Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
Staubkörnchen weiter. Stell dir den Schrecken vor, der darin liegt. Ein Leben, das kein Leben ist, gesplittert und zerbrochen wie die Scherben von Töpferware. Man ist unfähig, sich zu bewegen, unfähig, sich zu er nähren, man hat Durst, ver fügt aber über nichts, um ihn zu löschen. Man besitzt ein Wesen, jedoch ohne Gestalt oder Kontrolle.«
    »Es ist wie der Tod«, meinte ich und dachte an Balaam in seiner Gruft.
    »Ich werde dir zeigen, wie es ist«, sagte sie.
     
    Sie führte mich tiefer in die Kammern unter der Erde, in einen Tunnel, der niedrig und verdreckt war. Ich folgte ihr, und schließlich kamen wir in einen Raum, der wie eine Gruft wirkte.
    Knochen und der Staub von toten Körpern, alles lag in Haufen herum. Bei einem Leichnam hatte erst kürzlich die Verwesung eingesetzt. Bei einem anderen begannen die zerbröselnden Knochen gerade zu Staub zu zerfallen.
    »Wir bringen sie hier her, wenn wir können«, er klärte sie. »Wenn ihre Asche noch nicht über den Sand verweht ist. Wenn die Sterblichen ihre Körper nicht mitgenommen haben, um sie zu verbrennen. Wir tun dies, damit sie zusammen hier liegen können und unberührt bleiben. Selbst Medhya kann sie hier nicht finden. Eines Tages, Falkner, werde ich hier liegen, in diesem Garten der Asche, inmitten unserer Vorfahren aus Hedammu. Wenn wir uns nicht zu den Toren von Nahhash begeben, um zu versuchen, den Priester des Blutes zu erwecken, wirst du viel leicht eines Tages den
Körper deines Freundes hierherlegen müssen, und du wirst wissen, was du alles hättest tun können.«
    Ich spürte Gewissensbisse, da ich nicht glaubte, dass ich der Erwählte war, den der Stamm erwartet hatte. Ich kannte mich selbst als armer Knabe, der in eine düstere Welt hineingeboren und dann ermordet und in einen Vampyr verwandelt worden war. In mir floss kein königliches Blut. Und mit meiner Geschichte war auch keine Legende verknüpft. Ich konnte einfach nichts anderes sein als ein Wesen der Finsternis, ebenso wie sie. Tränen stiegen mir in die Augen, als ich an die ungeheure Ausdehnung dieses Ortes dachte und an all meine vampyrischen Geschwister, die in dieser Kammer bereits untergegangen waren. Die über ein gewisses Maß an Bewusstsein verfügten, aber weder die Fähigkeit zur Bewegung noch Kraft oder irgendeine andere Befähigung besaßen.
    Dies war die schlimmste Hölle, die ich mir vorstellen konnte. Leben, das nicht endete, aber ohne Hoffnung, ohne Lebenskraft.
    Sie kauerte sich in den Staub und berührte ihn leicht mit den Fingern. »Ich kann meinen eigenen Verfall im Strom spüren. Mir bleibt weniger als ein ganzer Mond, bevor es beginnt. Wenn meine Zeit kommt, werde ich mich zwischen sie legen und meinen Platz einnehmen. Ich werde dann nicht dagegen ankämpfen.«
    »Ein voller Mond«, sagte ich. »Wie kann das sein?«
    Sie drehte sich um, um mich an zusehen. »Balaam nahm noch an der Jagd teil, kurz bevor wir dich fanden und zu deinem Grab brachten. Es geschieht schnell, wenn es erst beginnt. Der Körper verfällt ganz plötzlich. Dies bedeutet für mich nichts, was in der Ferne am Horizont auftaucht. Hundert Jahre vergehen innerhalb eines einzigen Herzschlags. Ich habe vieles erlebt, viel getrunken, doch ich kann mich diesem Schicksal nicht stellen. Ich weiß, was aus mir werden wird.« Ich spürte eine solche Schwermut in meinem Inneren, als wäre der Strom zwischen uns vertauscht worden. Als ob ein großes Gewicht auf mir lastete, einfach auf Grund ihres
kummervollen Blickes. Sie berührte die Unterseite meines Halses. Ich spürte ihre Hitze, ihren Schmerz. »Du bist der Maz-Sherah, der uns seit vielen Leben prophezeit wurde. Du bist die einzige Hoffnung, die ich habe. Die einzige Hoffnung für unseren Stamm. Wir müssen Alkemara finden, Falkner.«
    »Reicht das aus, um zu überleben?«, fragte ich. »Wenn es die Bestimmung von uns allen ist, als dieser lebende Staub zu enden?«
    Sie legte ihr Gesicht gegen meine Hände. Dann drehte sie sich um. »Du hattest die Vision. Du schenktest deinem Freund den Heiligen Kuss. Du kannst doch diese Dinge nicht verleugnen. Und du kannst auch nicht vorgeben, dass sie nichts bedeuten. Balaam sagte noch mehr zu mir, bevor er seine Stimme völlig verlor. Er sagte, dass die Dunkelheit unseres Stammes ein heiliges Licht enthielte, obwohl niemand es sehen könnte.«
    »Und das Licht?«
    »Es ist der Maz-Sherah«, antwortete sie. »Derjenige, der die Last der Vision trägt, brennt am hellsten. Aber überdies, Falkner, gibt

Weitere Kostenlose Bücher