Priester des Blutes
Tempel der Lemesharra, wo der Priester des Blutes herrschte. Bei Lemesharra handelt es sich um Medhya in ihrer Erscheinung als Göttin der Jagd und der Mildtätigkeit.«
»Erzähle mir von Lemesharra. Von Medhya.«
»Sie ist die große Mutter von Myrryd, einem Land, das es nicht mehr gibt, das aber Tau sende von Jahren existierte. Seine
Geschichte wurde aus der Geschichte der Erde getilgt. Drei Reiche von Priestern und Königen unterwarfen sich ihr. Ihre Nachkommen beneideten sie und stahlen ihr Fleisch und Blut sowie die Reichtümer und Schätze aus ihren Minen, die ihr mehr Macht verliehen, als andere Länder besaßen. Als Rache sprach sie Flüche über alles aus, was ihr genommen worden war - einschließlich der Schlange, bei der es sich um ihren Geliebten handelte. Wer ihr das Fleisch genommen hatte, war ver flucht, ebenso wie sie zu Schatten zu werden. Wer ihr das Blut genommen hatte, wurde zu unserem Stamm. Und sie ver fluchte die Schlange vor allen anderen auf Grund ihrer Treulosigkeit. Die Priester der Schlange erlitten das schlimmste Schicksal. Sie waren die ersten Wesen, die die Auslöschung erlebten. Doch Medhya besitzt drei Gesichter. Lemesharra und ihre Schwester Datbathani. Sie ist Drei in Einer, und nur als Medhya wird sie uns vernichten. Doch das sind nur Bruchstücke von Legende und Traum. Selbst diejenigen, die bereits ausgelöscht sind, könnten mir nicht mehr erzählen.«
»Warum will die Python diese Geschichten nicht erzählen?«
»Sie steht unter dem Einfluss von Medhya. Bei ihr handelt es sich um ein Wesen, das gegen sich selbst gewendet wurde. Vielleicht leidet sie an einem uralten Schmerz. Denn durch sie erleben wir unsere Auferstehung in diesem Leben, und dann beobachtet sie viele Jahre später, wie wir zu Grunde gehen, als ergötzte sie sich an dem Ende ihrer eigenen Kinder. Ebenso wie es bei Medhya der Fall ist.«
»Aber wir können Pythia finden. Wir können im Strom nach ihr greifen.«
»Pythia hat uns verlassen. Das spüre ich im Strom. Sie ist in irgendein fernes Land gegangen. Denn sie hat Angst vor dir, Maz-Sherah. Falkner.«
»Am Morgen, bevor wir uns zum Schlafen legten«, fragte ich,
»hast du, als ich dir vom Stab der Nahhashim aus meiner Vision erzählte, ›Tore‹ gesagt. Was meintest du damit?«
»Nahhash heißt in der Alten Sprache ›Schlange‹. Es gibt da eine Kluft zwischen zwei großen Bergen, jenseits der Ebenen von Vazg. Sie ist an diesem Pass für Menschen oder Vampyre unbewohnbar und wird ›Die Tore von Nahhash‹ genannt, denn es handelt sich dabei nur um eine Schlangengrube, nichts weiter. Obwohl es dort einen Brunnen zum Trinken gibt, ist dieser von Vipern umgeben. Selbst die Karawanen nutzen diesen Weg nicht.« Darauf tastete sie nach der empfindlichen Kerbe am unteren Ende meiner Kehle, eine Geste der Zuneigung bei diesem neuen Volk von Wesen, das ich nun das meine nannte. Ihre Hand fühlte sich auf meiner Haut fiebrig an. »Du hast ihren Strom gestohlen und die Stadt gesehen. Du verfügst über die Macht des Heiligen Kusses. Dies wäre nicht geschehen, wenn du wärest wie der Rest von uns.«
»Aber mit dem Rest von euch ist doch alles in Ordnung. Ich bin ebenso wie ihr.«
»Letztlich verleiht uns nicht einmal das Blut Stärke. Ich bin die Nächstälteste nach Balaam. Wie viel länger werde ich noch existieren? « Als ich sie während ihrer Worte anblickte, war ich überrascht. Sie sah aus wie eine fünfundzwanzigjährige Frau. »Ich habe auch andere schon dieses Stadium erreichen und passieren sehen, bis sie nur noch von den Toten trinken konnten, und dieses Blut bietet keine Kraft. bevor du kamst, gab es einen Mann namens Paolo. Er war ein Mönch, den die Python gefangen genommen und hierhergebracht hatte, siebzig Jahre, bevor ich den Heiligen Kuss er hielt. Ich lernte ihn kennen, als er sich noch an die Vergangenheit erinnerte, aber ich konnte zusehen, wie er seine Lebenskraft und seinen Lebenswillen verlor. Ich beobachtete, wie er wahrhaft zu einem Schakal wurde. Er saugte das Mark aus Knochen und trank von Ratten und Straßenkötern, nur um noch
eine weitere Nacht zu überleben. Als seine Erinnerung schließlich verschwunden war und er kein Wort mehr herausbrachte, verfiel er allmählich. Seine Haut löste sich ab, seine Augen versanken in ihren Höhlen. Ich beobachtete, wie ihm sein Kiefer, der lang und dick geworden war, in den Schoß fiel, als er sich an dem Blut satt trank, das ich ihm gebracht hatte. Es heißt, wir leben selbst in
Weitere Kostenlose Bücher