Princess Band 47
schwärmte er. "Übrigens hat Evan mich noch gebeten, Ihnen zu sagen, daß Sie besonders nett zu Crawford sein sollen." Er lachte fast verwegen. "Nicht zu nett, natürlich. Aber darum bitte ich, nicht Evan."
"Ist Ihnen für diesen Auftrag schon etwas eingefallen?" fragte Lisa, um von dem Thema wegzukommen.
"Nichts Umwerfendes." Seine Gesichtszüge wurden sofort angespannt. Lisa bemerkte das mit Sorge. Ihm war garantiert nichts eingefallen.
Als sie das große, im Tudor-Stil erbaute Haus der Wrights betraten, begrüßte Anna sie in einem Umstandskleid aus cremefarbener Spitze, in dem sie zauberhaft aussah. Anna betrachtete Lisa mit einem bewundernden Lächeln.
"Wunderschön!" stellte sie fest und wandte sich dann ihrem Bruder zu. "Ist dir schon etwas eingefallen?"
Jon sah betreten drein. "Ein bißchen", meinte er ausflüchtend und machte sich davon.
"Stimmt das?" fragte Anna.
Lisa hob nur die Schultern. Aber als sie sah, wie bedrückt Anna reagierte, legte sie ihr spontan den Arm um die Schulter. "Wird schon werden. Ich sorge dafür."
Annas Gesicht erhellte sich wieder. "Danke, Lisa. Evan belauert ihn wie ein Tiger seine Beute. Herrgott, warum kann Jon sich nicht mal zusammenreißen. Ich bin sicher, daß er Erfolg hätte, wenn er es nur versuchte!"
Lisa hatte da ihre Zweifel. Was Jon brauchte, war eine Frau, die stärker war als Anna, die Anna sagte, sie solle aufhören, Jon zu bemuttern. Lisa spürte, daß es Anna sogar erleichtern würde. Es wäre für alle Beteiligten ein Segen, wenn irgend jemand den Mut fände, Jon in einen Job zu steuern, in dem er seine Begabungen entfalten konnte.
Anna und Lisa betraten gemeinsam den Wohnraum. Höflich erhoben die Männer sich von ihren Sitzen. Lisa hatte sich Annas langsamerer Gangart angepaßt, was ihren Körperbewegungen einen federnden, weichen Schwung gab, der sogleich von zwei spöttischen Augen begutachtet wurde.
Ihr Körper erschauerte unter dem Blick, aber ihre Augen hielten ihm tapfer stand. Souverän steuerte sie auf Catherine, Evans Schwester, zu, die man eingeladen hatte, um komplett zu sein. Als Lockvogel für Crawford war sie denkbar ungeeignet. Sie hatte zwar schöne bernsteinfarbene Augen wie Evan, war aber so schwer gebaut wie schwerblütig und von reizbarem Temperament.
Die Begrüßung fiel entsprechend kühl aus. Nach ein paar Worten nahm Evan Lisa bei der Hand und brachte sie zu Steve. "Sie erinnern sich gewiß an Lisa, Steve?" fragte er unbefangen.
Steves Augen blitzten vergnügt. "Und ob ich mich erinnere", sagte er. "Hallo, Lisa!"
"Hallo", erwiderte sie mit dem inbrünstigen Wunsch, ihm die Whiskyflasche vom Tisch über den Schädel zu schlagen.
3. KAPITEL
Die Unterhaltung während des Essens floß ohne Zwischenfälle dahin. Dafür sorgte schon Evan, der es nicht an Einfällen fehlen ließ, die Steve sichtlich amüsierten. Die beiden Männer hatten die gleiche Wellenlänge. Folglich fielen auch Jons gelegentliche Bemerkungen, die alles andere als witzig waren, eher unbeachtet unter den Tisch.
Anna plauderte mit Catherine, die voller Begeisterung die Rolle der Tante für ihre Neffen spielte, weil sie mit siebenunddreißig die Hoffnung auf einen Ehemann ebenso wie den Versuch aufgegeben hatte, mit Geschmack etwas mehr aus ihrem Äußeren zu machen.
Irgendwann stellte Lisa betroffen fest, daß Jon zuviel trank. Sie versuchte, Anna mit Blicken darauf aufmerksam zu machen, aber inzwischen plauderte Anna so angeregt mit Steve, daß sie die Blicke nicht bemerkte. Steve flirtete auf charmante Weise mit ihr, und sie flirtete mit blitzenden Augen zurück. Sie betete Evan an, aber sie hatte nichts dagegen, sich von einem Mann wie Steve den Hof machen zu lassen. Wer hatte das schon? fragte Lisa sich.
Jon hatte inzwischen sein Selbstbewußtsein mit der nötigen Menge Alkohol aufgemöbelt und produzierte mit leicht glasigen Augen eine werbewirksame Idee, der Steve mit gegen die Tischkante trommelnden Fingern zuhörte.
"Hört sich ganz brauchbar an", meinte er schließlich. "Schmeißen Sie erst noch ein paar Ideen dazu, Jon." Er musterte Jon mit einem Blick, der erkennen ließ, daß er sehr wohl bemerkt hatte, wie viel Jon trank.
Lisa sah seine hochgezogenen Brauen und verwünschte ihn.
Was Menschen anging, hatte er ein untrügliches Urteilsvermögen, das er rücksichtslos zum eigenen Vorteil einsetzte. Jetzt prostete er Jon zu, und Jon kam dem wortlosen Toast eilfertig nach und leerte sein Glas.
"Wie lange bleiben Sie hier?" fragte
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