Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PRIM: Netzpiraten (German Edition)

PRIM: Netzpiraten (German Edition)

Titel: PRIM: Netzpiraten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Enss
Vom Netzwerk:
abgeschlossen haben. Und das neben Ihren anderen, sehr beeindruckenden Qualifikationen im Bereich Mathematik und IT-Wissenschaften. Und Sport. Wie haben Sie das geschafft, frage ich mich, wenn ich mir - verzeihen Sie - Ihr Alter ansehe?“
    „Sir?“, antwortete Alice und suchte nach Worten.
    Tessenberg lachte freundlich. „Ich sehe es ja hier“, sagte er und deutete auf die Papiere, „immer die Beste und immer die Schnellste. Überflieger. Ich wünschte, meine Tochter würde auch nur über ein Drittel Ihrer Energie und Ihres Fleißes verfügen.“
    Alice schwieg.
    „Sie sind für die entscheidende Weiterentwicklung der Roboter für den diesjährigen Hopeman-Preis vorgeschlagen worden. Das Komitee hat Sie mit sechs zu einer Stimme gewählt.“
    „Oh. Danke. Das freut mich sehr, Sir.“ Die Gedanken rasten durch ihren Kopf. Würde es eine feierliche Übergabe des Preises aus der Hand des Direktors vor einer Riesenzahl von NSA-Mitarbeitern geben? Und würde sie eine Dankesrede halten müssen?
    Tessenberg erkannte ihre emotionale Aufgeregtheit. „Es ist eine große Ehre. Und wenn ich es richtig sehe, gab es bisher keinen Preisträger, der so jung war wie Sie. Seien Sie stolz!“
    „Danke“, war alles, was Alice sagen konnte. Deshalb hatte er sie also zurück gerufen. Um ihr das mitzuteilen und sie darauf vorzubereiten. Sie glaubte, dass das Gespräch beendet sei und wollte aufstehen. Er legte seine Hand auf ihren Arm.
    „Diese Roboter, die Sie entwickelt haben, Miss Lormant, können die sich selbst aussuchen, wohin sie gehen? Tyler Edwards hat mir etwas in der Richtung erzählt.“
    Er versucht offenbar, mich etwas zu beruhigen und heuchelt echtes Interesse, dachte Alice. Wie viel er wohl von der komplizierten Materie versteht? Wahrscheinlich sehr wenig, viel weniger als Edwards, entschied sie. „Ja, insoweit ähneln sie den Viren, mit denen die Hacker fremde Rechner und Netze infizieren, aber sie sind viel weiter entwickelt und richten keine Schäden an fremden Programmen oder IT-Systemen an. Wir nennen sie Ferrets. Sie vermehren sich und finden selbständig passende Einfallstore auf fremden Rechnern. Aber da diese Tore sehr unterschiedlich sind, programmieren wir viele unterschiedliche Ferrets.“
    „Die dann Informationen oder sogar Kopien von fremden Rechnern an uns zurückschicken, wenn sie fündig geworden sind.“
    „Im Prinzip schon. Das ist die zweite Seite unserer Ferrets, mit der sie Funktionen von Trojanern übernehmen. Sie suchen Dateien mit Schlüsselwörtern oder charakteristischen Eigenschaften, die wir vorgeben. Sie kopieren und verschlüsseln gefundene Dateien und auch bestimmte Tastatureingaben und schicken sie über mehrere Umwege an eine Adresse außerhalb der NSA, von wo wir sie dann abrufen. Dabei erfahren wir dann auch, von welchen Rechnern oder Datenbanken die Dateien kommen. Nach der Aktion löschen und überschreiben die Ferrets alle Hinweise auf ihre Aktivitäten und zerstören sich selbst. Sie wissen natürlich, Sir, dass die NSA und das FBI verdeckt Trojaner einsetzen; bisher aber immer nur auf zuvor ausgesuchten Rechnern. Die Ferrets finden Rechner, deren Identität uns bis dahin unbekannt ist.“
    „Und was ist das Besondere an Ihrer Weiterentwicklung, das das Komitee so überzeugt hat?“
    „Genau weiß ich das natürlich nicht, aber ich nehme an, dass es die völlig neuartigen Absicherungen gegen Entdeckung und die neuen Methoden der Sperrenüberwindung unserer Ferrets sind.“
    „Hat die Sperrenüberwindung irgendetwas mit dem Mailverkehr zu tun?“
    Alice überlegte, was sie sagen sollte. Sie konnte ihren Vorgesetzten nicht belügen. Wenn sie lediglich mit ja antwortete, würde sie nicht lügen. Aber Tessenberg würde wohl annehmen, dass die Ferrets mit Mails auf die Rechner gelangen. Dann würde er hoffentlich nicht weiter fragen.
    „Ja.“
    „Wie viele Leute beaufsichtigen Sie in Ihrem Haufen, Miss Lormant?“
    Diese Frage überraschte sie. Sie hatte eine nach der Legalität des Einsatzes der Ferrets erwartet. Er war illegal, und sie hatte eine sehr, sehr spezielle Anweisung erhalten, dennoch weiter zu machen und die Ferrets zu testen, sogar im Ausland. Jeder Einzelne in ihrer Gruppe war nach intensiver Durchleuchtung  durch Chekschenkows Leute, wie sie seit heute wusste  vereidigt worden und musste die Aktivitäten geheim halten, sogar gegenüber allen NSA-Mitarbeitern mit Ausnahme bestimmter Vorgesetzter. Sie vermutete jetzt, dass Tessenberg die Details kannte

Weitere Kostenlose Bücher