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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Tatsache, dass sie sich von Yarilo genährt hatten, an die Oberfläche getrieben. Jedenfalls waren plötzlich Bewegungen zu sehen, das Wasser wallte auf, und wir sahen diese merkwürdigen Schlangenfrauen unter der Wasserober fläche schwimmen. Einige von ihnen zogen uns fort, andere schwammen in Schwärmen unter dem weißen Wasser, alle von ihnen auf die Stelle zu, an der das dunkle Blut unseres Freundes an die Oberfläche stieg und hinter ihm hertrieb.
    »Yarilo!«, schrie ich.
    Er blickte zu uns herüber, nicht einmal dessen gewahr, dass diese Ungeheuer überhaupt existierten, um alle von der uralten gefallenen Stadt fernzuhalten. In seinen Augen leuchtete helle Freude auf, trotz der Risswunden auf seinem Schädel und seiner Wange. Zwei der Reptilienjungfrauen tauchten auf und bedeckten sein Gesicht mit Küssen. Ich brachte es einfach nicht fertig zuzusehen, wie eine von ihnen aus dem Wasser sprang, ihre Kiefer aushängte wie eine Schlange und ihre grauen Zähne tief in sein Fleisch schlug. Letztlich waren sie tatsächlich nicht wie wir. Sie tranken
kein Blut. Sie nährten sich von Fleisch, und das Fleisch der Untoten stillte ihre Bedürfnisse ebenso wie das der Lebenden.
    Es war schrecklich, einen aus unserem Stamm sterben zu sehen. Aber den Strom - und die Auslöschung im Strom - zu spüren, das war noch tausendmal schlimmer. Wir fühlten den Schmerz selbst, in uns, wie er an uns riss, als die Zähne der Alkemarerinnen an Yarilos Haut rissen, bis dort nichts mehr vorhanden war - außer Knochen. Doch wir wussten, dass sein Leben in diesen Knochen und diesem Fleisch existierte und nie wieder ein einziges Wesen sein würde, nie wieder die Essenz von Yarilo haben würde.
    Ihre Gesichter waren schließlich mit seinem Blut bedeckt, und die Wesen ähnelten nun in keiner Hinsicht mehr den wunderschönen Jungfrauen, die wir anfangs gesehen hatten. Mit ihrem Mahl war ihre wahre Gestalt zurückgekehrt.
    Sie entpuppten sich als Seelenlose Ungeheuer mit Augen, die leer und rot waren. Ihre Kiefer hatten sich verlängert, so dass sie wie die der Krokodile aussahen, die ohne Zweifel einst ihre Totems gewesen waren.
    Es waren die Ver fluchten von Alkemara, die Töchter des Priesters des Blutes selbst, Prinzessinnen eines Königreichs, das nun nicht mehr als eine begrabene Totenstadt war, die weiblichen Abkömmlinge dieser unterirdischen Welt.
    Es waren Hunderte von Seeschlangen in diesem Meer, und keine von ihnen besaß ein vampyrisches Bewusstsein.
     
    Wir drei saßen zusammen auf dem Boot.
    Ich hielt Ewen eng an mich gedrückt, und Kiya presste ihre Lippen zum Trost gegen meine Kehle. Wir spürten das Ende unseres Kameraden und wussten, dass Yset und Vali am Ufer des Sees in einer weit entfernten Höhle den Schmerz und das Brennen von Yarilos Auslöschung ebenfalls fühlen konnten. Nun wussten wir
um das Ende. Und dabei ging es nicht um das sterbliche Ende, das eine Bewegung auf die Schwelle zu und die Welt jenseits von ihr bedeutete. Für uns gab es kein Jenseits. Wenn wir gingen, so erloschen wir, und kein Gott und keine Göttin würde die Flamme jemals wieder entzünden. Unsere Seelen würden ausgelöscht werden.
    All dies spürten wir bei Yarilos Hinscheiden.
    Kiya begann den Stammesgesang an zustimmen, den sie von einem der Alten gelernt hatte, der dahingeschieden war, als sie noch jung gewesen war. Eigentlich stammte dieser Gesang aus der chaldäischen Sprache.
    Übersetzt lautete er folgendermaßen:
    »Als Medhya sich erhob
Und ihre Haut zerrissen vorfand
Weinten ihre Kinder und sammelten ihr eigenes Fleisch
Um es ihrer Mutter dazubieten
So dass sie ihre Schmach verbergen konnte.
Und als man ihr das Blut nahm
Das die Macht des ewigen Lebens enthielt
Weinten ihre Kinder und übergaben ihre Herzen
An die Unterwelt, wo das Blut der Erde floss
Damit ihre Mutter Unterstützung fand.
Doch als man ihr die Kinder raubte
Weinte Medhya.
Die Schwelle verweigerte ihnen den Durchgang.
Sie bat die Götter um Fleisch und Blut
Um ihre Kinder und ihr Königreich zu rächen.
Weinend lag sie an der Schwelle
Denn sie konnten nicht ins Land der Toten kommen.
Als sie von der Schwelle zurückkehrte
Vergab sie ihren Heiligen Kuss und ihren Fluch.

Und wir sind nun ihre Kinder
Gefallene
Wir können die Schwelle nicht mehr übertreten
Wenn wir erst von ihr zurückgekehrt sind.
Gepriesen sei Medhya, weil sie uns verflucht hat!
Gepriesen sei Medhya für ihren Tod im Leben!
Gepriesen sei Medhya für unseren Stamm des Blutes!
Gepriesen seien unsere

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