PRIM: Netzpiraten (German Edition)
schauen Sie nach, ob die Büchse leer ist!“, gab Hoover weiter.
„Die Büchse ist leer“, kam die Antwort zurück. Der Hubschrauber erzeugte ein merkwürdig an- und abschwellendes, schepperndes Hintergrundgeräusch. Es hing sicher mit der jeweiligen Kopfhaltung Werbacks und der daraus resultierenden Abdeckung seines Mikrofons zusammen.
„Fragen Sie ihn, ob Bücher in die Büchse passen!“ Alice hatte ihre Augen geschlossen, als ob sie sich die Situation auf dem See so besser vorstellen konnte.
„Können Sie ein paar Bücher in die Büchse legen?“, fragte Hoover.
„Quer vielleicht. Und nur wenige. Die Büchse ist nur etwa drei Zoll im Quadrat groß.“
„Er soll ein paar hineintun, dann das Zeichen mit den Armen geben“, sagte Alice, als ob sie das Kommando hatte. Hoover zögerte nicht, den Vorschlag weiterzugeben.
Rust war wie gelähmt. Sie sah zu, wie Werback ein paar Blätter der Dokumente zusammenrollte und in die Büchse schob. Gleichzeitig bemerkte sie, dass der Rand der Terrasse am Ufer voller Menschen war, die offenbar gebannt zusahen. Werback breitete die Arme aus. Sekunden später gewann der Hubschrauber Höhe. Aber diesmal nur bis zwanzig Meter, dann flog er an Höhe gewinnend in nördlicher Richtung davon.
Die Ratlosigkeit musste in der Arena etwa gleich groß sein wie in Camper. Jedenfalls begannen beide Seiten gleichzeitig zu sprechen, nachdem mindestens eine Minute bedrückendes Schweigen geherrscht hatte. Krienitz setzte sich durch: „Berichten Sie, Wheelwright!“
Matthew Wheelwright machte kein glückliches Gesicht. „Wir rekapitulieren die Situation, Mrs. Krienitz.“
„War das nun die Übergabe? Die Wurst scheint jedenfalls bei den Handwerkern zu sein.“
Das Lachen über diesen Code-Jargon in Camper wirkte befreiend. Hoover wandte sich an Beagle. „Wir werden Companion und Silber anhören. Dazu zusammenfassen, was wir und die Agenten am See mitbekommen haben. Wir melden uns in fünf Minuten.“
„Wir müssen klären, ob der Hubschrauber im Park gelandet ist. Wenn ja, dann sicherlich außerhalb unseres Überwachungskreises. Befragung der Parkbesucher durch die Polizei.“ Alice wollte nicht so auftreten, aber es gab keine Zeit für Höflichkeitsfloskeln.
Hoover setzte Decker darauf an, die Polizei einzuweisen. „In vier Minuten wollen wir Ergebnisse haben. Nur die, die eine Landung im Park beinhalten.“
Werback versicherte, dass es wirklich wieder die Büchse war. Und es gab kein Netz am unteren Ende der Stange. Rust fragte, ob sie nicht endlich zurückrudern konnten.
„Nein. Noch nicht“, sagte Hoover. „Es kann durchaus sein, dass die Handwerker den Hubschrauber noch einmal schicken. Mit einem Netz. Auch vermeintlich gewiefte Leute können Fehler machen.“
Hoovers Team schickte ein erstaunlich gut aufbereitetes Foto des Hubschraubers. Der Begleittext war kurz und prägnant:
Tarnkappenflugzeug. Flugkörper fast nur aus ebenen Flächen mit scharfen
Kanten zusammengefügt. Möglicherweise sogar aus Plastik oder Holz.
Mit Radar praktisch nicht erfassbar, auch schon wegen der geringen Größe.
Am Boden wahrscheinlich Kameraobjektiv.
Die Befragung der Parkbesucher zeigte, dass nur zwei ältere Frauen glaubten, eine Landung gehört zu haben, nördlich vom Jacqueline Kennedy Onassis Reservoir. Sie waren über hundert Meter vom angenommenen Landeplatz entfernt. In dieser Entfernung war der Verkehrslärm von der Fünften Avenue an der Ostseite und von der Central Park West an der gegenüberliegenden Seite mindestens genau so laut wie der Modellhubschrauber. Im gleichen Bereich des Parks versicherten dagegen viele Besucher, dass sie eine Art rauschendes Fluggeräusch in größerer Höhe wahrgenommen hätten, ohne mehr als einen Schatten wie den eines Vogels gesehen zu haben. Danach war der Hubschrauber beim zweiten Flug in Richtung Südwesten aus dem Parkbereich gelangt.
Inzwischen gab es Ärger mit der Presse. Reporter hatten im Gegensatz zu den Aussagen des Verleihers noch Boote bekommen und versuchten, zu Rusts Boot zu gelangen. Die Männer, die Rust und Werback schon zuvor vor zu viel Neugier beschützt hatten, konnten kaum noch etwas gegen den Ansturm tun. Pausenlos zuckten Blitzlichter auf. Rust und Werback würden morgen bekannte Leute sein, trotz des Tuchs, das Rust sich vor das Gesicht hielt.
Werback gab seinen Bericht an Krienitz und Beagle. Aus der Arena kam Zustimmung, die Übergabe zu beenden. Decker veranlasste,
Weitere Kostenlose Bücher