Price, Richard
County-Gefängnis, aber letztlich war es ihm scheißegal.
Rocco
beobachtete Touhey im Rückspiegel, erstaunt darüber, dass der Schauspieler so
überwältigt oder gar betroffen war, neben einer kleinen dreibeinigen Ratte wie
Maldonado zu sitzen, erstaunt, dass ein Job, der sich hauptsächlich mit einer
endlosen Parade von Verlierern beschäftigte, auch nur von irgendeinem
Interesse für irgendjemanden sein konnte, der nicht dafür bezahlt wurde. Und
die Bekannten seiner Frau waren nicht anders: Er brauchte sich nur an einem
Restauranttisch zu räuspern, schon versandete die Konversation, weil alle
darauf warteten, dass er irgendetwas Schreckliches und Ergreifendes aus seinem
Arbeitsalltag erzählte. Rocco erinnerte sich an die Toiletten der
Mordkommission mit den auf dem Boden verstreuten Zeitungen, an die
Asservatenkammer mit ihren Dutzenden von armseligen Leben, die auf Plastiktüten
reduziert waren, die nach Angstschweiß, Blut und Armut stanken: eine
Angelegenheit, wie man sie sich schäbiger und schrecklicher nicht denken
konnte.
Andererseits
lagen Touhey und die anderen nicht völlig falsch; früher hatte ihm der Job
manchmal glatt den Atem verschlagen. Und jetzt hatte er nur noch sechs Monate.
Was dann? In letzter Zeit hatte er die vage Idee, seinen College-Abschluss
nachzuholen und dann an der Polizeiakademie zu unterrichten. Doch vielleicht
würde diese Sache mit Touhey zu irgendwas führen; vielleicht könnte er Schauspieler
werden, wenn man ihm eine Rolle in einem Film oder so was anbot. Nun, kein
Schauspieler, denn davon hatte er nicht den blassesten Schimmer, aber so was
Ähnliches, irgendwas mit Größe, irgendwas, das sein Alter halbierte und ihn
auf gleiche Stufe mit Patty und Erin brachte.
Das
County-Gefängnis sah aus wie ein großes abschreckendes Schulgebäude, sieben
Stockwerke schmutzigbrauner Ziegel, hundert Jahre alt und zu dreihundertdreißig
Prozent ausgelastet.
Mazilli
fuhr ans Tor zu der nach unten führenden Autorampe und hupte. Auf dem Gehsteig
unterhielt sich ein halbes Dutzend Frauen rufend mit gesichtslosen männlichen
Stimmen, steife Arme lugten aus den Gittern hervor, die das Gebäude in
vertikale Streifen teilten.
Mit einem
elektronischen Summen rollte das Tor nach oben, und Mazilli schaltete, um
weiterzufahren. »Wir fahren da rein?«, fragte Touhey.
»Normalerweise
laden wir sie einfach auf dem Gehsteig ab«, sagte Mazilli, »und sagen ihnen,
sie sollen allein reingehen, wissen Sie, so als Ehrensache.«
»Ich
meine, ich komme mit?« Touheys Stimme klang glatt und gutgelaunt. Er schien
gewillt, kein Spielverderber zu sein.
»Wie's
beliebt, Sean.« Rocco versuchte, sich lässig und unbeteiligt anzuhören, damit
Mazilli nicht auch noch über ihn herzog.
Als sie
nach unten in den Hof zur Aufnahme gefahren waren, waren sie auf allen vier
Seiten von den Wänden des Gefängnisses umgeben, so als steckten sie in einem
Fahrstuhlschacht. Der einzige andere Wagen, der darauf wartete, ausgeladen zu
werden, war der Fury der Sozialviertel-Cops, der wie ein verrosteter
Alligatorschädel aussah. Rocco beobachtete, wie Big Chief und Thumper einen
schwarzen Jungen in Handschellen vom Rücksitz zogen und ihn über den heruntergeklappten
Vordersitz des zweitürigen Schrotthaufens zerrten.
Irgendjemand
in einem der oberen Stockwerke brüllte: »Yo, Thumper, du Winzling von einem
weißen Arschloch!« Ein Plastikbecher flog nach unten, traf leer auf dem Boden
auf, gefolgt von einem hellen Nebel - Pisse wahrscheinlich.
»Wer war
das!«, brüllte Thumper halb lachend nach oben.
»Ich war
das!«
»Wer ich?«
»Ich ich!« Alle
lachten, die Häftlinge, der Fury, Rocco, Mazilli, alle außer den beiden
Gefangenen und Touhey.
Roccos
Crew folgte Big Chief und den anderen durch die Stahltür und gab ihre Waffen
ab. Touhey bewegte sich flink und zog alle paar Sekunden unwillkürlich den Kopf
ein, als ob gleich ein weiterer gelber Regen herniederprasseln würde.
Rocco war
stets über den scharfen Anstieg des Lärmpegels in der Aufnahme überrascht.
Alles war gekachelt: Nichts absorbierte das körperlose Rufen und Bellen, das
von den Gängen und Wänden abprallte wie in einem Stahlfass abgefeuerte Kugeln.
Die Abteilung war klein, ein Raum von zehn mal zehn Metern mit drei Stahltüren,
die in andere Gefängnisbereiche führten, und zwei Gittertüren vor den Käfigen:
den Arrestzellen, die sich über den Gang hinweg gegenüberlagen.
In der
Mitte des Raums stand ein erhöhter Arbeitstresen, der
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