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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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unbeirrt, als er den Oberst verwundert aufblicken sah, »diese ganze Geschichte dreht sich um einen schwarzen Frack. Hier, wie in Hamlet, sind die Rokokoverschnörkelungen – Sie selbst zum Beispiel. Da haben wir den toten Kellner, der zur Hand war, als er nicht zur Hand sein sollte, da haben wir die unsichtbare Hand, die von Ihrem Tisch das Silber fegte und dann in nichts zerrann. Aber jedes geschickt ausgeführte Verbrechen beruht im letzten Grunde auf irgendeiner ganz einfachen Tatsache, einer Tatsache, die an sich selbst nichts Geheimnisvolles hat. Die Täuschung, das Geheimnis entsteht erst durch die Entdeckung, dadurch daß die Gedanken der Menschen immer weiter und weiter geleitet werden. Dieses große und fein angelegte und (bei ungestörtem Verlaufe) sehr einträgliche Verbrechen war aufgebaut auf die simple Tatsache, daß die Abendkleidung eines Gentleman und die eines Kellners ein und dieselbe ist. Alles übrige war Spiegelfechterei und noch dazu ganz ausnehmend gute Spiegelfechterei.«
    »Noch bin ich nicht sicher,« meinte der Oberst im Aufstehen, und indem er seine Schuhe besah, »ob ich verstehe.«
    »Oberst,« erwiderte Father Brown, »ich sage Ihnen, daß dieser Erzengel von Unverschämtheit, der Ihre Gabeln gestohlen hat, zwanzigmal im vollen Lichte all dieser Lampen auf und nieder gelaufen ist, vor aller Augen! Er ging nicht hin und verbarg sich in finstern Winkeln, wo der Verdacht seine Entdeckung verursacht haben würde. Er war beständig in den erleuchteten Gängen auf den Füßen, und überall, wohin er kam, schien er mit vollem Rechte zu sein. Fragen Sie mich nicht, wie er aussah; Sie haben ihn heute abend selbst sechs- oder siebenmal gesehen. Sie warteten mit all den anderen hohen Herren dort am Ende des Ganges, hinter dem die Terrasse liegt. So oft er unter Sie trat, geschah es in der blitzartigen Weise eines Kellners, mit gesenktem Kopfe, fliegender Serviette und eiligen Laufes. Er schoß auf die Terrasse hinaus, machte sich irgendwie am Tischtuche zu schaffen und schoß wieder zurück zum Bureau und hinab zu den Räumen der Kellner. Sowie er in den Gesichtskreis des Bureaubediensteten und der Kellner gekommen war, hatte er sich in jedem Zoll seines Körpers, in jeder instinktiven Bewegung in einen anderen Mann verwandelt. Mit der geistesabwesenden Überlegenheit, welche diese von all ihren Herren gewohnt sind, schlenderte er unter den Kellnern umher. Ihnen war es nichts Neues, daß irgendein Taugenichts von der Tischgesellschaft in allen Teilen des Hauses herumrannte wie ein Tier im zoologischen Garten; sie wissen, daß nichts besser die oberen Zehntausend kennzeichnet als ein Herumstrolchen, wo es ihnen paßt. War er dann des Lustwandelns in diesem besonderen Gange müde, so kehrte er um und verschwand wieder hinter dem Bureau; genau dahinter, im Schatten des Bogens verwandelte er sich wie durch Zauberschlag und lief wieder emsig zwischen den »Zwölf Fischern« hin, der Typus des ergebensten Dieners, weshalb sollten die Herren einen zufälligen Kellner beachten? Weshalb sollte Sein schlimmster Augenblick war, als die Kellner in einer Reihe standen, doch selbst da brachte er es fertig, gerade um die Ecke herum, an der Wand zu lehnen in einer Weise, daß in jenem gefährlichen Augenblicke die Kellner ihn für einen Gast und die Gäste ihn für einen Kellner hielten. Alles übrige ging wie der Blitz. Wenn je ein Kellner ihn fern von der Tafel angehalten hätte, würde er einen nachlässigen Aristokraten angehalten haben. Er brauchte sich alles nur gut einzuteilen, zwei Minuten ehe der Fisch abzutragen war; da mußte er ein flinker Kellner werden und selbst abräumen. Er stellte die Teller auf einen Anrichtetisch beiseite, stopfte das Silber in seine Brusttasche, gab dieser ein gerundetes Aussehen und rannte dann wie ein Wiesel – ich hörte ihn kommen–, bis er den Ankleideraum erreichte. Dort hatte er wieder ein Plutokrat zu sein, ein Plutokrat, der unerwartet in irgendeiner Sache abgerufen wurde. Er brauchte nur seine Marke dem Kleiderbewahrer zu reichen und dann elegant wie er gekommen war wegzugehen. Nur – nur daß eben zufällig ich der Kleiderbewahrer war.«
    »Und Sie, was machten Sie mit ihm?« unterbrach ihn der Oberst. »Was sagten Sie zu ihm?«
    »Verzeihen Sie,« antwortete der Priester, »aber hier hört die Geschichte auf.«
    »– und beginnt erst der interessante Teil,« brummte Pound. »Ich glaube, seinen Gaunerstreich verstehe ich, aber mir scheint, den Ihrigen habe

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