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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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bei der Taille und den Schultern, als er sich nach vorne beugte, und zogen ihn unter Wasser. Kaum ein Spritzer entstand.
     
    Die Oberfläche des Wassers beruhigte sich und war bald wieder spiegelglatt.

    Kiya fluchte, ihre Stimme hallte in den Höhlen wider. Ewen rückte näher an mich heran und umklammerte meinen Arm. Ich kniete mich hin und starrte ins Wasser, weil ich zu erkennen versuchen wollte, was unserem Kameraden zugestoßen war.
    »Ich kann ihn nicht einmal mehr im Strom spüren«, sagte Kiya. Ihre Sinne explodierten, ebenso wie meine, als wir ihn mit der einzigen Methode zu erreichen versuchten, die wir kannten.
    Wir konnten uns beide nicht ins Wasser begeben, da uns dies die Kräfte rauben würde, und auch, weil niemand von uns wusste, was uns diese Kreaturen antun konnten.
    Ich ertrug es nicht länger. Sekunden waren vergangen, kein Laut war zu hören. Ich warf mich über den Rand und tauchte ins Wasser ein. Als es über mir zusammenschlug, spürte ich ein eisiges Gefühl, sowohl von innen als auch von außen. Ich fühlte mich durchgefroren bis auf die Knochen. Außerdem spürte ich nicht nur den Strom meines Vampyrclans nicht mehr, sondern das Schwimmen erschöpfte mich auch.
    Ohnehin besaß ich keine Stärke, die über die gewöhnliche Kraft der Sterblichen hinausgegangen wäre, und selbst diese war geschwächt. Ich schwamm durch das milchige Meer, das unten weniger trüb war als oben, und sah, wie sie davonschwammen. Jede von ihnen schlug ihre Zähne in Yarilos Fleisch und zerrte daran, als wollte sie ihn in Stücke reißen.
    Sie ähnelten jungen Frauen nicht mehr im Mindesten, sondern sahen aus wie ein Wesen namens Neunauge 9 . Dieses hatte ich in meinem Leben nur ein einziges Mal zuvor zu Gesicht bekommen, und zwar in meiner Kindheit, als mein Stiefvater ein solches vom Meer nach Hause mitgebracht hatte. Das blutegelartige Maul mit seinen vielen Zahnreihen und jenes unirdische Aussehen, das
ihnen anhaftete, so als könnten sie unmöglich von der Erde, aus dem Himmel oder auch der Hölle stammen, hatten einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht.
    Wir alle spürten es zugleich: Bei diesen Kreaturen handelte es sich nicht bloß um Töchter der Stadt Alkemara.
    Sie waren von dem Geist der dunklen Mutter selbst erfüllt.
    Eine von ihnen hatte bereits das Fleisch von Yarilos linker Hand verzehrt und einen zerschmetterten Knochen hinterlassen, während sich eine andere an seine Leiste geheftet hatte.
    Ich schwamm zu ihnen und versuchte eine der schauderhaften Bestien von ihm fortzuzerren, doch sie hielt ihn in einer abscheulichen Umarmung umklammert, als wäre sie überhaupt kein einzelnes Wesen, sondern Teil seines eigenen Fleisches.
    Mir ging die Luft aus. Ich schwamm zur Wasseroberfläche, um Atem zu holen. Bei meiner Unternehmung hatte ich mich mehrere Ellen vom Boot entfernt.
    Ewen bewegte die Ruderstange rasch durch das Wasser, während Kiya das gewaltige Ruder bewegte. Ewen griff die Alkemarerinnen an, indem er mit der Ruderstange nach ihnen stieß und die Stange dann wieder nach oben zog, um erneut zuzustoßen. Als ich, nach Luft schnappend, das Boot er reichte, ergriffen mich Kiya und Ewen und zogen mich über den Rand hinein.
     
    Plötzlich tauchte Yarilos Antlitz in einiger Entfernung auf und durchbrach die Wasseroberfläche. Obgleich sein Gesicht bis auf die Knochen zerfleischt war, lachte er.
    »Es ist wundervoll!«, rief er. »Sie sind wunderschön. Es gibt mehr von ihnen, als ihr euch vorstellen könnt. Oh, sie haben mir alles gezeigt. Die ganze Herrlichkeit. Es war ein Königreich wie kein zweites.«
    Rasch ergriff ich die Ruderstange und steuerte das Boot bis zu der Stelle, wo er im Wasser trieb. Ich spürte einen schwachen
Strom zwischen uns. Die Verbindung unserer Art. Noch war er nicht ausgelöscht worden. Ich dachte, er würde vielleicht überleben, wenn ich ihn sehr bald aus dem Wasser ziehen könnte. Als ich mich ihm näherte, stieß etwas gegen das Boot. Dann war ein anderer dumpfer Schlag zu spüren. Wir waren nicht imstande, das Boot bis zu ihm hinzubewegen. Tatsächlich hatten wir sogar angefangen, wie auf einem Luftpolster von ihm fortzutreiben.
    Ewen schrie auf und deutete auf das Wasser am Rande unseres Bootes. Dort unten befanden sich die Schwestern und zogen das Boot fort. Es spielte keine Rolle, wie sehr ich paddelte oder es abstieß, ihre Kraft war größer.
    Unter uns befanden sich nicht nur einige Alkemarerinnen - es waren Hunderte.
    Viel leicht hatte sie die

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