Princess 01 - Widerspenstige Herzen
verstecken sie sich in der Stadt. Ich habe das vermutet ... beziehungsweise, wir haben gehört, dass es so ist.« Danior wandte sich den vier kräftigen Leibwächtern zu, die sie umstanden und von denen ihm keiner im Entferntesten ähnelte.
Alle seine Brüder hatten Danior verraten.
Er wandte sich wieder Evangeline zu und gestand: »Ärgere dich nicht. Wir haben diese guten Männer, um uns zu beschützen, und Pascale wird sie anführen« - der kleinste der Männer verbeugte sich vor ihr, als sein Name fiel - »außerdem die königliche Garde und viele weitere Männer in einfacher Tracht, die sich unter das Volk mischen werden. Du wirst in Sicherheit sein.«
»Victor und Rafaello werden nicht auf mich schießen.« Schließlich hatten sie nicht denselben Vater.
»Sie könnten es aber tun.«
Nur wenn sie dich verfehlen.
Jetzt hatte sie noch etwas, um das sie sich Sorgen machen musste. Victor und Raffaelo, die Offenbarung, die Hochzeit, die wirkliche Prinzessin, dass Danior die Wahrheit herausfinden würde ... wenn Evangeline nur diesen einen Tag überstand, ohne dass Gott sie für ihre Sünden strafte, dann, so schwor sie, würde sie die beste Königin werden, die die Welt je gesehen hatte.
Wenn sie nur diesen einen Tag überstand ...
Danior schloss seinen Umhang mit einer großen goldenen Brosche, die das gleiche Emblem zeigte wie seine Tätowierung, was Evangeline beruhigte. Zwar hatten die Zeit und das beständige Tragen die feinen Details der Mähne verwischt und die Nase deutlich abgerundet, dennoch wirkte der brüllende Löwe immer noch Angst einflößend und seine rubinroten Augen funkelten.
Danior nahm ihre Hand und führte sie aus dem Palast heraus. Als sie in das Sonnenlicht traten, warf sie der Beifall der Menge nahezu um. Sie winkte, stolperte und fiel beinahe hin, als sich ihre Schleppe an einer Balustrade verfing.
Danior nutzte ihre Ungeschicklichkeit als willkommene Gelegenheit, um seinen Arm um ihre Taille zu legen, und die Menge klatschte Beifall.
Das tröstete sie nur wenig, denn die Zuschauer kannten ja die Wahrheit nicht. Eine wirkliche Prinzessin wäre niemals gestolpert. Als die Menschen sie mit Blumen überhäuften, kräuselte Evangeline die Nase und sagte: »Danior, ich muss dir etwas sagen.«
Er musste niesen und half ihr in die Kutsche, die sie zur
Kathedrale fahren sollte, dann nahm er neben ihr Platz. »Du bist allergisch gegen Blumen.«
»Nein, ich -«
Der Kutscher ließ die Peitsche knallen. Die vollblütigen Pferde bäumten sich auf und bewegten sich mit einem Ruck vorwärts. An jeder Ecke der Kutsche war ein Leibwächter platziert. Sie begleiteten die königliche Kutsche zu Fuß auf ihrer langsamen Fahrt durch Plaisance. Die Straßen waren von winkenden und johlenden Menschen gesäumt, von denen einige sogar vor Freude weinten. Niemand schien zu bemerken, dass Evangeline die falsche Prinzessin war, und obwohl sie in der Menge Ausschau hielt, konnte sie keine elegante Frau mit Glorienschein entdecken.
Auf dem Platz vor der Kathedrale war eine hölzerne Plattform errichtet worden, nahe der Steinmauer des Eingangs. Hoch über der Plattform hing ein altes Wappen, das die Embleme der beiden Familien Chartrier und Leon vereinigte. Purpurne Samtvorhänge bildeten den farbenprächtigen Hintergrund der Bühne, in deren Mitte ein altehrwürdiger Eichentisch stand. Neben dem Tisch standen, alt und würdevoll, zwei antike Stühle. Als Evangeline die Stühle sah, dachte sie: für die Würdenträger, dann fiel es ihr wieder ein: Nein, für mich.
Die Kutsche machte vor den Stufen Halt. Danior stieg aus, und als er den Lakaien zur Seite schob, um Evangeline selbst herunterzuhelfen, erreichte der Jubel der Menge nie gehörte Ausmaße. Evangeline versuchte sich klar zu machen, dass die Zuschauer nicht jubeln würden, wenn sie die Wahrheit wüssten, aber die Freude der Menge war so ansteckend, dass sie selbst zu strahlen begann.
Während der Diener ihr vorsichtig half, die Schleppe zu ordnen, murmelte Danior: »Das letzte Mal, als wir hier waren, bin ich über meine eigenen Füße gestolpert und die Stufen hinaufgefallen.«
»Das hast du getan?«
»Es ist ein königliches Privileg.« Er küsste ihr leidenschaftlich die Hand und grinste sie so sündhaft an, dass neuer Jubel aufbrandete.
Zusammen erklommen sie die Stufen und winkten so lange, bis Evangeline die Arme schmerzten. Die Leibwächter nahmen ihre Plätze an den vier Seiten der Plattform ein, und Evangeline hielt erneut nach
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