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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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»weshalb nun konnte er nicht eher gekommen sein?«
    An die sieben Minuten später war die Insel durch einen Einfall von Stadtvolk und Polizisten belebt und die letzteren hatten ihre Hand an den obsiegenden Duellanten gelegt, wobei sie ihn pflichtschuldigst daran erinnerten, daß, was immer er sagen würde, ihm zur Last fiele.
    »Ich werde nichts sagen,« gab der mit der fixen Idee mit wunderbarem und friedevollem Gesichte zurück. Ich werde nie wieder etwas sagen. Ich bin sehr glücklich und wünsche nur, aufgehängt zu werden.«
    Dann schloß er den Mund, während man ihn abführte, und es ist die seltsame aber gewisse Wahrheit, daß er ihn nie mehr öffnete in dieser Welt außer um bei seiner Verhandlung das Wort »schuldig« auszusprechen.
    Father Brown hatte stieren Blickes den plötzlich bevölkerten Garten, die Verhaftung des Blutmenschen, das Hinwegtragen der Leiche nach erfolgter Untersuchung durch den Arzt betrachtet, etwa so wie jemand den Abschluß irgend eines garstigen Traumes verfolgt. Er war bewegungslos wie ein von Alpdrücken befallener Mann. Er gab Name und Adresse als Zeuge an, lehnte aber das angebotene Boot zum Übersetzen nach dem Lande ab und blieb allein in dem Inselgarten, sinnend den geknickten Rosenstrauch und den ganzen grünen Schauplatz dieser blitzschnellen und unerklärbaren Tragödie betrachtend. Längs des Flusses erstarb das Licht, Nebelstreifen stiegen aus dem sumpfigen Ufer auf und dann und wann huschte ein verspäteter Vogel vorüber. Hartnäckig aber erhielt sich in seinem ungewöhnlich lebendigen Unterbewußtsein eine sich jedem Ausdrucke entziehende Gewißheit, daß hier noch irgend etwas Ungeklärtes vorlag. Diese Empfindung, die schon den ganzen Tag über in ihm festgesessen hatte, ließ sich doch nicht vollends mit jenem Einfalle vom »Spiegelland« erklären. Die eigentliche, die wahre Geschichte mußte es immer noch nicht sein, sondern nur erst irgend ein Spiel, eine Maske. Und dennoch, niemand läßt sich um einer Scherzfrage willen hängen oder den Leib durchbohren.
    Während er grübelnd auf den Stufen des Landungssteges saß, wurde er des großen, dunklen Streifens eines Segels gewahr, das schweigend den schimmernden Fluß herabglitt, und so unvermittelt sprang er auf die Füße, daß er beinahe rücklings niederfiel.
    »Flambeau,« schrie er und schüttelte seinen Freund, als dieser mit seinem Angelzeug ans Land stieg, mit beiden Händen wieder und wieder zum großen Erstaunen dieses Sportsmannes. »Flambeau,« sagte er, »so hat man Sie also nicht umgebracht?«
    »Umgebracht?« fragte der Angler in gesteigertem Erstaunen. »Weshalb sollte ich umgebracht worden sein?«
    »O, weil fast jeder andere hier es auch ist,« sagte sein Gefährte ziemlich aufgeregt. »Saradin wurde ermordet und Antonelli verlangt, gehängt zu werden, und seine Mutter liegt bewußtlos drinnen und was mich betrifft, weiß ich nicht, ob ich noch in dieser Welt bin oder in der anderen. Aber Gott sei Dank, Sie sind in der gleichen.« Und er ergriff des verblüfften Flambeaus Arm.
    Im Weiterschreiten kamen sie unter das vorspringende Dach des niedrigen Bambushauses und blickten durch eines der Fenster hinein, wie sie es bei ihrer ersten Ankunft getan hatten. Sie bemerkten ein von Rampenlicht erhelltes Innere, das wohl darnach war, ihr Auge zu fesseln. Der Tisch des langen Speisezimmers war gedeckt worden, als Saradins Mörder wie ein Donnerkeil über die Insel hereingebrochen war. Und nun nahm das Abendessen seinen ruhigen Verlauf, denn Mrs. Anthony saß einigermaßen verdrossen am unteren Ende der Tafel, während am oberen Mr. Paul, der Majordomus, sich Essen und Trinken behagen ließ; dabei traten seine triefenden, bläulichen Augen merkwürdig hervor und die hageren Züge schienen undurchdringlich, wenngleich keineswegs einer gewissen Befriedigung entbehrend.
    Mit einer Bewegung heftiger Ungeduld rüttelte Flambeau am Fenster, stieß es auf und steckte seinen entrüsteten Kopf in den erleuchteten Raum.
    »Nun freilich!« schrie er. »Ich kann es begreifen, ihr werdet wohl etwas Auffrischung brauchen, aber geradezu eures Herren Abendessen wegstehlen, während – während er tot im Garten liegt –«
    »Ich habe viele Dinge in einem langen und angenehmen Leben gestohlen,« erwiderte der seltsame alte Herr in aller Ruhe, »und dies Abendessen ist eines von den wenigen Dingen, die ich nicht gestohlen habe. Dieses Abendessen und dieses Haus und der Gärten gehören zufällig mir.«
    Ein Gedanke

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