Princess 01 - Widerspenstige Herzen
dich wieder auf den Rücken.«
Sie wollte es nicht; sie wollte ihn nicht anfassen müssen. Er war die personifizierte Versuchung. Aber wenn sie ihm entkommen wollte, durfte sie ihn nicht unterschätzen, und wenn sie ausgeruht war und er erschöpft, hatte sie vielleicht eine Chance. »Gut. Aber vorher wasche ich mir noch das Gesicht.«
Danior ließ sie widerwillig los, und Evangeline kniete sich ans Ufer. Sie tauchte ihre Hände tief in den Bach, spritzte sich das eisige Wasser ins Gesicht und hoffte, dass es sie zur Vernunft bringen würde.
Er kniete sich neben sie, wusch sein Gesicht und fing zu trinken an.
Sie tat es ihm gleich und stillte ihren Durst.
Danior nahm ihr Kinn in die Hand und drückte ihr einen Kuss ins nasse Gesicht.
Sie hätte ihn an seinen Küssen erkannt. Seine Lippen und der Geschmack seines Mundes zeigten ihr seine Kraft, seinen Mut und seine Leidenschaft. Er gab ihr so viel und doch blieb ihr nicht verborgen, dass er sich beherrschte, als habe er Angst, zu viel zu geben.
Seine Reserviertheit reizte sie, und ihre wankelmütige Seele drängte sie, bei ihm zu bleiben, seine Mauern einzureißen und seine ganze Glut zu erleben.
Oh, du dummes Mädchen.
Sie wollte sich ihm entziehen, aber er hielt ihr Gesicht fest. »Es ist der Brauch«, sagte er, »dass sich der künftige König und die Königin von Bamphina -«
»Seremina«, korrigierte Evangeline.
»- von Bamphina an der Quelle des Plaisance waschen und vom Flusswasser trinken. Es ist für uns wie eine Seelentaufe.«
Evangeline wimmerte ein bisschen und schlug ihm gegen die Schulter. Aber Danior wegzuschlagen war so unmöglich, wie den Plaisance leer zu trinken.
»Schau mich an. Schau mich an.«
Evangeline schaffte es nicht, sich ihm zu widersetzen, und schaute ihn widerstrebend an: Seine saphirblauen Augen leuchteten vor Besitzgier, seine schwarzen Locken schrien danach, von ihren Fingern zerzaust zu werden, seine massige Statur hatte eine Erhabenheit an sich, die nicht der Dekadenz, sondern der konsequenten Pflichterfüllung entsprang. Er war der Mann, der ein einmal abgelegtes Gelübde ein Leben lang nicht brechen würde.
Sie konnte es nicht länger für sich behalten, sie musste ihm ihr größtes Geheimnis gestehen. Das wichtigste Geheimnis. »Ich liebe dich.«
Er begann zufrieden zu lächeln. »Ja. Ja, das ist es, was ich hören wollte.«
Nicht unbedingt die Reaktion, die Evangeline sich erträumt hatte.
Er stand auf und zog sie mit hoch. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, und ich habe immer noch -«
Evangeline registrierte erstaunt, dass er errötet war. »Du hast immer noch was?«
»Eine böse Vorahnung.« Mit einer einzigen, effizienten Bewegung beförderte Danior die Tasche auf Evangelines Schulter und Evangeline auf seinen Rücken.
»Ich dachte, du glaubst nicht an Magie.«
»Das ist auch keine Magie« - er rückte sie zurecht - »es ist einfach eine Vorahnung.«
Sie hätte ihn gerne ein wenig mit seinem Aberglauben aufgezogen, aber Danior fing an zu laufen, als sei der Teufel hinter ihm her, und als er endlich wieder langsamer wurde, war ihr vor Anstrengung jede Angriffslust vergangen. Das hatte er mit Absicht getan. Der Mann war verschlagen und spitzfindig. Gut, dass er sie daran erinnert hatte.
Je weiter sie ins Tal hinunterkamen, umso staubiger und ausgetretener wurde der Weg; ein sicheres Zeichen, dass sie sich wieder der Zivilisation näherten. Der Bach war schon zu einem Flüsschen angeschwollen, doch Danior überquerte ihn auf der Suche nach einem besseren Weg, bis aus dem Flüsschen der große Plaisance geworden und keine Furt mehr zu finden war. Sie marschierten auf der baminianischen Seite weiter.
Schließlich erreichten sie den Kamm des letzten Abhanges, wo der Plaisance durch eine schroffe Felsspalte zu Tal stürzte, und Danior legte eine Pause ein. Evangeline hörte das mächtige Rauschen und fühlte den Boden unter ihren Füßen vibrieren. Die Sonnenstrahlen hatten einen Regenbogen in den Dunstnebel gemalt, und unten im Tal säumten mächtige Bäume das Flussufer. Evangeline sah den Plaisance silbrig durch die Baumkronen blitzen. Er wand sich im großen Bogen an einem Dörfchen vorbei, das weiß im strahlenden Sonnenschein lag, und war dann nicht mehr zu sehen.
Danior zeigte ins Tal hinunter. »Da ist Bianca.«
Rund um den malerischen Weiler waren Felder zu erkennen, und in der Ferne erhoben sich majestätisch die Berge, als wollten sie Bianca schützend in den
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