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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Zuschauer bestehendes Publikum – war von der Darbietung gefesselt. Sein Unglaube war nicht bloß aufgehoben, sondern aus einer Kanone in eine Steinmauer gefeuert worden. Es bestand kaum ein Zweifel daran, dass sein Widerstand gebrochen war. Offen blieb lediglich die Frage, ob auch sein Verstand dermaßen Schaden genommen hatte, dass er nutzlos war.
    Wäre Daniel, in die gleiche Notlage gebracht, imstande gewesen, die List so leicht zu durchschauen? Er bezweifelte es.
    Obwohl er ja vielleicht in der gleichen Notlage war und man das Schauspiel ebenso sehr für ihn wie für Mr. Baynes inszenierte.
    Der Stuhlgang, den er vom Bug der Atalanta aus absetzte, war ein Meisterstück, genau zwei wohlgeformte Klumpen, die wie Senkbleie in den Fluss plumpsten und ohne ein Platschen verschwanden – Beweis dafür, dass sein Darm weiterhin gut funktionieren würde, nachdem andere Teile von ihm dem Alter hatten Tribut zollen müssen. Er hatte Lust, noch ein paar Minuten hier sitzen zu bleiben, den Hintern in den luxuriös glattpolierten Anulus des Scheißlochs geschmiegt, und seinen Triumph auszukosten, wie es ihn der verstorbene Samuel Pepys auch im Falle des Wasserlassens zu tun gelehrt hatte. Aber die von unter Deck heraufdringenden Geräusche sagten ihm, dass er dort unten Verpflichtungen nicht nur gegenüber seiner Königin, sondern auch gegenüber Mr. Baynes hatte.
    Denn seine Befürchtungen, was Letzteren anging, hatten sich bewahrheitet. Die Queen’s Messengers mochten sehr geschickt darin sein, Verräter zu jagen, doch als Theatertruppe waren sie ausgesprochene Amateure, denen es völlig an dem wichtigen Gefühl für Publikumswirksamkeit mangelte. Sie hatten die Vorstellung zu lang dauern lassen und Mr. Baynes in einen flennenden Schwachkopf verwandelt.
    Daniel zog sich die Hose wieder hoch, ging nach achtern und stieß am oberen Ende des schmalen Niedergangs, der unter Deck führte, beinahe mit einem Mann zusammen, der nach oben gekommen war, um etwas frische Luft zu schnappen. Verhindert wurde der Zusammenstoß nur durch das weiße Haar des anderen, das im Licht des Halbmondes leuchtete und Daniel dadurch vorwarnte.
    Er wich zurück, sodass Isaac zu ihm an Deck treten konnte.
    »Mr. Hoxton hat sein wahres Gesicht gezeigt, würde ich sagen«, bemerkte Isaac.
    »Was – indem er davongelaufen ist?«
    »Richtig.«
    »Wenn er dageblieben wäre, um sich kielholen, Daumenschrauben anlegen, ausweiden und vierteilen zu lassen, wüssten wir, dass er ein vertrauenswürdiger Bursche ist, wolltest du das sagen?«
    Isaac war leicht eingeschnappt. »Kein solches Schicksal wäre ihm zugestoßen, hätte er sich bereit gezeigt, der Königin zu dienen.«
    »Peter Hoxton kann der Königin – oder dir - überhaupt nur dadurch von Nutzen sein, dass er mir Informationen aus der Gaunerwelt bringt. Wäre er nicht weggelaufen, hätte er sich dadurch zum Feind alles Gaunerhaften erklärt und wäre völlig nutzlos geworden. Durch seine Flucht mit Angus hat er seine Reputation über die Maßen erhöht!«
    »Das ist ohne Belang. Deine Rolle ist jetzt ausgespielt. Und du hast sie gut gespielt. Ich danke dir.«
    »Warum hast du das Rauchsignal geschickt? Warum hast du nicht gewartet, um festzustellen, was Baynes noch enthüllen würde?«
    »Er war bereits zu weit gegangen und hatte zu viel enthüllt«, gab Isaac zurück, »und das hat er gewusst. Er hielt sich zurück, und um dich auf die Probe zu stellen, fragte er dich nach deiner Geschichte. Ich wusste, du hattest keine, jedenfalls keine, die der genauen Überprüfung durch den einarmigen Ausländer oder auch nur durch Mr. Baynes standhalten würde. Mein Entschluss war: Vorwärts!«
    »Was brauchst du denn jetzt von Mr. Baynes, um vorwärtszukommen?«
     
     
    Auf Daniels Drängen hin ließen Charles White und seine lustigen Männer Mr. Baynes ein paar Minuten lang in einer Kabine allein, vergaßen allerdings nicht, ihn zuerst in Eisen zu legen, damit er keine Möglichkeit hatte, sich der Gerechtigkeit zu entziehen, indem er Selbstmord beging.
    Daniel verharrte vor der Kabinentür, bis Mr. Baynes zu schluchzen und zu wimmern aufhörte, dann zählte er langsam bis hundert (denn er musste sich selbst ein wenig beruhigen), und dann öffnete er die Tür und trat ein, in der Hand eine brennende Kerze.
    Mr. Baynes saß auf einer Bank, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Vor ihm stand ein Plankentisch. Mr. Baynes war vornübergesackt, sodass sein Kopf darauflag. Daniel war sich sicher, dass er an

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