PRIM: Netzpiraten (German Edition)
wegen der unruhigen Kamerahaltung und wegen der großen Aufnahmeentfernung. Die Kameraelektronik hellte das Bild auf. Es stand in starkem Kontrast zu dem abnehmenden Tageslicht.
Wheelwright und Decker studierten Pläne des Restaurants. Man hatte beschlossen, die Restaurantleitung nicht zu informieren. Rust ließ Werback fragen, welche Speisen im Restaurant angeboten wurden. Sie war hungrig.
Allerdings sollte sie das Restaurant nicht betreten. Noch bevor die beiden am Bootshaus angekommen waren, traf die nächste Anweisung der Erpresser ein.
Liebe Mrs Stonington.
Rufen Sie jetzt Mrs Rust an. Sie soll mit dem FBI
Agenten zum Bootsverleih neben dem Restaurant
gehen. Es ist ein Ruderboot für sie unter dem
Namen PRIM reserviert. Sie sollen den Koffer mit
in das Boot nehmen und zum Bethesda Brunnen
hinüberrudern aber nicht weiter als 25 Meter an
das Ufer heranfahren und dort die Position halten.
Weitere Anweisungen folgen.
PRIM
Krienitz hielt nichts von weiteren Verzögerungen. Sie gab der First Lady das Zeichen, Rust anzurufen. Und während Pamela Stonington die Mitteilung an ihre Freundin weitergab, wandte sich Krienitz an Camper: „Silber erhält die Meldung jetzt. Sieht aus wie der uralte Trick mit dem anderen Ufer.“
Die Bemerkung wurde nicht kommentiert. Entweder wussten alle bis auf Alice, was Krienitz gemeint hatte, oder sie ignorierten die Bemerkung. Hoover verteilte schon wieder Aufgaben und stellte Fragen. Decker sollte Agenten um den See verteilen. Tiefe des Sees? Wo befinden sich Abflüsse? Wir groß sind sie? Größe der Ruderboote? Entfernung Bootssteg zum Brunnen? Wegbeschreibungen für Werback weiterhin durch Chayenne. Vernehmung des Bootsverleihers, sobald Rust und Werback weit genug weggerudert sind. In Booten folgen? Wenn es nur fünfundzwanzig Meter bis zum Ufer sind? Zumindest sollten sich zwei Mann dafür bereithalten.
Eine Stimme aus Spider meldete sich: „Kann Dampfender Maulwurf nach Hause fahren? Er sitzt jetzt seit Stunden bei uns, erzählt uns Schauergeschichten und wird ungeduldig.“
Hoover dachte, er hätte sich verhört. Fragend sah er zu Wheelwright hinüber. Der schaltete auf einen anderen Kanal. „Wo wohnt er denn?“
Die Antwort verzögerte sich. Dann: „Drüben in Jersey City.“
Wheelwright bat um einen Moment Geduld und erklärte Hoover: „Das ist der erfahrenste Mann aus der Dreißig-Mann-Truppe von Con Edison, die Tag für Tag das Dampfleitungssystem wartet und repariert. Einhundertsechzig Kilometer alte, korrodierende Leitungen in ebenso alten, korrodierenden Tunneln. Es gibt immer wieder mal Explosionen, die letzte im Jahr 1987. Jeder kennt ihn nur unter dem Namen Dampfender Maulwurf. Er …“
„Okay, Mat, okay. Keine Indianergeschichten! Jersey City ist zu weit. Vielleicht brauchen wir ihn noch.“ Wheelwright gab die Entscheidung weiter.
Hoover dachte einen Moment nach, dann fragte er Wheelwright: „Die warten das System Tag für Tag? Auch im Sommer? Wofür denn Dampf im Sommer?“
Wheelwright schien es auch nicht zu wissen, er erkundigte sich wohl beim Dampfenden Maulwurf. Dann kam seine Antwort: „Dampf ist Energie. Wird im Sommer vor allem für die Kühlanlagen genutzt.“
Alice fragte Hoover, ob er schon einmal mit einem Grundnetz gefischt hatte. „Nein“, sagte Hoover, „erzähl es mir!“
„Wenn PRIM heimlich ein Grundnetz ausgelegt haben, zwanzig Meter im Durchmesser, enge Maschen aus dünnen, durchsichtigen Fäden, dann können sie dieses Netz zusammen mit einem ins Wasser geworfenen Brillantenbeutel an jede beliebige, vorher ausgesuchte Stelle des Ufers ziehen. Oder hinter einem der anderen Ruderboote auf dem See herziehen, bis sie es unbeobachtet einholen können.“
Hoover verdichtete den Kreis der Polizisten und Agenten um den See. Er gab Anweisung, ab einem Zeitpunkt, den er später angeben werde, niemanden aus dem Kreis herauszulassen der nicht gründlich durchsucht worden war.
„Sie könnten auch ferngelenkte Boote einsetzen. Ein Modellschiff. Ein Modellrennboot.“ Hoover sprach mehr zu sich selbst als zu Alice. Sie hatte den gleichen Gedanken gehabt und wollte sich keine Rechenschaft darüber geben, warum sie ihn nicht erwähnt hatte. Sie hätte ja sogar einen Experten für solche Boote empfehlen können.
„Das Modellboot müsste zu einem der Ruderkähne oder an eine Stelle am Ufer gelenkt werden. Da sollten die gleichen Gegenmaßnahmen
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