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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Arm nehmen. Bianca schien nicht weniger friedlich und idyllisch zu sein als jedes englische Bauerndorf.
    Evangeline fühlte einen seltsamen Stolz. »Ich werde ab hier zu Fuß gehen.«
    »Ich kann dich auch tragen.«
    Wie sehr sie ihn auch liebte, er machte sie immer wieder zornig. »Es ist mir ganz egal, ob du mich noch tragen kannst oder nicht. Aber ich will nicht, dass mich die Menschen in Bianca für schwächlich halten.« Sie trat ihm mit dem Fuß in den Magen. »Oder, was noch schlimmer wäre, für faul.«
    Evangeline hatte entweder autoritär genug geklungen oder mit ihrer Ferse eine von Daniors empfindlicheren Stellen getroffen, jedenfalls ächzte er und setzte sie ab. »Ist dein verletzter Fuß auch richtig trocken?«, fragte er.
    »Trocken genug.« Sie lief ein paar Schritte. »Und er tut auch fast nicht mehr weh.« Was mehr als erstaunlich war.
    War Danior etwa zu starrsinnig? So absurd die alte Legende auch war, vielleicht stimmte es ja, dass dieser Abkömmling des altehrwürdigen Geschlechts der Leon heilende Hände hatte.
    Evangeline hatte in Leonas Bibliothek vom Zeitalter der Aufklärung mit seinem streng wissenschaftlichen Denken zwar profitiert, aber mehr als alles andere hatte sie doch der Mystizismus fasziniert. Sie glaubte zwar nicht wirklich an Magie und war auch der Ansicht, dass Danior Recht hatte, wenn er die Kristallschatulle mit List und Tücke öffnen wollte und nicht mit Zauberei, aber insgeheim wollte sie doch an Märchen glauben. Und so suchte sie in den Sonnenstäubchen nach zarten Elfenwesen und wartete, dass König Artus seinem Grab in Avalon entstieg.
    Sie war und blieb eine Romantikerin, und dieses Abenteuer war die Quittung.
    Es war an der Zeit, sich darauf zu besinnen, wohin ihre Schwärmereien sie gebracht hatten. Sie warf einen grimmigen Blick ins Tal hinunter und folgte Danior zum Dorf.
    Nun konnte man sehen, was aus der Ferne nicht zu erkennen gewesen war. Verkohltes Holz lagerte aufgestapelt neben einer Scheune, abgemagertes Vieh drängte sich auf abgeweideten Wiesen, und auf zertrampelten Kornfeldern kämpfte verdorrtes Getreide gegen den Mehltau an.
    »Was ist hier passiert?«, fragte sie.
    »Krieg und Revolution.« Danior schien plötzlich unendlich müde zu sein. Er betrachtete den schwarzen Stumpf einer ehemals stolzen Eiche und zeigte zum Dorf. »Zumindest im Moment sind keine Rebellen hier.«
    Auf Biancas einziger Straße wimmelte es von Leuten, die mit vollen Körben und Kleiderbündeln zu einer großen Hütte unterwegs waren. Ihre fröhlichen Stimmen waren weithin zu hören. Halbbeladene Pferdewagen säumten den Straßenrand, und die Kinder kreischten vor Vergnügen.
    In Bianca herrschte Volksfeststimmung. Doch dann bemerkten die Dorfbewohner die beiden Fremden. Das Lachen erstarb, die Kinder suchten die Rockzipfel ihrer Mütter, und ein Spalier aus Heugabeln richtete sich plötzlich auf Danior und Evangeline.

24
     
    Evangeline blieb wie angewurzelt stehen, aber Danior winkte den Dorfbewohnern zu, rief ihnen einen Gruß entgegen und marschierte geradewegs weiter. Dieser Dummkopf hatte offensichtlich vor, direkt in die Zinken hineinzulaufen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm nachzueilen, seinen zerfetzten Ärmel zu packen und ihn zum Stehen zu bringen.
    Was ihr zu ihrer großen Überraschung auch gelang. Sie hätte nie gedacht, dass er ihrem zaghaften Versuch, seinen unnötigen, blutigen Tod zu verhindern, irgendwelche Beachtung schenken würde -, was er natürlich auch nicht tat. Er legte ihr seinen Arm um die Hüften und zog sie unerbittlich mit. »Bianca ist unzählige Male ausgeplündert worden. Während der Neunundsechziger Revolution ist es bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden und drei Jahre später noch mal, als marodierende napoleonische Soldaten hier eingefallen sind. Aber die Leute hier haben keine Angst, sie haben es einfach nur satt. Und ihre Loyalität kennt keine Grenzen.« Sah er da vorn etwas, das sie nicht sehen konnte? Nein, die scharfen Zinken glänzten immer noch im Sonnenlicht. »Sie sehen aber nicht gerade loyal aus.«
    »Kann man ihnen das übel nehmen? Ich sehe schließlich auch nicht gerade - wie soll ich es sagen - >royal< aus.«
    Weiß Gott nicht. Krawatte und Jackett hatte er eingebüßt, sein Hemd war schmutzig und zerrissen, die Manschetten und der Kragen, die ihn so elegant hatten aussehen lassen, waren schon längst abgerissen, der feine Stoff seiner Hosen hatte den Kampf gegen das Gestrüpp verloren und die weiße

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