PRIM: Netzpiraten (German Edition)
sind da noch hunderte. Wenn wir spezielle Probleme haben, finden wir da immer welche, die sich genau damit auskennen.“
Inzwischen waren sie am Haupteingang des J. Edgar Hoover Building angelangt. Noch vor der Eingangstür wurden sie von einer jungen Frau in dunkelblauem Kostüm angesprochen: „Guten Tag, Miss Lormant, Mr. Kaestner, Mr. Possner. Ich bin Kathleen Curland, FBI. Ich habe hier Clips mit Ihren Namen. Bitte, stecken Sie sie an! Ich begleite Sie in den Konferenzraum.“ Auch wenn sie keinen Wagen geschickt haben, ist das weit besser als der Empfang in der Arena, sagte sich Alice.
Der Konferenzraum vermittelte trotz der überall sichtbaren Technikausrüstung eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Alice führte das auf die erstklassige Abstimmung der Farben im Raum und auf die zweckmäßige Möblierung zurück. Hier hatte ein Innenarchitekt gewirkt. Bei Konferenzbeginn waren bis auf Moore alle Mitglieder von Beagle gekommen.
Arriver war etwa sechzig Jahre alt und vermittelte durch Kleidung, goldumränderte Brille und Habitus den Eindruck eines erfolgreichen Geschäftsmannes. McFarlane stellte ihn vor und wies dabei auf die fünfunddreißigjährige Erfahrung mit Edelsteinen hin, die Arriver sich in seinem Berufsleben erworben hatte. Nun sollte er den Geheimdiensten bei der Überwachung und Verhinderung eines besonders raffinierten Drogendeals zur Seite stehen, bei dem zur Bezahlung offenbar Brillanten verwendet werden sollten.
Zuerst sollte Arriver zu den gegenwärtigen Preisen Auskunft geben. McFarlane nannte die Qualitätsmerkmale, die PRIM verlangte, und die Größeneinteilungen in die vier Gruppen von zwei bis fünf Karat. Die Preise seien zur Zeit recht stabil, erläuterte Arriver, und bewegten sich für zertifizierte Brillanten in den beschriebenen Größen um zwanzigtausend bis hunderttausend Dollar je nach Größe in dem angegebenen Bereich. „Auf das Gewicht bezogen ist das einhundertmal so viel an Wert wie bei Fünfhundert-Dollar-Noten, wenn es sie noch gäbe“, ergänzte Arriver.
„Kann man Diamanten auch zu diesen Preisen verkaufen?“, fragte Neil Kaestner.
„Das ist nicht so leicht zu beantworten“, erwiderte Arriver. „Zunächst einmal war ja nach Brillanten gefragt worden, also mit besonderem Schliff verarbeiteten Diamanten. Brillanten haben siebenundfünfzig Facetten, siebenundfünfzig Flächen in unterschiedlicher Ausrichtung. Ungeschliffene Diamanten, die wir Rohdiamanten nennen, werden fast nur zwischen den Minen und den Großhändlern gehandelt. Brillanten können von jedermann an Händler oder an Privatpersonen verkauft werden. Die Preise schwanken viel mehr als beim Erstverkauf nach dem Schleifen. Ich würde mit einem Verlust zwischen zwanzig und fünfunddreißig Prozent beim Verkauf rechnen, jedenfalls wenn Sie an einen Juwelier oder Diamantenhändler verkaufen. Bedenken Sie, dass die auch Kunden zum Weiterverkauf benötigen, sonst verlieren sie nur Kapital! Die Dealer, von denen Sie sprechen, müssen also gute Gründe für eine Bezahlung in Brillanten haben.“
Alice spürte Arrivers Zweifel an der von McFarlane vorgetragenen Begründung für das Treffen. Aber sie mussten dabei bleiben, um nicht neue Zweifel aufkommen zu lassen. Deshalb fragte sie Arriver: „Warum könnten die Dealer zertifizierte Brillanten haben wollen, Mr. Arriver? Und erleichtert ein Zertifikat mit der dazu passenden Gravur den Verkauf?“
„Zertifikate und Gravuren bezeugen die Echtheit und Qualität der Steine und dokumentieren die jeweiligen Identifikationsmerkmale. Man kann sie kaum fälschen, weil die Zertifikatenummern registriert sind und Duplikate bei den Zertifizierungsstellen hinterlegt sind. Ein Händler oder Juwelier wird die Nummern mit der Registrierung abgleichen, wenn ihm Steine von unbekannter Seite zum Ankauf angeboten werden, ganz abgesehen davon, dass er als Fachmann die Echtheit der Steine auch selbst prüfen kann. Ein privater Käufer wird sich sicherer fühlen, wenn ein Zertifikat vorhanden ist, und noch sicherer, wenn eine dazu passende Gravur vorhanden ist, aber er wird nur in den seltensten Fällen anhand des Registers überprüfen, ob es zu den Steinen Einträge über Diebstahl oder andere gesetzwidrige Handlungen gibt. Zertifikate gelten im Übrigen als Wertnachweis bei der Versicherung.“
„Kann man die Lasergravuren eigentlich auch wieder entfernen? Oder sie unleserlich machen?“, fragte Alice weiter.
„Das ist möglich. Die Rundiste, das ist der umlaufende Rand
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