Princess Band 47
Teufel, war das? Mitten in der Nacht!"
"Jemand hat sich verwählt", log Lisa.
Magda hielt die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Gähnen. "Können die Leute sich nicht zu menschlichen Zeiten verwählen?" Sie warf Lisa einen Blick zu. "War es wenigstens schön heute abend? Wo wart ihr überhaupt?"
"Bei Ferrelli."
Magda schnappte nach Luft. "Machst du Witze?"
Lisa zwang sich zu einem Lächeln. "Nein."
"Wie hat denn Jon einen Tisch bekommen?"
"Persönlichkeit!" erwiderte Lisa trocken.
Magda sah etwas ungläubig aus. "Und? Ist die Küche so ausgesucht, wie behauptet wird?"
"Sagenhaft!" Lisa hörte gar nicht richtig zu. In ihren Ohren hing noch das sanfte Schnurren der Stimme aus dem Telefon.
"Was habt ihr denn gegessen?"
Lisa konnte sich beim besten Willen nicht erinnern und sah die Freundin ratlos an.
Magda lachte. "Nun sage bloß, Jon war so umwerfend, daß du nicht weißt, was du gegessen hast."
"Schreckliches Eingeständnis, nicht wahr?" lachte Lisa zurück und fragte sich, ob man ihr ansah, wie verstört sie war. Offenbar nicht. Denn Magda trat den Rückzug in ihr Zimmer an. "Hoffentlich verwählt sich nicht noch jemand."
"Das kann ich auch nur hoffen!" stimmte Lisa inbrünstig zu, obwohl sie es besser wußte. Sie sah jene blauen Augen direkt vor sich, wie sie aufgeblitzt hatten, als sie den Hörer hingeknallt hatte! Je mehr sie kämpfte, um sich aus seinem Netz zu befreien, um so mehr freute es ihn. Das war schon immer so gewesen.
2. KAPITEL
Eine Woche später hockte Evan in Lisas Büro auf der Schreibtischkante und überflog mit finsterem Gesicht einen Brief. "Verdammt! Wäre er nicht Annas Bruder, ich würde ihn eigenhändig an die Luft setzen."
"Er bemüht sich doch", verteidigte Lisa Jon, aber vergebens, wie sie mit einem Blick auf Evan feststellte.
"Sie müßten an seiner Stelle sein", meinte Evan mit einem durchtriebenen Grinsen, "dann würden die Kunden Schlange stehen. Ein Blick auf Ihre Figur, und sie ließen sich jedes Angebot andienen!" Auf Lisas eisiges Gesicht reagierte er nur mit fröhlichem Gelächter. Er warf den Brief auf den Schreibtisch. "Sagen Sie Jon, er soll sich heute nicht bei mir blicken lassen. Ich wäre in der Lage, ihn umzubringen."
Als Evan Wright weg war, legte Lisa den bösen Beschwerdebrief von Renton ab und warf einen mitleidigen Blick auf die Tür zu Jons Büro. Er hatte eine schlechte Woche, nicht ganz so schlecht wie ihre vielleicht, aber schlecht genug.
Ihre Woche war unerträglich, weil sie nichts von dem Mann mit den blauen Augen hörte und deshalb so verbissen wie vergeblich versuchte, sich seinen nächsten Schachzug auszumalen.
In ihren optimistischeren Stunden redete sie sich ein, daß er gar nicht beabsichtigte, sie zu stellen, tat das aber sehr bald wieder als gefährliches Wunschdenken ab. Wie sie ihn kannte, wartete er nur darauf, sie überfallartig zu erwischen.
Sie tippte gerade einen Brief, als Anna Wright ins Büro kam.
Lisa begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. Anna war wieder schwanger, mit dem dritten Kind, was aber keineswegs ihre mütterlichen Beschützerinstinkte für Jon beeinträchtigte. Anna war der Kümmertyp, der sich für jeden, der unter ihrer Obhut stand, verantwortlich fühlte und keine Mühen scheute, um ihn glücklich zu machen.
"Na, wie sieht's aus?" fragte sie, und Lisa verstand, was sich hinter dieser Frage versteckte. "Nicht sonderlich."
Anna seufzte. "Evan ist also wieder auf dem Kriegspfad?"
Lisa lächelte betrübt. "Es gab ein bißchen Feldgeschrei heute morgen. Aber Evan hat nicht nach Jons Skalp geschrien. Er ließ nur durchblicken, daß er ihn skalpieren würde, falls er ihm heute unter die Augen geriete."
Annas Mund preßte sich zusammen. "Verstehe."
Lisa beobachtete das verärgerte Gesicht. "Das sollten Sie nicht Evan anlasten, Anna", sagte sie impulsiv. "Er hat ja recht. Jon ist für diese Arbeit nicht geschaffen."
"Unsinn, das läßt sich lernen", widersprach Anna eigensinnig. "Evan blafft Jon an, und das verträgt Jon nicht, es verschreckt ihn."
Evan war tatsächlich ein poltriger Typ, überlegte Lisa. Aber das gehörte zu seinem Charakter. Er hatte einen brillanten Verstand, der ständig neue Ideen produzierte. Er war folglich impulsiv, ungeduldig und unduldsam gegen Menschen wie Jon, der ihn mit seinem stetigen, phantasielosen Ackern zur Weißglut brachte.
Anna warf Lisa einen bittenden Blick zu. "Versuchen Sie, Evan von Jon fernzuhalten."
Umgekehrt wäre die Reihenfolge
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