PRIM: Netzpiraten (German Edition)
Kontounterlagen?“
„Doch, und von der Steuer.“
„Und die Kontounterlagen wollten Rudrin und Smith nicht sehen?“
„Nein. Und zeige sie auch nicht.“
Weder Alice noch Bissel baten um Einsicht in die Kontounterlagen.
„Wird Walters Post hierher nachgesandt?“, fragte Alice.
„Ja, Rechnungen. Aber jetzt nichts mehr. Nur Kündigungen. Rechnung von der Beerdigung.“
Alice überlegte, ob sie Meynard nach auffälligen Verzögerungen bei der Postzustellung fragen sollte. Aber die wären ihm sicherlich nicht aufgefallen. Zeit hatte hier draußen eine andere Bedeutung.
Nach einer Weile schien Meynard noch etwas einzufallen: „Sollte versprechen, mich zu melden. Wenn ich etwas von Walter finde. Habe gefragt, was denn. Warum sie das wissen wollen. Weil es alles durcheinander ist. Sagen sie. Und weil Walter vielleicht ein Päckchen hat. Versteckt. Ich soll es nicht öffnen. Es ist vielleicht eine Sprengung.“
Alice sagte mehr zu sich selbst als zu den anderen: „Sie haben den armen Walter in irgendetwas hineingezogen. Und nun haben sie Angst, dass es herauskommt. Im Zweifelsfall wollen sie es Walter anhängen, der kann sich nicht mehr wehren.“
„Das sehe ich auch so“, fiel Bissel ein. „Schweinerei. Wir merken es ja auch, nicht wahr, weil sie bei uns genauso herum spionieren.“
„Sie können uns helfen Walters Ansehen zu wahren, Mr. Meynard“, sagte Alice. „Es wäre nicht das erste Mal, dass etwas zu Lasten eines Unschuldigen vertuscht wird. Wir können das wahrscheinlich verhindern, wenn wir die nötigen Informationen bekommen. Mein Vorschlag, unser Vorschlag ist, dass Sie erst einmal uns benachrichtigen, bevor Sie sich bei Rudrin oder Smith melden. Wir können dann alle gemeinsam entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen. Was meinen Sie dazu?“
„Ist okay. Traue denen nicht. Habe hier aber kein Telefon.“
„Von wo aus telefonieren Sie denn?“
„Im letzten Dorf. Wo sie durchgefahren sind. Im Kaufladen ist ein Telefon.“
„Gibt es da noch andere Telefone? Ich meine in dem Dorf?“
„Der Pächter von der Tankstelle hat eins. Kenne ich gut. Ein Freund.“
„Nehmen Sie das, Mr. Meynard! Und rufen Sie mich und nicht Mrs. Bissel an! Sie wissen ja, dass sie für uns im Weißen Haus arbeitet. Und da wird so ziemlich alles abgehört und überwacht. Welche Telefonnummer hat Ihr Freund?“ Alice schrieb ihre Telefonnummer für Meynard auf einen Zettel.
„Weiß nicht. Rufe ihn nie an.“
„Natürlich. Wie heißt er, dann kann ich die Nummer erfragen. Ich brauche das, damit ich gleich erkenne, dass Sie mich anrufen.“
„Gartner. Will Gartner.“
32
„Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass sie etwas gemerkt haben?“, fragte Alice.
„Nein“, antwortete Peter Cornwell.
„Nein“, fiel Samantha Perlin ein, „wir haben aus ganz unterschiedlichen Orten angefragt und viel Zeit dazwischen gelassen. Sehr knackige, seriöse Deckadressen. Keine Rückfragen.“
„Gut. Dann schauen wir doch mal, was DATA TODAY herausgefunden hat. Die Auskünfte zu den Sinclairs haben wir ja schon eine Weile. Sie ist ein unbeschriebenes Blatt. Keinerlei Auffälligkeiten. Aber Bernhard Sinclair hat zeitweilig zusammen mit Gregory Stonington studiert. Sie kannten sich also bereits vor den Eheschließungen. Und Sinclair musste die Uni verlassen. Wegen unanständigen Verhaltens. Keine Details. Keine Notiz darüber in der Presse aus der Zeit, als Stonington sich um das Amt bewarb und die Familie und Freunde durchleuchtet wurden. Wahrscheinlich harmlos, kein Bezug auf PRIM erkennbar. Jedenfalls können wir uns dort weitere Nachforschungen erst einmal ersparen.“
„Man braucht ja nur andere Studenten aus der Zeit zu fragen. Müsste schnell herauszufinden sein“, wandte Perlin ein.
„Später!“, wiederholte Alice. „Da kann man auch mal nachschauen, warum die Details fehlen oder entfernt wurden. Kommen wir zu Charles Moore.“
„Ich habe die Auskunft bereits an dich gemailt“, sagte Cornwell. „Sie ist gestern gekommen. Vorher mussten wir leider dreimal über die ganze Kette mit DATA TODAY Rückfragen und Präzisierungen austauschen. Moore ist unter den zehn häufigsten Namen in den USA. Und es gibt offenbar hunderte Charles P. Moores.“
„Dann war meine Frage ja berechtigt, ob die etwas gemerkt haben können“, unterbrach Alice Peter Cornwell.
„Nein, nein. Wir haben uns sehr vorgesehen mit unseren Angaben. Bei der ersten Rückfrage wollten sie zum Beispiel unter anderem
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