PRIM: Netzpiraten (German Edition)
PRIMs überein“, sagte die FBI-Direktorin Margaret King, „dass sie uns nicht direkt darüber informieren, wem sie Geheimdokumente oder jetzt sogar Programme geben.“
„Noch haben sie ja offenbar nichts weitergegeben, sondern nur Ankündigungen oder Angebote gemacht“, korrigierte Außenminister Perkins.
„Trotzdem geraten wir offensichtlich immer weiter unter Druck“, warf Präsident Stonington ein. „Hinsichtlich MI6 schlage ich vor, einfach abzuwarten. PRIM werden ihnen das Programm nicht verkaufen, solange sie noch mit uns ins Geschäft kommen wollen. Nur müssen wir das Geschäft auch zum Abschluss bringen. Lassen Sie uns über das Wie beraten! Folgen wir Malteses Punkten, zuerst also: Wie schätzen wir PRIMs Fähigkeiten zur Faktorisierung ein?“
„Ich möchte meinem Kollegen von der NSA nicht vorgreifen“, sagte Margaret King, „aber wir im FBI können nicht erkennen, wie PRIM uns bei der Faktorisierung unserer Produkte getäuscht haben könnten. Wir haben nicht hunderte Mathematiker, die eine gefestigte Meinung zum Problem haben. Wir konstatieren einfach, dass hier offensichtlich eine Aufgabe gelöst worden ist, deren Lösung man gemeinhin für extrem schwierig, aber niemals für unmöglich gehalten hat. Deshalb gehen wir im FBI davon aus, dass PRIM tatsächlich über die Lösung verfügen und sie möglichst teuer veräußern wollen.“
Grey antwortete sofort. „Liebe Kollegin, wir haben sogar über tausend Mathematiker. Und die meisten von denen, die sich mit Primzahlen beschäftigen, haben tatsächlich eine recht gefestigte Meinung zur Faktorisierung. Sie wissen, dass wir die Möglichkeit eines schnellen Durchbruchs, d.h. innerhalb eines Jahres, mit eins zu über zehntausend bewerten. Das entspricht einer Chance von einem Hundertstel Prozent. Es müsste PRIM also nach unserer Meinung ein unglaublicher Glücksgriff gelungen sein. Wir denken nach wie vor, dass es sich um Einbruch und Diebstahl oder um Verrat handelt. Allerdings haben wir für die Lieferung der Faktoren durch PRIM noch keine Erklärung.“
Die konträren Meinungen von NSA und FBI sorgten für eine fast zehn Minuten lange, hitzige Debatte. Schließlich einigte man sich darauf, dass man auf der sichereren Seite sei, wenn man PRIM die Lösung des Faktorisierungsproblems zutraute.
Über PRIMs wahrscheinliches weiteres Vorgehen herrschte dagegen schnell Konsens. PRIM würden die bereits verlangte, dritte und letzte Übergabe abwarten und im Fall des Misslingens ihre Drohungen wahr machen. Das musste unbedingt verhindert werden.
Joergensen gab noch einmal eine Übersicht über die politischen und die finanziellen Auswirkungen, die bei den verschiedenen Szenarien zu erwarten waren. Alles sprach dafür, erst einmal mit PRIM ins Geschäft zu kommen. Ohne Tricks, die die Hergabe von PRIMs Wissen gefährden könnten. Gleichzeitig musste man vorbeugend die Verwendung von PK-15 einschränken, aber so vorsichtig, dass es nirgends auffiel. Genauso vorsichtig musste man damit beginnen, auf der Basis von PK-15 archivierte Daten neu und anders zu verschlüsseln und danach die alten Daten zu vernichten.
Präsident Stonington fasste die Beschlüsse zusammen: „Secret Service und FBI beschaffen die Brillanten mit den Zertifikaten. Secret Service besorgt die verlangten Garantien für die Straffreiheit. Und sobald wir das Programm haben, jagen wir die Erpresser und bringen sie vor Gericht. Ich gehe davon aus, dass wir die Öffentlichkeit aus Gründen der Staatssicherheit und des militärischen Geheimhaltungsbedarfs heraushalten werden. Richten Sie alle Ihre Aktivitäten im Hinblick auf dieses Ziel aus!“
31
Sie konnten die Hütte noch nicht sehen, als sie lautes Hundegebell hörten.
„Er hat wohl wieder einen Hund“, sagte Pamela Bissel.
„Da kommt er schon. Hoffentlich läuft er mir nicht vor die Räder.“ Alice bremste die Fahrt ab und brachte den Wagen zehn Meter vor der Hütte zum Stehen. „Also denken Sie daran: Beagle wird nicht erwähnt!“
Paul Meynard kam aus der Tür, rief den Hund zu sich und beruhigte ihn. Dann ging er mit dem Hund an seiner Seite zum Auto und öffnete Bissel die Tür.
„Er ist noch sehr jung. Verspielt. Keine Angst!“, begrüßte er Bissel. Der Hund sprang an Bissel hoch, und Meynard fasste ihn am Halsband und zog ihn zurück.
„Ein Rottweiler?“, fragte Alice, die um das Auto herumgekommen war. Sie gab Meynard die Hand.
„Fast richtig, Mrs. Lormant. „Nein. Ist ein Amerikanischer
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