Princess Band 47
Ferrelli gebucht!" Er warf ihr einen Blick zu, der vor Stolz und Selbstbewußtsein strotzte.
Nicht zu Unrecht. Ferrelli war eines der exklusivsten Restaurants Londons und berühmt für die sorgfältige Auswahl seiner Gäste. Wer nicht auf der Liste erwünschter Kunden stand, erhielt eine Abfuhr. Um bei Ferrelli einen Tisch zu bekommen, mußte man bekannt sein oder eine gute Empfehlung vorweisen können.
"Wie haben Sie denn das geschafft?" fragte Lisa prompt. Obwohl sie sich die Antwort denken konnte. Ferrelli selbst war vor kurzem, als er in den Staaten eine Restaurantkette eröffnete, Klient der Werbeagentur geworden. Ein Glück, dachte Lisa, kaum merklich lächelnd, daß Jon den Auftrag nicht bekommen hatte. Man hätte ihn nie ins Lokal gelassen.
Jon brauchte eine ganze Weile, um ihr zu erklären, wie er an den Tisch im Ferrelli gekommen war. Er war von einer präzisen, sorgfältigen Umständlichkeit, wenn er gewissenhaft und unter Berücksichtigung aller Details die Pointe ansteuerte, die man schon meilenweit gesichtet hatte. Ihm dabei ins Wort zu fallen hätte ihn jedoch gänzlich um sein Selbstbewußtsein gebracht.
Also hörte Lisa geduldig zu. Es tat gut, mit Jon auszugehe n. Er verlangte nichts von ihr. Er war glücklich über die neidischen Blicke der anderen Männer, wenn er mit Lisa auftauchte, und er war dankbar für ihre Art, ihn zu nehmen, wie er war.
So gesehen waren sie beide auf der Flucht vor den Realitäten des Lebens, dachte Lisa. Sie fragte sich, ob Jon je über ihre Gründe für ihre Freundschaft mit ihm nachdachte, und hatte ihre Zweifel. Es war ja auch nicht wirklich wichtig. Er spielte begeistert ihren Beschützer und sonnte sich in dem Glanz, den ihre Freundschaft ihm vor den Kollegen verlieh.
Evan hatte sich schon unverblümt dazu geäußert. "Sind Sie nicht ganz dicht, Lisa? Der Mann ist doch zum Sterben langweilig. Können Sie denn nichts Interessanteres finden?"
Sie hatte Evan nur kühl angeblickt. "Ich bin zufrieden, vielen Dank."
Evans bernsteinfarbene Augen hatten sie fassungslos gemustert. "Komisches Mädchen." Er war von Anfang an neugierig gewesen, etwas über sie zu erfahren. Er hatte gebohrt, aber Lisa hatte sich allen Fragen über ihre Vergangenheit entzogen. Sie blieb für Evan eines der Geheimnisse, die er für sein Leben gern enthüllt hätte.
Ferrellis Restaurant lag in einem herrlichen alten Haus mitten in Mayfair. Als Jon und Lisa eintraten, waren fast alle Tische besetzt, und es gab viele Tische. Aber genau hier steckte das Geheimnis des Besitzers, das die Exklusivität schuf. Die Anordnung der Tische, die kleinen rosabeschirmten Lampen, die dunklen Wände und dicken Teppiche tauchten das Lokal in eine Atmosphäre von Intimität, die jedem Gast das Gefühl gab, in eine Welt für sich eingeschlossen zu sein.
Der Oberkellner musterte Jon mit einem kurzen Blick und zog ungläubig die linke Braue hoch. Jon war makellos gekleidet, aber, vermutete Lisa, er hatte zum ersten und letzten Mal hier einen Tisch bekommen. Sein unsic heres Auftreten sprachen gegen ihn. Der Mann lächelte zwar höflich, aber erst als sein Blick Lisa streifte, tauchte ein waches Glitzern in seinen Augen auf, als habe er sie irgendwo schon mal gesehen.
Mit immer noch überlegen zusammengezogenen Brauen ging der Oberkellner ihnen voraus zu ihrem Tisch. Lisas Gesicht war kühl und distanziert. Jon nestelte nervös an seiner Krawatte. Er fühlte sich sichtlich unwohl in dieser Umgebung.
An manchen Tischen saßen berühmte Leute. Jon erkannte sie und schluckte. Lisa schob lächelnd ihren Arm durch seinen und bat ihn mit einem aufmunternden Blick, nicht so zu tun, als ginge er zu seiner Hinrichtung.
Plötzlich jedoch verspürte sie ein merkwürdiges Prickeln über ihren Rücken rieseln. Sie hielt den Kopf höher und unterdrückte den Zwang, sich umzusehen. Irgendwer fixierte sie, das spürte sie. Vermutlich einer jener Männer mit begierigen Augen.
Der Oberkellner schob ihr den Stuhl zurecht und fragte: "Was darf ich Ihnen als Aperitif bringen, Madame?"
Sie lächelte Jon an, der ihr gegenüber Platz genommen hatte, "Was soll ich trinken, Darling?"
In den Augen des Oberkellners tauchte ein kaum merkbares, amüsiertes Lächeln auf, das signalisierte, daß er sich von ihrer gespielten Vertrautheit nicht täuschen ließ.
"Bringen Sie uns zwei trockene Martini", raffte Jon sich auf zu sagen, woraufhin der Oberkellner zwei Menükarten vor Lisa und Jon plazierte und unauffällig
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