren sie zum Erkennungsdienst in Dempsy zurück, um einen
Haftbefehl zu erwirken. Vor zwei Stunden waren sie in die Mordkommission von
Dempsy gestiefelt, hatten um Amtshilfe bei der Verhaftung ersucht und
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