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Prime Time

Prime Time

Titel: Prime Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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kurz und redete dann weiter mit dem Tonmann.
    »Fährst du jetzt?«
    Bosse stand direkt hinter ihr, groß und lächelnd. Sie begegnete seinem klaren, hellen Blick und trat instinktiv einen Schritt zurück, weg von seiner Wärme.
    »Gleich«, sagte sie, ohne zu wissen, warum. Eigentlich hätte sie »ja« sagen müssen oder: »Was geht dich das an?«
    Das Lächeln war immer noch da, sein Blick zog sie mit, auf eine schwindelerregende Reise, die im Bauch begann und dann in den Brustkorb führte.
    »Sollen wir in Stockholm mal ein Bier trinken gehen?«
    Sie blinzelte ein paar Mal, das Herz war plötzlich wie ein Vogel in ihrer Brust. Als sie redete, erkannte sie ihre Stimme nicht wieder.
    »Ja, warum nicht, vielleicht, ja, können wir machen …«
    »Ich rufe dich an …«
    Sie drehte sich um, nichts wie weg, flüchtete zum Auto. Sie atmete so flach, dass die Luft kaum mehr ihre Kehle erreichte.
    Anne Snapphane saß im Auto und weinte. Annika setzte sich neben sie und betrachtete ihre Freundin, die nach vorn gebeugt dasaß. Annes Stirn ruhte auf dem Handschuhfach, die Schultern zuckten in lautlosen Krämpfen. Sofort war das unerwartete und verwirrende Rauschgefühl verflogen.
    Vorsichtig legte sie ihre Hand auf Annes Rücken.
    »Es ist alles gut«, sagte sie. »Jetzt ist das Schlimmste vorüber.«
    Thomas stand mit steifem Rücken vorsichtig aus dem Bett auf und deckte die Kinder zu. Er hoffte, dass Kalle während des Mittagsschlafs trocken bleiben würde, denn er mochte jetzt wirklich nicht mehr waschen. In der Tür blieb er stehen und betrachtete die beiden. Das Mädchen sah Annika so ähnlich, der Junge war ein Abbild seiner selbst. Flaumiges Haar wurde vom Wind bewegt, der unter den zugezogenen Vorhängen hereinkroch, die Körper waren unter der Decke konturlose Bündel. Verzweifelt suchte er nach dem Gefühl der Liebe und Verbundenheit, nach dem üblichen Stolz, der Bestätigung, doch es entglitt ihm, wollte sich nicht einfinden.
    Er wusste, warum.
    Der Zweifel.
    Waren sie es wirklich wert …
    Er schlich hinaus und schloss leise die Tür, was der Durchzug auf den letzten Zentimetern erschwerte. Dann ging er auf Zehenspitzen durch den Flur und holte zwei Stühle, um die Treppe damit zu abzusperren.
    »Holger?«, rief er vorsichtig in die Küche. »Mama?«
    Keine Antwort.
    Die Sonne brannte heiß, das Meer war voller Spiegelscherben, die einen blendeten. Er ging zu den rund geschliffenen Felsen und balancierte an der Wasserlinie entlang. Als er sie sah, war es schon zu spät. Sie saß auf einem Stein draußen im Wasser, ihrem Lieblingsplatz, und lächelte ihm zu.
    »Da bist du ja«, sagte Eleonor. »Die anderen haben sich schon gewundert, wohin du verschwunden bist.«
    Er blieb stehen und räusperte sich. Er ärgerte sich, dass er sich so schämte.
    »Habe die Kinder ins Bett gebracht«, sagte er. Er wusste, dass Annika mit ihm geschimpft hätte. Man sollte sich nicht zu den Kindern legen, um sie zum Einschlafen zu bringen, das hatte sie in einem Ratgeber gelesen. Kinder sollten allein einschlafen können, in ihrem eigenen Bett.
    Eleonor klopfte auf den Platz neben sich, und ohne nachzudenken, rutschte er hinunter, legte den linken Arm um sie, so wie sie immer dort gesessen hatten. Er spürte ihre nackten Oberschenkel an seinen brennen, das Blut schoss ihm in den Unterleib.
    »Gällnö muss das Paradies auf Erden sein«, sagte sie und schaute mit zusammengekniffenen Augen aufs Wasser hinaus, ohne zu merken, welche Wirkung sie auf ihn hatte.
    Sie war weicher, als er sie in Erinnerung hatte, größer und runder. Mit einem Mal sah er ein, dass Annika klein und hart war. »Vermisst du die Insel nicht?«, fragte sie und sah ihm in die Augen.
    Sein Zwerchfell zog sich zusammen, es fiel ihm schwer zu atmen. Er las eine ganz andere Bedeutung in den Worten.
    »Vielleicht«, sagte er.
    Sie sah wieder hinaus, bedeckte die Augen mit der Hand und schaute in Richtung Hägerö.
    »Die Dummköpfe sind hinausgeschwommen«, sagte sie.
    »Siehst du sie?«
    Thomas tat so, als würde er Ausschau halten. Ihre Nähe machte ihn schwindelig. Sie hob den Arm und winkte so fest, dass sie ihn zufällig mit dem Ellbogen traf. Er hielt sich die Nase, erschrocken über den Schmerz, und sie lachte.
    »Martin ist doch nett, oder? Ich bin so glücklich, Thomas.
    Freust du dich nicht für mich?«
    Er blinzelte verwirrt und wütend gegen die Tränen an, die ihm dieser Schlag in die Augen getrieben hatte.
    »Wir haben uns auf einem Abendessen kennen

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