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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Namens.«
    »Gestatten Sie mir, mich selbst einzuführen,« versetzte der junge Italiener.
    Mit der Linken nahm er höflich seinen altmodischen Hut ab, während er mit der Rechten ausholte und dem Prinzen eine so schallende Ohrfeige versetzte, daß dessen weißer Hut die Treppe hinabkollerte und einer der blauen Blumentöpfe von seinem Gestelle fiel.
    Der Prinz, was er auch sein mochte, war jedoch keineswegs ein Feigling. Er sprang seinem Gegner an den Hals und legte ihn fast rückwärts in das Gras. Doch sein Feind entwand sich mit einer eigentümlich unpassenden Bewegung sich beeilender Höflichkeit.
    »Das wäre erledigt,« sagte er keuchend und in holperigem Englisch. »Ich habe insultiert. Ich werde Genugtuung geben. Marko, öffne den Kasten.«
    Der Mann ihm zur Seite mit den Ohrringen und dem großen schwarzen Kasten schickte sich an, diesen zu öffnen und entnahm ihm zwei lange itatienische Rapiere mit glänzenden Stahlgriffen und Klingen, die er mit der Spitze abwärts in den Rasen steckte. Der merkwürdige, dem Eingange gegenüberstehende junge Mann mit seinem gelben und rachgierigen Gesichte, die beiden wie zwei Friedhofkreuze aufrecht in der Erde steckenden Schwerter und die ausgerichtete Reihe der Ruderleute dahinter verliehen dem Ganzen das Aussehen irgend eines altertümlichen Gerichtshofes. Alles andere jedoch war unverändert geblieben, so rasch war die Unterbrechung geschehen. Das Gold der sinkenden Sonne glühte noch auf dem Rasen und die Rohrdommel schlug noch, wie um irgend ein kleines aber furchtbares Verhängnis anzukünden.
    »Prinz Saradin,« sagte der Mann namens Antonelli, »als ich ein Wickelkind war, töteten Sie meinen Vater und stahlen meine Mutter; mein Vater war der Glücklichere. Sie töteten ihn nicht ehrlich, wie ich nunmehr Sie töten werde. Sie und meine elende Mutter nahmen ihn auf eine Fahrt nach einem einsamen Wege mit, stürzten ihn eine Klippe hinab und zogen Ihres Weges. Ich könnte es Ihnen nachmachen, wenn ich wollte, aber Ihnen etwas nachzumachen ist mir zu verächtlich. Ich bin Ihnen durch die ganze Welt gefolgt und immer sind Sie mir entkommen. Dies aber ist das Ende der Welt – und auch das Ihrige. Jetzt habe ich Sie und ich gebe Ihnen eine Gelegenheit, die Sie meinem Vater nie gaben. Wählen Sie eines dieser beiden Schwerter.«
    Prinz Saradin schien mit zusammengezogenen Brauen einen Augenblick zu zaudern, aber seine Ohren klangen noch von dem Schlage; er sprang vorwärts und erfaßte einen der beiden Griffe. Auch Father Brown war herzugesprungen, bemüht, den Streit zu schlichten, bald aber erkannte er, daß seine persönliche Anwesenheit die Dinge nur noch schlimmer machte. Saradin war französischer Freimaurer und ein verbissener Gottesleugner und ein Priester brachte ihn infolge des Gesetzes der Gegensätze nur noch mehr in Harnisch. Und was den anderen betraf, so brachte ihn überhaupt nichts in Harnisch, weder Priester noch Laie. Dieser junge Mann mit seinem Bonapartegesichte und den braunen Augen war etwas noch weit Strengeres als ein Puritaner – ein Heide. Er war ein einfacher Totschläger aus der Frühzeit der Erde, ein Mann aus der Steinzeit – ein Mann aus Stein.
    Eine Hoffnung blieb noch, nämlich das Hauspersonal herbeizurufen und Father Brown rannte in das Haus zurück. Er fand jedoch, daß von dem Selbstherrscher Paul allen Dienstboten der Tag zu einem Besuche an Land freigegeben worden war und nur die finstere Mrs. Anthony schritt unruhig in den langgestreckten Zimmern umher. Aber in dem Augenblicke, da sie ihm ihr totenbleiches Gesicht zukehrte, löste sich ihm eines der Rätsel des Spiegelhauses. Die schweren, braunen Augen Antonellis waren die schweren, braunen Augen von Mrs. Anthony und in einem einzigen Aufflackern erkannte er die Hälfte der Geschichte.
    »Ihr Sohn ist draußen,« sagte er, ohne Worte zu verschwenden, »entweder er oder Saradin wird getötet. Wo steckt Mr. Paul?«
    »Er ist am Landungsstege,« erwiderte die Frau kraftlos. »Er – er signalisiert um Hilfe.«
    »Mrs. Anthony,« bemerkte Father Brown ernst, »es ist keine Zeit zu Unsinn. Mein Freund ist mit seinem Boote flußaufwärts und fischt. Ihres Sohnes Boot wird von seinen Leuten bewacht. Es gibt also nur dies eine Fahrzeug. Was macht Mr. Paul damit?«
    »Santa Maria! Ich weiß es nicht!« rief sie und sank der Länge nach auf den mit Matten belegten Boden.
    Father Brown hob sie auf das Sofa, schüttete einen Topf Wasser über sie, rief um Hilfe und rannte dann nach dem

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