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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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besuchen als die des Königs, das war der Deal, hopp oder topp. Wenn man beim Besten gesehen werden wollte, dann kostete das, und hier saßen die Frauen, die den eigentlichen Job machten, die die Manege ausstreuten und die Zirkuspferde reinriefen.
    »Gute Idee«, sagte Karin Bellhorn nachdrücklich und stürmte auf die Kaffeemaschine los. »Wir sollten uns hier einen Automaten hinstellen, aber da schmeckt der Kaffee nur halb so gut, als wenn man ihn selbst aufbrüht, nicht wahr?«
    Sie ging zur Spüle, holte zwei Porzellanbecher aus dem oberen Schrank und reichte Annika einen davon.
    »Sind Sie mit Anne verabredet?«, fragte die Produzentin, während sie den Kaffee eingoss.
    »Ja, nur kurz auf einen Kaffee«, antwortete Annika und suchte nach Milch.
    »Die ganze Zeit rufen Journalisten an«, sagte Karin Bellhorn und sah sie unverwandt an. »Es gibt nicht viele, die zu der ganzen Menagerie von Mordverdächtigen Zugang haben.«
    Annika spürte den brennenden und fremden Blick der Frau.
    Sie wand sich ein wenig, plötzlich fühlte sie sich nicht wohl in ihrer Haut.
    »Möchten Sie, dass ich gehe?«
    Karin Bellhorn trank an die Spüle gelehnt ihren Kaffee. Sie seufzte. Mit einem Mal wirkte sie in sich zusammengesunken und müde.
    »Aber nein«, sagte sie, »wegen mir jedenfalls nicht.«
    Annika versuchte zu lächeln und suchte angestrengt nach etwas, was sie sagen könnte.
    »Wissen Sie«, sagte die Produzentin plötzlich, »Sie sind jemand, der einem auffällt.«
    Sie sagte das nicht kokettierend, und dennoch musste Annika den Blick senken, und ihr wurde heiß.
    »Es ist seltsam«, fuhr Karin Bellhorn fort. »Was bewirkt, dass einem manche Menschen auffallen und andere nicht? Zu einem gewissen Teil hat es mit Schönheit zu tun, aber nicht nur. Michelle war ja nicht im klassischen Sinne schön, aber ich habe noch nie jemanden erlebt, der auf dem Bildschirm so gut rüberkam wie sie.«
    Annika nickte und dachte an das Band in Annes Schneideraum, an den Effekt, wenn Michelle das Licht anknipste und so atemberaubend lebendig wurde.
    »Stimmt es, dass alle neidisch auf sie waren?«, fragte Annika.
    Karin sah sie erstaunt an.
    »Ja, vielleicht«, sagte sie, »das ist ja relativ. Alle, die nicht mit dem zufrieden sind, was sie haben, wünschen sich mehr.
    So ist es auch mit dem Berühmtsein.«
    »Warum ist das so erstrebenswert?«, fragte Annika.
    Karin Bellhorn lachte.
    »Das fragen Sie, die bei einer Zeitung arbeiten?«
    Sie stellte ihre Tasse auf die Spüle.
    »Sie kennen doch das Prinzip der Öffentlichkeit, oder?«
    Annika schüttelte den Kopf.
    »Berühmtheit ist Macht. Je berühmter, desto mächtiger, desto größer der Spielraum, den man hat. Das sind alles nur Revierkämpfe, es geht darum, auswählen zu dürfen, mit wem man sich paaren kann.«
    Annika war verblüfft.
    »Ist das nicht ein bisschen zu einfach?«, fragte sie erstaunt über die naive Brutalität, die aus den Worten der Produzentin sprach. Karin Bellhorn zuckte mit den Schultern und versuchte ein Lächeln.
    »Im Grunde sind wir noch nicht viel weiter gekommen als die Dinosaurier.«
    Sie sah auf ihre Hände.
    »Ich war auch einmal Moderatorin im Fernsehen, wussten Sie das?«
    Annika nickte zögernd.
    »Bei einem Magazin?«
    »Ja, das erste Magazin im schwedischen Fernsehen. Ich saß auch in der Redaktion, damals sollte ja alles so wunderbar demokratisch und schön sein, und ich wurde jeden Tag platt gemacht. Meine Themenvorschläge wurden verworfen und die der Männer umgesetzt.«
    Sie lächelte bekümmert.
    »Sie wissen doch, wie das ist, die Dinge verändern sich leider weniger, als wir meinen.«
    »Aber Sie sind doch, aus Schweden weggezogen, oder?«
    Karin Bellhorn warf den Kopf in den Nacken.
    »Ich habe Steven geheiratet und bekam daraufhin alle Aufmerksamkeit, die man sich wünschen konnte. Das hat nicht immer nur gut getan. Ich glaube, hier hat nie jemand begriffen, wie bekannt Steven zu Hause in England war. Die Leute von der Regenbogenpresse zelteten Tag und Nacht vor unserem Schlafzimmerfenster.«
    Irgendetwas im Tonfall der Produzentin berührte Annika unangenehm. Die Worte waren zwar kritisch, aber es schien doch auch ein unterdrückter Stolz mitzuschwingen.
    »Das muss irre anstrengend gewesen sein«, sagte sie.
    Karin seufzte, zog rasch die Augenbrauen hoch und lachte dann ein wenig.
    »So bekannt zu sein wie wir, das war wirklich seltsam«, sagte sie. »Man muss mit aller Aufmerksamkeit, auch mit der guten, umzugehen lernen. Es ist schwer,

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