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PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
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umdrehen! Sitzen bleiben!“
    Bob Talburn erstarrte und zögerte einen kurzen Moment, dann hob er langsam die Arme und faltete die Hände hinter seinem Kopf. Alice überlegte, ob sie ihm befehlen sollte, aufzustehen und sich umzudrehen. Noch nicht, beschloss sie. Weiter mit fester Stimme: „Kann man von der Terrasse aus Modellhubschrauber fliegen und landen lassen?“
    „Ich vermute ja.“ Talburn schien nicht sehr überrascht.
    „Wenn solch ein Hubschrauber mit Brillanten im Wert von hundert Millionen Dollar angeflogen kommt, das muss doch ein sehr intensives Gefühl sein. Euphorisch. Ekstatisch. Orgiastisch. So wie im Sinnestaumel!“
    „Bei weitem nicht so intensiv, Agent Alice Lormant, NSA.“ Alice schluckte. Nicht so wie bei ihrem Sinnestaumel. Und seit wann wusste er, wer sie war?
    „Robert Talburn. Ich verhafte Sie wegen räuberischer Erpressung, wegen Geheimnisverrats und wegen unerlaubten Eindringens in regierungseigene Rechnersysteme.“

35
    Alices Flugzeug von Laguardia landete um 8 Uhr in Baltimore. Etwas mehr als eine Stunde Schlaf hatte sie im Flug nachgeholt. Mit den vielleicht vier Stunden in New York waren das immerhin gute fünf Stunden. Aber sie war nicht müde. Im Zug nach Washington dachte sie nicht an Schlaf. Sie dachte an die letzte Nacht.
    Es war noch genügend Zeit vorhanden, im Grand Hyatt vorbeizugehen, sich frisch zu machen und die Kleider zu wechseln. Die Beagle-Sitzung sollte erst um 10 Uhr beginnen. Wie vorausgesehen.
    Die Arena war so gut besetzt wie selten zuvor. Alice vermochte niemanden zu nennen, der fehlte. Frank Werback war neu in der Runde. Und Decker. Er hatte offenbar keine Zeit zum Rasieren gefunden, und seine dunklen Bartstoppeln standen in seltsamem Kontrast zu seinem kahlen Kopf. Einen Moment lang glaubte Alice, dass er in dieser Runde, an diesem Ort, auf seinen Kaugummi verzichtet hatte. Aber dann sah sie die verräterischen, kleinen Bewegungen seiner Kiefermuskeln. Belinda Rust war nicht da, aber Alice hatte sie auch noch nie hier unten gesehen. Joergensen überließ Samantha Krienitz die Leitung des Treffens. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, war aber unerwartet ruhig und gelassen. Sie merkte an, dass sie wohl alle recht wenig Ruhe in der vergangenen Nacht gefunden hätten, und dass es eine gute Zeit für einen starken Kaffee sei.
    Nach einem langsamen, offenbar genüsslichen Schluck aus ihrem Becher sagte sie: „Da wir ja hier sozusagen die Zentrale sind, auch wenn der Hauptschauplatz Manhattan war, gebe ich einmal zu Beginn eine Zusammenfassung, wie sich die Sache zur Zeit im Weißen Haus und beim Secret Service darstellt.
    Wir wissen noch nicht, ob PRIM die dritte Übergabe als gelungen ansehen werden. Gemessen an PRIMs Vorgaben ist sie nicht gelungen. Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass sie die Brillanten haben. Wenn in den nächsten Tagen sehr unangenehme Dinge in der Presse erscheinen sollten, wissen wir, wie PRIM die Sache sehen.“
    Alice bemerkte starken Stress bei Krienitz. Die große Ruhe und die langsame und deutliche Sprechweise waren erzwungen. Die Pausen hinter ihren Sätzen waren noch länger als sonst. Krienitz musste sich beherrschen. Sie stand unter ungeheurer Spannung.
    „Die Ermittlungen haben uns nicht näher an die Erpresser herangebracht. Beginnen wir mit den beiden, die in Philadelphia beim Halt auf freier Strecke aus dem Expresszug gestiegen sind. Völlig unbeteiligt, nur extrem ängstlich. Sie glaubten, dass eine Bombe im Zug sein könnte. Weiter zum See im Central Park. Die Bootsbestellung lässt sich nicht rückverfolgen. Die Halbtagskraft beim Bootsverleih kann sich nicht einmal erinnern. Ob die telefonische Reservierung von einem Mann oder einer Frau kam. Reservierungen an Werktagen werden dort ohnehin kaum ernst genommen. Weil immer Boote frei sind. Die vier Männer, die Rust und Werback die anderen Boote vom Hals gehalten haben, sind polizeibekannte Kleinkriminelle. Sie waren sich bewusst, nichts Verbotenes getan zu haben. Und entsprechend stur haben sie sich über Stunden bei den Verhören verhalten. Erst heute früh um 2 Uhr ..“
    „Um drei“, warfen Wheelwright und Decker gleichzeitig ein.
    „... um 3 Uhr kamen sie mit der Wahrheit heraus. Sie sind vorgestern Nacht in einer Kneipe in Brooklyn von PRIM angeworben worden. PRIM ist in diesem Fall ein Mann. Den sie nicht beschreiben können. Weil es in der Spelunke zu dunkel war. Diese Lichtverhältnisse sind durch Kontrolle bestätigt worden. Ein Fall für die

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