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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Weg, den ich mit Kiya und Ewen entlangging, lagen noch weitere Schotterhaufen, die von den Trümmern aus dem Zusammenbruch der großen Stadt stammten.
    Die Straße selbst bestand aus menschlichen Knochen - Brustkörbe waren zu unserer Linken und zu unserer Rechten aufgetürmt, und menschliche Schädelsplitter wurden unter unseren Füßen zu Staub zermahlen.
    Tausende waren dort einst gestorben, und viel leicht waren Hunderte von weiteren Menschen hergekommen, um die Geheimnisse dieses Ortes zu entdecken.
    Zwischen den Knochen gedieh eine seltsame Art von Rebe, aus der wie bei Einer Mitternachtsblume winzige, perfekte Blütenblätter wuchsen und erblühten, die meinen Augen in einem bläulichen Purpurrot erschienen.
    Noch merkwürdiger war allerdings die Tatsache, dass sich diese Rebe, als wir an ihr vorbeigingen, leicht bewegte - es war bloß ein Zittern - wenn sich irgendjemand von uns ihr oder den Knochen näherte. Als ich dies entdeckt hatte, gewann meine Neugierde die Oberhand, und ich kauerte mich nieder und hob eine Rebe an.
    Gerade als ich damit beschäftigt war, öffnete sich eine der Blüten, die so klein war wie ein Käfer, und erblühte vollständig. In ihrer Mitte war eine dunkelrote Stelle zu sehen, aus der Adern wie
Spinnenbeine in die inneren Blütenblätter hineinwuchsen. Ich konnte ihrer Schönheit oder ihrem Zauber nicht widerstehen und berührte die Mitte der Blüte, um ihre samtige Beschaffenheit zu spüren. Sie war feucht und fleischartig, ein schwacher Moschusgeruch ging von ihr aus.
    Ganz plötzlich schlossen sich die Blütenblätter um meinen Finger, und ich fühlte ein scharfes Stechen. Rasch zog ich den Finger heraus. Ich spürte keinen großen Schmerz, vielmehr fühlte es sich so an, als hätte ich mir die Fingerspitze an einem winzigen Dorn gestochen. Ein Tropfen meines Blutes quoll hervor, und eine sehr dünne Schicht meines Fleisches hatte sich abgelöst und war als zerfetzter Hautpartikel in der Blüte zurückgeblieben.
    »Diese Blumen sind Vampyre«, sagte ich zu Kiya, die voranging. Ich zeigte es den beiden anderen. »Sie will von mir trinken.«
    Wieder erinnerte ich mich an die Vision, die mich überkommen hatte, als Pythia meine Lungen beatmet hatte. Der Priester des Blutes sagte: »Du musst die Rebe und die Blüte mitbringen, damit ich dich erkenne.«
    Ich zog die Rebe aus der Erde und wickelte sie zu einem kleinen Bündel auf. Dieses steckte ich in meine Tasche. Dann warf ich einen kurzen Blick auf die Knochen, die herumlagen, und hob auch davon einen Splitter auf. Er war spitz und abgerundet und fühlte sich in meiner Hand eisig an.
    Wir befanden uns in einem Land der Bluttrinker - selbst die Blumen tranken hier Blut.
    Ich ver mochte nicht zu ergründen, welcher Gott oder Teufel einen solchen Ort erschaffen haben mochte.
    Als wir weitergingen, stießen wir auf Berge von Schädeln und niedrige Mauern, die aus menschlichen Brustkörben gebaut waren. Weitere Reben wuchsen zwischen den Gebeinen. Die Blüten waren größtenteils geschlossen, doch als wir uns ihnen näherten, öffneten sie ihre Blütenblätter. Ich spürte Ewens Furcht. Wir alle
fürchteten uns, doch bei ihm war es schlimmer. Vielleicht hätten wir in mitten von Menschen weniger Angst vor der Vernichtung empfunden, aber diese Totenstadt war mächtiger als wir selbst. Es fühlte sich an, als befänden wir uns an der Schwelle selbst. Auch hatte ich das Gefühl, dass uns, wenn wir den falschen Weg einschlügen oder den Pfad zu einem anderen als dem Eingangstor nähmen, etwas schrecklicheres als selbst die Alkemare rinnen und ihre Nachkommenschaft mit geöffneten Mäulern und krummsäbelartigen Klauen erwarten könnte.
    Kiya packte mein Handgelenk, um mich aufzuhalten, damit ich nicht in einen vor Kurzem erst verrotteten Leichnam trat. Ich blickte zu dem Mann hinunter. Bei ihm handelte es sich ohne Zweifel um einen Grabräuber, der hergekommen war, um diese uralte Grabstätte zu plündern. Die Blutegelkreaturen hatten ihn völlig ausgesaugt, denn auf seiner Brust und seinem Bauch waren ihre kleinen, kindlich wirkenden Spuren zu sehen, und er bestand nur noch aus Haut und Knochen. Seine Augen fehlten, und seine Lippen waren von seinem Mund abgetrennt worden. »Noch niemand ist hergekommen und jemals wieder zurückgekehrt«, sagte Kiya.
    »Sterbliche Menschen«, erwiderte ich. »Nichts weiter. Unser Stamm ist noch nicht hier gewesen.« Doch ich dachte an Yarilo, der von den Alkemarerinnen in den weißen Schaum geholt und dem

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