Price, Richard
und fragte sich, ob sie den Accord beschlagnahmen
würden. Einer der Detectives drehte plötzlich den Kopf in Strikes Richtung, und
Strike duckte sich noch tiefer, drückte sein Kinn gegen die Knie und fragte
sich verbittert, was ihm noch alles zustoßen sollte.
»Tyrone, du weißt doch, was du getan hast, oder?« Rocco
sah ihn fest an, und der Junge nickte zögernd; die drei befanden sich jetzt in
einem kahlen quadratischen Raum, und Tyrone hatte den Kopf wieder in den Schoß
seiner Mutter gelegt.
»Du weißt, dass das falsch war?«
Der Junge nickte wieder.
Rocco hörte, wie Andre draußen auf und ab ging und
lauschte. Rocco nahm es ihm übel, dass er ihm offensichtlich nicht zutraute,
dass er das Richtige tat.
»Okay. Nun, du weißt, dass das, was du getan hast,
falsch war, aber du konntest nicht anders. Du hattest Angst, richtig?«
Ein weiteres schweigsames Nicken, und die Augen des
Jungen wurden ein wenig größer.
»Sieh mal, Tyrone, ich lebe nicht hier in der Gegend,
aber ich kann mir vorstellen, wie schwierig das alles hier ist. Du bist ein
guter Junge, alles, was du brauchst, ist eine gute Ausbildung, damit was aus
dir wird ...« Rocco stellte überrascht fest, dass er beim Sprechen an Victor
dachte, und verlor für einen Augenblick den Faden. »Ein guter Junge. Alles, was
du willst, ist, bei deiner Familie zu sein, in der Schule gut zu sein, aber da
sind all diese Leute um dich herum, die dich fertigmachen, dich verrückt machen. Alles, was
du willst, ist deine Familie beschützen. Du stehst so unter Druck, weil sie es
einfach auf dich abgesehen haben, weil du so bist, wie du bist, dass du
losziehst und dir eine Waffe besorgst - aber nicht, um jemandem weh zu tun, nur
zum Schutz.«
Wieder musste Rocco an Victor denken. »Ich meine, nicht
um dich selbst zu schützen. Ich weiß, du bist ein harter Bursche, du brauchst
keine Waffe für dich selbst, aber schließlich musst du auch deine Mutter
beschützen, deinen Bruder, die ganze Familie. Da draußen ist es wie im Wilden
Westen.«
Iris nickte, doch Tyrone sah ihn an, als sei er
verrückt geworden, und verstand nicht, dass Rocco ihm den Text für die
Bandaufnahme vorsagte.
»Okay, Tyrone, ich will dich mal was fragen. Weißt du,
wie der Mann heißt, den du erschossen hast?«
Der Junge starrte ihn ausdruckslos an, während von
draußen Andres schwere Schritte zu hören waren.
»Das war Erroll Barnes, der übelste Kerl von ganz
Dempsy. Ich meine, der Kerl war ein eiskalter Killer, hast du das gewusst?«
Der Junge blieb still, blinzelte nicht einmal.
»Nun, jetzt weißt du's, richtig?«
Rocco zwinkerte Iris zu, in der Hoffnung, dass sie ihm
nachher bei der Bandaufnahme helfen würde. »Und ich denke, du kennst auch
Rodney Little und weißt, was für ein übler Kerl er ist, richtig?«
Der Junge schien zuzuhören, aber Rocco hatte keine
Ahnung, ob er Rodney Little von Stevie Wonder unterscheiden konnte.
»Erroll Barnes war Rodneys Killer, du musst wissen,
dass Erroll noch schlimmer war als er, verstehst du? Okay, also, da gehst du
nun einfach die Straße entlang und kümmerst dich um deine Angelegenheiten, du
hast eine Waffe, die du nicht haben solltest, aber du belästigst ja niemanden.
Ganz plötzlich baut sich Erroll Barnes vor dir auf, kommt auf dich zu, und er
hat diesen fürchterlichen Blick, und du siehst, wie er nach der .38er in seinem
Hosenbund greift, und du weißt, er wird dir weh tun, dich vielleicht umbringen, und wer
wird dann deine Mutter beschützen, wenn du im Krankenhaus bist? Oder unter der
Erde? Und du hast vorher nie mit der Waffe geschossen, richtig?«
Rocco hielt inne, wartete darauf, dass der Junge in
irgendeiner Weise reagierte. Fehlanzeige.
»Du hast
die Waffe noch nie zuvor abgefeuert«, wiederholte Rocco, »aber Erroll
erschreckt dich derart, dass dir ganz schwindlig wird vor Angst.«
Tyrone
setzte sich auf und nickte, erwachte endlich zum Leben.
»Du hast
solche Angst, dass du nicht mal weißt, wo du bist, aber dieses Gesicht, das
kommt auf dich zu, kommt immer näher, du weißt nicht, warum, du weißt nicht,
was du verbrochen hast, er kommt einfach weiter auf dich zu, und das Nächste,
was du weißt. .. bumm.«
Iris und Tyrone
zuckten vor Schreck zusammen.
»Und du
weißt nicht mal, wie das verdammte Ding in deine Hand gekommen ist.«
Tyrone
fing wieder an zu weinen, sah seine Mutter an und nickte mit kummervollem
Gesicht. »Mommy, genau so war's«, jammerte er mit krächzender Stimme.
Iris hielt
ihn,
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