Princess 01 - Widerspenstige Herzen
einzelnen zum Abschied einen Klaps. Das verkrüppelte Mädchen trug er selbst zu einem der Wagen, redete ihr gut zu und setzte sie vorsichtig auf die Holzbank im Inneren des Fuhrwerks.
»Wir haben davon gehört«, sagte der junge Mann, der, kräftig und untersetzt, am Türstock der Hütte lehnte und eine gewisse Autorität verströmte. »Es waren Gerüchte im Umlauf, dass die Aufständischen Sie, Prinzessin Ethelinda oder Sie beide, gefangen genommen hätten.«
»Eines Tages wird jemand unsere Abenteuer niederschreiben«, antwortete Danior. »Ich mache es wohl am besten selbst, denn ich werde noch da sein.«
Die Männer lachten und klopften einander auf die Schultern. Die Frauen nickten einander zu, und Evangeline hörte eine von ihnen sagen: »Ich habe es dir doch gesagt.«
»Wir haben uns das schon gedacht«, sagte die Alte. »Deshalb machen wir uns auch auf den Weg.«
Danior ging zu ihr hin und legte ihr die Hand auf die knochige Schulter. »Auf dich kann man sich immer verlassen, Memaw.«
»Ist das da Prinzessin Ethelinda?«, fragte mit hoher Kinderstimme, die die Erwachsenen übertönte, Norita.
Danior ignorierte Evangelines entsetztes Quietschen und antwortete einigermaßen in ihrem Sinne: »Ja, das ist die Prinzessin, aber sie möchte Evangeline genannt werden.«
Evangeline lächelte so huldvoll wie möglich. »Ich bin nicht -«
Danior warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
»- nicht gut genug angezogen, um mich auch wie eine Prinzessin zu fühlen«, redete sie sich heraus. Im Augenblick schien Zurückhaltung eher angebracht als Wahrheitsliebe.
»Deine innere Schönheit können auch diese zerrissenen Kleider nicht verbergen.« Danior klang liebevoll und warmherzig.
Aber Evangeline kannte die Wahrheit. Er würde sie in der Luft zerreißen, wenn sie seine Leute ihrer Illusionen beraubte.
Ihr Eingeständnis ließ sie ins Zentrum des Interesses rücken. Die Dorfbewohner besahen sie sich, manch einer eher skeptisch und manch einer mit unverhohlener Begeisterung, aber jeder doch so genau, dass er ihr Gesicht in Erinnerung behalten würde. Was sollten diese Menschen denken, wenn in zwei Tagen die echte Prinzessin ihren Platz an Daniors Seite eingenommen haben würde?
Danior hob einen hochlehnigen Stuhl auf eines der Fuhrwerke und half der alten Frau hinauf. »Habt ihr irgendetwas von den Aufständischen gesehen?«
»Nein.« Aber der junge Mann an der Tür warf einen besorgten Blick auf die Berge, die Bianca umgaben. »Wir sind sehr wachsam gewesen und lassen die Hunde, die wir von Ihnen bekommen haben, jede Nacht ins Freie. Diese Bastarde werden uns nicht noch einmal mit heruntergelassenen Hosen erwischen.«
»Lauri!« Eine der Frauen stieß ihn mit dem Ellenbogen an und zeigte auf Evangeline.
Lauri trat mit finsterer Miene gegen einen Klumpen Dreck. »Sie darf ruhig wissen, was hier los gewesen ist. Und es gehen Gerüchte, dass sie sich aus dem Staub gemacht hat, und solange sie nicht zur Vernunft kommt und ihre Pflicht tut, sind wir alle in Gefahr.«
»Eine Frau, die mit mir zusammen ist, steht immer auch unter meinem Schutz und ist über jeden Vorwurf erhaben«, wies Danior ihn zurecht, und Lauri nahm den Tadel mit gesenktem Haupt hin.
»Sie war beim ersten Mal noch ein Kind, und beim zweiten Mal war sie außer Landes«, polterte Memaw los. »Wie kannst du sie für irgendetwas verantwortlich machen, du Idiot?«
Lauri hob den Kopf, starrte die Alte böse an und wollte eine Auseinandersetzung anfangen, aber Danior legte ihm die Hand auf die Schulter. »Die Frauen machen uns alle zu Idioten, stimmt's, Lauri?«
Danior versuchte ungeschickt, den jungen Mann, den der Vorwurf der Alten verletzt hatte, zu beruhigen. Und Evangeline murmelte gut hörbar in die anschließende Stille: »Das ist ja auch recht einfach.«
Die Männer blickten einander an, als habe ihnen gerade ihr folgsamster Esel einen Tritt verpasst.
Die Frauen brachen überrascht in Gelächter aus.
Memaw sagte: »Für dich sicher, junge Frau, für dich sicher.«
Danior wechselte ärgerliche Blicke mit Lauri und starrte die Frauen wütend an. Sie drehten sich weg oder hielten sich die Hand vor den Mund, um ihre Belustigung zu verbergen, und Danior gab eine ungelenke Erklärung ab. »Auch ich habe in jungen Jahren eine Führungsposition übernehmen müssen, und es ist sehr schwierig, sich Respekt zu verschaffen, aber Lauri hat sich bewährt.«
Er blickte sich uni. Die Frauen nickten zustimmend, aber in ihren Augen tanzte noch das
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