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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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ihr ihn denn nach Yxtaholm gekriegt?«
    »Über Karin. Ihr Exmann ist der Produzent der Band. Er sollte der große Clou der Sendung werden.«
    Annika musste aufstehen, so aufgeregt war sie.
    »Das ist doch nicht zu glauben«, rief sie. »John Essex auf Yxtaholm, als Michelle Carlsson ermordet wird, und er fährt, ehe sie gefunden wird?«
    »Die Band ist gestern Abend schon um neun abgefahren, doch John ist noch geblieben und hat gesoffen. Ich habe ihn kurz vor eins gesehen, aber ich weiß nicht, wann er weg ist.
    Möglicherweise lange ehe sie starb.«
    »Weiß man, wann sie erschossen wurde?«
    »Ich habe sie gegen halb drei gesehen. Einen Schuss habe ich nicht gehört, aber ich war an dem Abend auch nie in der Nähe des Busses. Der war ja schon gepackt und verschlossen.
    Außerdem tobte die ganze Zeit ein schreckliches Gewitter.«
    »Das heißt, ihr seid eigentlich nicht zwölf Leute, die verhört werden, sondern nur elf. Das zwölfte kleine Negerlein hat sich schon vom Acker gemacht.«
    »Nehme ich mal an.«
    »Was für eine Waffe war es denn?«
    Anne zögerte wieder.
    »Die von der Neonazitante«, sagte sie dann. »Ein widerlicher Revolver, verschnörkelt und riesengroß. Sie ist den ganzen Abend damit rumgesprungen und hat angegeben.
    Versprichst du, Mehmed anzurufen?«
    »Ja, kein Problem, ich denke nicht, dass wir noch lange hier bleiben werden.«
    »Sind viele von der Presse da?«
    »Viel weniger, als man annehmen würde. Die haben die ganze Halbinsel abgesperrt, nur ein paar von uns haben es geschafft reinzukommen. Sobald die Polizei ein paar Leute übrig hat, werden sie uns auch rausschmeißen.«
    Sie schwiegen wieder. Annika ließ den Blick über die Glaswände des Gewächshauses gleiten, an denen der Regen in unregelmäßigen Rinnsalen herunterlief. Mit einem Mal erinnerte sie sich an ein Jahr, in dem sie beide in Anne Snapphanes Dachwohnung in Gamla Stan Mittsommer gefeiert hatten. Damals goss es genauso wie jetzt, und sie hatten sich Star-Trek-Videos angesehen. »Wenn wir doch mal wieder Mittsommer zusammen feiern könnten, du und ich«, sagte sie.
    Da musste Anne Snapphane lachen, ein trauriges Lachen, das bald wieder verstummte.
    »Übrigens«, sagte Annika, »habe ich Pia Lakkinen vom
KK
getroffen, und weißt du, was die gesagt hat? In ganz Katrineholm wird geredet, Thomas hätte die Kinder und mich verlassen.«
    »Ach ja«, sagte Anne Snapphane. »Und?«
    »Das ist doch verdammt fies, findest du nicht?«
    »Nein, warum denn?«
    Sie schwiegen wieder. Die Vorstellungen von Familie war eins der zwei Themen, bei denen sie nicht einer Meinung waren. Das andere lautete Fernsehjournalismus.
    »Sag mal«, fragte Annika, »weißt du, wer sie erschossen hat?«
    Anne Snapphane atmete hörbar ein und aus, mehrmals, da war er wieder, der Alptraum.
    »Kurz nach Mitternacht habe ich einen schrecklichen Streit gehört«, sagte sie. »Oben im Stall. Da sieht es auch furchtbar aus.«
    »Und wer hat sich gestritten?«
    »Mariana und Michelle«, flüsterte Anne.
    »Wie unangenehm«, meinte Annika.
    »Stimmt«, erwiderte Anne. »Du, da draußen tut sich was.
    Ich muss Schluss machen.«
    Sie legten auf, und Annika dachte ein paar Sekunden nach, dann rief sie die Redaktion an.
    Anders Schyman sah hoch, als Spiken die Glastür öffnete.
    »Schon was von unserem Musikanten gehört?«
    Schyman seufzte.
    »Nicht einen kleinen Mollakkord. Wir werden einen der Abendreporter auf ihn ansetzen müssen. Wie läuft’s?«
    Spiken hob den Arm und ließ die rechte Hand über imaginäre Aushänger gleiten.
    »›Die Verdächtigen: Die ganze Riege.‹ Einrücker: ›Zwölf verdächtigte Promis verbringen gespenstische Stunden auf dem Sommerschloss.‹«
    Er senkte wieder die Hand.
    »Einer davon ist übrigens John Essex.«
    Der Redaktionschef pfiff.
    »Der moderne Elvis Presley«, sagte er. »Mit der Story wird er weltberühmt werden.«
    Er ging an Spiken vorbei in das Redaktionsbüro.
    »Und der ganze Haufen ist festgenommen worden?«
    »Noch nicht«, erwiderte Spiken, die Hände in den Hosentaschen. »Dann müssen wir uns davor hüten, sie ›Verdächtige‹ zu nennen. Pelle! Kurze Besprechung am Desk.«
    Der Bildredakteur, das Telefon in der einen Hand, hielt den Daumen der anderen Hand hoch. Spiken trabte in einem Zustand zwischen Erniedrigung und Hochachtung hinter Schyman her. Schyman war ein unangenehmer Kerl, aber ein sauguter unangenehmer Kerl.
    »Ist Jansson schon da?«
    »Er wollte nur …«
    Schyman wischte den Rest des

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