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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Haupttreppenabsatz erreichten, verbreiterte sich die Höhle zu einem größeren Raum. Es handelte sich hier überhaupt nicht um eine Pyramide, sondern um eine riesige, öde Ebene unterhalb eines noch breiteren, größeren Bergvorsprunges. Überraschenderweise schien die Sonne durch einen engen Spalt im Berggipfel über uns. Es wirkte wie der Mittelpunkt einer großen Kathedrale und war gewaltiger, als es sich das Menschengeschlecht je ausdenken könnte. Der Berg war an dieser Stelle ganz und gar hohl. Der tiefe Spalt über uns, der das Sonnenlicht hereinließ, bündelte es zu einer geraden Linie.
    Ein dünner Lichtstrahl bildete eine Art Wand vor uns, von der jedes Ende die Felswand berührte.
    Wir würden nicht in der Lage sein, diese zu durchqueren, bevor die Nacht hereinbrach.
    Und doch konnten wir jenseits davon die Stadt verschwommen erkennen.
    Mein Sehvermögen versagte ein wenig. Ich war noch damit beschäftigt, mich von meinem Ausflug in das unterirdische Gewässer zu erholen, und das Sonnenlicht, das uns blendete, verbesserte die Lage nicht gerade. Ewen ersetzte so gut er nur konnte mein Augenlicht.
    »Es ist eine riesige Stadt«, erklärte er. »Ich habe noch nie zuvor eine solche Festung gesehen. Sie glänzt wie Gold, und auf allen Seiten davon, an jedem Tor, herrscht der gigantischen Steinfiguren wegen Dunkelheit. Es gibt dort auch andere. Sie sind tot. Knochen auf einem Feld. Gleich den Dornensträuchern des Großen Waldes liegt vor uns ein Wald aus Knochen. Darin bewegt sich etwas, aber ich kann es nicht klar erkennen.« Jenseits davon konnte er nichts erspähen, da seine Augen durch das Sonnen licht brannten. Kiyas Augen sahen auf Grund ihres Alters noch schlechter, wenn es um das Sehen im Sonnenlicht ging, gleichgültig, wie schwach das Licht auch sein mochte.
    Wir entschieden uns, zum Rand der Stufen zurückzukehren, der ein ganzes Stück über dem Wasser lag, um dort zu schlafen, bis die Nacht hereinbrach. Als wir uns auf den feuchten, glitschigen Stein legten, spürte ich, wie sich eine Art von Blutegel gegen das Fleisch meiner Waden und meiner Füße drängte. Ich blickte hinab. Sobald die Egel mein Blut getrunken hatten, starben sie. Ewen schlief in Kiyas Armen, und ich hielt eine Weile Wache und streifte die sterbenden Blutegel von ihnen ab, bevor ich dem kleinen Tode des Tages schließlich erlag.

     
    An diesem Tag träumte ich von Pythia, die mich erschaffen und meiner Seele ein drittes Wesen zugefügt hatte, das vampyrische Selbst. Ich sah ihr Gesicht in seiner Herrlichkeit und Macht, als sie meinen Mund gegen ihre Brustwarze presste. Während ich aus ihrer roten Milch Stärke bezog, flüsterte sie mir zu, dass ich weder der Vision noch den Legenden trauen sollte, da die Quelle aller Macht und der Prophezeiungen ganz anders wäre, als sie erschien. Nun wieder ein Säugling, der von ihr im Arm gehalten wurde, blickte ich zu ihrem Gesicht auf. Sie war nicht länger eine Vampyrin, sondern die Himmelskönigin selbst, aber nicht leibhaftig, sondern als die Statue, die in der Kapelle des Barons gestanden hatte. Und dann sah ich eine weitere Gestalt hinter der Python.
    Die dunkle Mutter von allen.
    Medhya.
    Ihre glühenden Augen.
    »Du wirst erleben, wie deine Freundinnen und Freunde bis zum Ende aller Tage gepeinigt werden«, wisperte sie.
    Ich erwachte in der Nacht.
    Die Sonne war gerade jenseits der feinen Linie des Himmels untergegangen, in der Spalte jener Höhle, die sich über uns befand.
    Als die Dunkelheit zunahm, besserte sich meine Sehkraft, und ich erblickte die Totenstadt mit eigenen Augen.

DIE TOTENSTADT
    Als das Mondlicht aus der Spalte über uns die Zitadelle in der Ferne in dunklem Licht erglühen ließ, keuchte ich auf - und war in meiner Ehrfurcht nicht allein. Ich hörte schockierte Laute von Ewen und Kiya, als sie diese neue Unterwelt erblickten.

    Alkemara war einst eine wahr haft große Stadt gewesen, denn selbst in dieser Höhle mit ihren ungeheuren Ausmaßen ragte sie hoch auf. Sie war größer als jede Festung, die ich je gesehen hatte. Und dennoch lag sie in Trümmern, denn ihre großen Marmorsäulen waren umgestürzt, und die Statuen ihrer Götter sowie die hohen Mauern selbst lagen, in riesige Teile zerbrochen, an ihren Toren. Der Kopf eines Schakalgottes, so groß wie ein Schiff, lag neben seinem eigenen Adlerfuß. Der Stein, aus dem diese Götter gebaut waren, sah wie dunkler Onyx aus, hatte jedoch die Eigenart, Licht aus dem Inneren des Steines zu spiegeln. Auf dem

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