Prime Time
Andersson in Hagersten, der Renault Mariana von Berlitz in der Grevgatan in Stockholm, der BMW gehörte Carl Wennergren in Djursholm und der Saab einem Stefan Axelsson in Tullinge. Dann rief sie die Auskunft an und beschloss, einfach nicht an die Hunderter zu denken, die dabei draufgingen. »In Solna gibt es keine Barbro Rosenberg, aber eine Bambi Rosenberg mit geheimer Nummer«, sagte die Telefonistin, die sich träge als Linda vorgestellt hatte. Die Schauspielerin, schrieb Annika in ihren Block. Eine Hannah Persson war in Katrineholm nicht registriert.
»Inzwischen haben ja viele Leute nur noch ein Handy mit Karte, und die haben wir nicht gelistet«, sagte Telefon-Linda.
Build & Create hatte massenhaft Nummern, Annika notierte sie alle. Die erste gehörte einem Sebastian Follin, wohl der Geschäftsführer, der Name kam ihr entfernt bekannt vor.
Karin Andersson Bellhorn hatte den mittleren Namen im Telefonbuch weggelassen und trug den Titel »Fernsehproduzentin«. Annika wusste, wer sie war, denn sie war ihr ein paar Mal an Annes Arbeitsplatz begegnet.
Mariana von Berlitz hatte eine Geheimnummer, aber Annika kannte auch sie. Sie hatten sich vor sechs Jahren beim
Abendblatt
einen Schreibtisch geteilt und waren sehr uneins darüber gewesen, wer wem hinterherräumen sollte. Mariana war mit Carl Wennergren zusammen. Stefan Axelsson nannte sich Sendeleiter.
Sie zählte schnell durch. Sie wusste ungefähr von sieben Personen, wenn der Manager wirklich hier war. Außerdem war Anne Snapphane da drin, machte acht, die war mit dem Zug gefahren, so wie wahrscheinlich auch Barbara Hanson.
Neun. Wer noch? Der Range Rover von TV-Plus musste der Dienstwagen von einem der Chefs sein, vielleicht vom Obersten selbst, den Anne Snapphane immer den »Highlander« nannte. »Weil er glaubt, unsterblich und unüberwindlich zu sein«, hatte Anne erklärt.
Wer konnten die beiden anderen sein?
Sie schaute in den Schlosspark. Eine Herde Schafe blökte auf der anderen Seite der Allee, die Tiere waren durchnässt und hungrig. Auf der Halbinsel standen ein paar Polizisten und bewachten den Steg. Der Ü-Wagen war nicht zu sehen, die Gebäude verdeckten ihn.
Der Bus, dachte sie. Den musste doch irgendjemand bedienen. Ein Techniker. Elf.
Aber wer der zwölfte Verhörkandidat war, wusste sie nicht.
Es war an der Zeit, ihre Informationen abzustimmen.
Sie nahm ihr Telefon heraus und wählte die Nummer von Anne Snapphane. Es war besetzt.
»Annika! Annika Bengtzon!«
Die Stimme kam von den Autos oben am Gartenflügel. Sie drehte sich um und schaute in den Regen. Es war Pia Lakkinen, eine der Kolleginnen aus ihrer Zeit beim
Katrineholms-Kurier
. Die Journalistin war gerade aus dem Auto gestiegen, hatte die Kapuze der Regenjacke hochgeschlagen und eilte nun auf Annika zu.
»Das ist aber lange her!«, sagte sie. »Schön, dich zu sehen!«
Sie schüttelten sich die Hand. Annika versuchte zu lächeln, obwohl sie die Begeisterung nicht teilte. Es fiel ihr generell schwer, sich am Tatort eines Mordes nett mit Kollegen zu unterhalten, und die Tatsache, dass sie einmal Arbeitskolleginnen gewesen waren, machte die Sache nur noch schlimmer. Sie hatte gekündigt, um beim
Abendblatt
in Stockholm zu arbeiten, und das war etwas, was viele der Redakteure beim
Katrineholms-Kurier
als eine Abwertung der eigenen Zeitung betrachteten.
»Wie geht’s denn so beim
KK
?«, fragte Annika.
Pia seufzte übertrieben.
»Ach«, sagte sie, »du weißt schon. Alles beim Alten.
Schlechte Planung und so, und jetzt auch noch der Regen hier, aber hast du nicht auch das Gefühl, dass er langsam nachlässt?«
Annika suchte nach Worten und versuchte, wieder Boden unter die Füße zu bekommen, aber es gelang ihr nicht. Die Journalistin merkte nichts davon, sie war selbst etwas orientierungslos und plapperte in ihrer Nervosität immer weiter.
»Und dann das hier«, sagte sie, »ausgerechnet an Mittsommer und so. Ein Mord, hier in Flen, das ist doch unglaublich. Wer hätte gedacht, dass hier so was passieren könnte, hier ist es doch immer so ruhig …«
Annika ließ den Blick schweifen, suchte nach Bertil Strand oder wem auch immer, um von der ehemaligen Kollegin wegzukommen. Pia Lakkinen merkte, dass Annika sie loswerden wollte, akzeptierte es aber nicht.
»Aber in Stockholm sind solche Sachen wahrscheinlich an der Tagesordnung«, sagte sie.
»Also, um ehrlich zu sein, die schlimmsten Morde werden auf dem Lande begangen, in den kleinen Dörfern und Gemeinden«, sagte
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