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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Rasenflächen, Hecken und Blumenbeeten vorbei. Annika sah an der Fassade hoch, gut verputzt und kerzengerade stand sie da, die Fenster in langen Reihen. Die Wasseroberfläche des Yxtasjö spiegelte sich in den Hunderten kleiner Fenster wider, die mit bleigrauen Bögen eingefasst waren.
    »Man sieht hier fast die Leute in Krinolinen vor sich«, meinte der Fotograf und ließ den Motor der Kamera rattern.
    Sie gingen zum See hinunter, um das kleine Labyrinth aus Hecken und Mäuerchen herum, am Steg vorbei und dann zum linken Ende des neuen Flügels hinauf.
    »Der Ü-Wagen«, sagte Annika.
    Bertil Strand wechselte die Kamera und legte sich der Länge nach ins Gras. Er stützte das Teleobjektiv mit der linken Hand, während er den Motor mit der rechten betätigte.
    Annika stand hinter ihm und sah mit zusammengekniffenen Augen zum Tatort hinüber. Der Bus sah nicht wie irgendein Bus aus, sondern mehr wie ein gigantischer Fernlaster. Die eine Längsseite des Anhängers war ausgeklappt, so dass der Raum darin doppelt breit war. Sie gingen genau auf den Eingang zu, eine schmale Tür links von der Fahrerkabine, zu der ein paar Treppenstufen hinaufführten. Sie sah einen Polizisten in Uniform, der mit dem Rücken zu ihnen stand und mit jemandem im Regieraum redete.
    »Müssen wir noch näher ran?«, fragte sie leise.
    Sie kam mit dem Fotografen zwar nicht besonders gut zurecht, doch sie vertraute seiner Fachkenntnis.
    »Eigentlich nicht. Ich habe von der anderen Seite, aus dem Boot heraus, ein paar Bilder machen können. Wir sollten mal versuchen, nach rechts runterzugehen, so dass man die Flügel im Hintergrund sehen kann. Wenn sie uns dann verjagen wollen, hältst du sie auf.«
    Bertil Strand stand auf, warf sich den Rucksack über die linke Schulter und ging am Ufer entlang. Annika folgte ihm und ließ den Blick über die weißen Gebäude schweifen. Das Schloss ganz oben auf dem Hügel, die Flügel, die Mauer, die dicht belaubten Bäume, alle verschieden, das warme goldfarbene Licht, das aus den Fenstern in das draußen herrschende Grau schien.
    »Färbung eines Garten Edens«, hatte Axel Oxenstierna in sein Tagebuch geschrieben, nachdem er hier gewesen war.
    Ich weiß, warum, dachte sie.
    »Alles klar«, sagte der Fotograf und wandte sich dem See zu.
    Sie gingen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, und Bertil Strand schoss die ganze Zeit Fotos.
    Als sie über den Schlosshügel kamen, liefen sie einem Polizisten in die Arme, den Annika aus Eskilstuna kannte.
    »Was machen Sie hier?«, fragte er bestimmt.
    Annika holte ihren Presseausweis heraus und hielt ihn dem Polizisten unter die Nase.
    »Wir suchen unseren Kollegen Carl Wennergren. Er war gestern bei den Dreharbeiten dabei und müsste hier irgendwo sein.«
    »Er wird verhört«, meinte der Polizist und baute sich dicht vor Annika auf. »Wären Sie bitte so freundlich, das Grundstück zu verlassen und zu den anderen Journalisten zu gehen?«
    »Steht er denn unter Verdacht?«
    »Dazu kann ich im Moment nichts sagen.«
    Der Polizist gab ihr einen Schubs.
    »Nun aber mal langsam«, sagte Annika scharf. »Man verhört einen Journalisten nicht einfach so. Wenn Sie den Reporter einer der größten Zeitungen Schwedens festhalten, sind Sie verpflichtet, dies seinem Arbeitgeber zu melden.«
    Das war gelogen, aber der Beamte war sich seiner Sache nicht sicher.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich weiß gar nichts.«
    »Wie viele Leute verhören Sie denn hier?«
    »Alle, die letzte Nacht hier waren.«
    »Und wie viele waren das?«
    »Bestimmt ein Dutzend. Da ist übrigens noch eine Kollegin von Ihnen dabei. Diese ältere Frau, die Glossen schreibt, ist auch hier.«
    Annika fiel die Kinnlade herunter.
    »Barbara Hanson? Was macht die denn hier?«
    Der Polizist beugte sich vor und senkte die Stimme.
    »Jedenfalls ist hier keiner von ihnen festgenommen worden«, sagte er. »Das wüsste ich.«
    »Und wird das Personal vom Schloss auch verhört?«
    »Im Moment noch nicht. Von denen war ja heute Nacht keiner hier.«
    »Und sonst?«, fragte Annika schnell.
    Ein Mann in Regenmantel und Gummistiefeln kam auf sie zu, und der Beamte wurde sichtlich nervös.
    »Jetzt müssen Sie aber gehen«, sagte er, packte sie und drehte sie vom Schloss weg.
    Sie gingen langsam zur Brücke zu den anderen Journalisten. Annika holte ihr Handy heraus und rief Spiken an.
    Der Nachrichtenchef schien am Desk zu Mittag zu essen, denn er schmatzte und trank und versuchte mit vollem Mund zu

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