Princess Band 47
es war zu dunkel. Die Phantasie galoppierte mit ihr davon, redete sie sich ein. Das konnte nicht er sein!
Das Taxi hielt, und Jon küßte sie mit mehr Mut, als er normalerweise aufbrachte - und Lisa ließ es geschehen. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. Der weiße Wagen hatte direkt hinter dem Taxi geparkt.
"Gute Nacht, Jon!" sagte Lisa und sprang aus dem Taxi. Sie lief die Stufen zu ihrer Wohnung hinunter und kramte nach dem Schlüssel. Die Wohnung, die sie mit Magda teilte, lag im Souterrain eines großen Hauses und hatte einen kleinen, gepflasterten Vorgarten, aus dem die beiden Mädchen mit Geranientöpfen, einer kleinen Steinbank und einer Kletterrose einen reizenden Stadtgarten gemacht hatten. Magda hatte sogar, um allem mehr Farbe zu geben, die Haustür in strahlendem Gelb angemalt.
Magda würde schon schlafen. Es war bereits nach zwölf. Lisa machte kein Licht und schlich ans Wohnzimmerfenster. Vorsichtig schob sie den Vorhang zur Seite und blickte nach draußen. Das Taxi fuhr gerade wieder an. Wenig später herrschte Totenstille. Die Straße schien menschenleer. Hatte sie sich den weißen Wagen eingebildet? Oder war es reiner Zufall gewesen?
Sie wollte gerade den Vorhang loslassen, als sie auf dem Straßenpflaster Schritte hörte. Das Eisentörchen an der Treppe quietschte. Ein Schatten fiel über die Stufen nach hinten. Langsam bewegte er sich auf die Haustür zu.
Lisas Nerven spannten sich. Seit sie ihm bei Ferrelli begegnet war, hatte sie mit etwas in dieser Art gerechnet. Er hatte sie wiedergefunden, er würde nicht einfach weggehen. Das hatten ihr seine spöttischen, harten Augen im Lokal signalisiert.
Natürlich würde sie ihm nicht öffnen, so dumm war sie nicht. Aber er wußte jetzt, wo sie wohnte, im übrigen hatte er garantiert bei Ferrelli herausgefunden, wer Jon war und wo er arbeitete. Er hatte also alle notwendigen Informationen über sie.
Sie wagte einen vorsichtigen Blick durchs Fenster. Er stand, die Hände in den Taschen, vor der Wohnung und fixierte das Fenster. Er wußte, daß sie dort stand. Er machte einen Schritt vor. Dann hörte sie seine Stimme, deutlich, aber leise. "Laß mich rein, Lisa."
Sie antwortete nicht. Sie ließ den Vorhang los und sackte in den nächststehenden Sessel.
Er rüttelte nur kurz an der Haustür. Er wollte ebenso wenig wie sie Aufmerksamkeit erregen.
Sie barg ihren Kopf in den Händen und betete, er möge fortgehen. Und tatsächlich hörte sie wenig später seine sich entfernenden Schritte. Was keineswegs bedeutete, daß er kapituliert hatte! Er hatte eine Rechnung mit ihr zu begleichen, und er war nicht der Mann, der unbezahlte Rechnungen vergaß.
Sie hörte das sanfte Schnur ren des Motors, der Wagen fuhr davon. Zusammengekauert im Sessel fragte sie sich, wie es weitergehen würde. Sie hatte sich an ihr ruhiges Leben bei Wrights gewöhnt, an ein Leben, das harmonisch und ereignislos verlief; das sogar die bitteren Erinnerungen langsam auszulöschen begann. Und jetzt?
Sie stand auf und sah auf die Uhr. Es war nach zwei. Um halb acht begann für sie der Tag. Sie würde wie zerschlagen sein. Sie schlich in ihr Zimmer, zog sich aus, absolvierte ein Schnellprogramm ihrer abendlichen Körperpflege und schlüpfte unter die Bettdecke.
Im Dunkeln lag sie da und versuchte vergeblich, den Mann mit den blauen Augen aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie spürte noch den sinnlichen, abschätzenden Blick, mit dem er ihren Körper gemustert hatte, und die Reaktion, mit der sie zu ihrer Erbitterung immer noch auf ihn reagierte. Ihr Herz hatte schneller geschlagen, aus ihrer verbrannten und zu Asche gewordenen Liebesfähigkeit stoben kleine Funken.
Die Trennung von ihm war nicht das Ende gewesen. Instinktiv hatte sie es gewußt. Ein Mann wie er gab nie auf. Sie zwang sich, kühl und vernünftig durchzuspielen, was er ihr antun könnte, und schauderte vor den Möglichkeiten zurück. Sie wußte sehr wohl, was er ihr antun konnte. Warum sonst wäre sie von ihm fortgelaufen?
Das Telefon klingelte. Ihr Herz machte einen Satz, sie sprang aus dem Bett und rannte ins Wohnzimmer, um zu vermeiden, daß Magda wach wurde. Sie nahm den Hörer ab und meldete sich mit ihrer Telefonnummer.
"Ich vergesse nicht, Lisa!" flüsterte eine Stimme. "Hast du das ernsthaft geglaubt?"
Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Nein, sie hatte keine Sekunde geglaubt, daß er vergessen würde. Stumm und starr stand sie am Telefon, als Magda ins Zimmer getaumelt kam.
"Wer, zum
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