Principia
jeden Moment in die Water Lane strömen -
Unten Pferdegetrappel. Er blickte senkrecht hinab und sah eine Reihe von einem Dutzend Reitern in Kilts vom Tor her in die Lane eintraben; und, am allerschönsten, hörte das Fallgatter des Byward Tower hinter ihnen heruntersausen, wodurch der Tower von der Stadt abgeriegelt war. »Scheißt auf alles, was hinter euch ist«, ließ er sie wissen, »vor euch kommen Engländer die Straße entlang – nehmt euch die Schweinehunde vor!« Und ohne abzuwarten, ob seine Befehle in die Tat umgesetzt wurden, wirbelte er zum Bett herum, riss das Claymore in seinem primitiven Rückenhalfter hoch und trug es vor sich her zum Zimmer hinaus und die Treppe hinunter.
Als junger Bursche hatte er seine Rache, seine Vergeltung in Tagträumen tausendmal geplant. Er hatte sie sich stets schlicht so vorgestellt, dass er, sein Claymore schwingend, durch die Eingeweide von Campbells und Engländern watete. Glücklicherweise hatte zwischen diesen knabenhaften Phantasien und der Gelegenheit, die der heutige Tag bot, ein Dutzend Jahre professioneller Kriegführung gelegen, die ihn gelehrt hatten, dass er die Sache systematisch angehen musste.
Er stürzte also nicht auf die Parade hinaus und sah sich nach Engländern um, die er hinschlachten konnte, sondern wartete am Tor einen Augenblick ab und musterte die Örtlichkeit, während er sich das Breitschwert auf den Rücken hängte.
Die Parade war leer bis auf einen einzigen Rotrock, der von der Kaserne zum Tor des Bloody Tower rannte.
Nein, jetzt nicht mehr, jemand hatte ihn gerade niedergeschossen, wahrscheinlich von Cold Harbour aus. Der Plan sah vor, dass sich inzwischen etwa zehn Mann in den Inner Ward geschlichen und dort Positionen bezogen hatten, von denen aus sie über die Parade schießen oder diese oder jene Engstelle dichtmachen konnten. Was offenbar geschehen war. Die Yeoman Warders, die aus den Fenstern ihrer Häuser blickten, hatten den Rotrock bestimmt fallen sehen und begriffen, dass aus ihrer Haustür zu treten den Tod bedeutete. Das hieß jedoch nicht, dass die Parade Rufus MacIan zur Verfügung stand. Denn ein Yeoman oder ein versprengter Soldat der Guard konnte ebenso leicht durch ein Fenster oder über eine Brustwehr schießen. Vorläufig musste sie als Niemandsland gelten.
»Ich muss wissen, ob das Fallgatter des Bloody Tower herabgelassen ist«, bemerkte er, laut denkend. Doch als er hörte, wie sich hinter ihm jemand räusperte, drehte er sich um und hatte ein halbes Dutzend Burschen vor sich, mit rotem Gesicht und schwer atmend, nachdem sie die Leiter hinaufgestiegen und die Treppe hinuntergestürzt waren, doch alle bei bester Gesundheit und bereit, mit geladener Muskete loszustürmen.
»Um Vergebung, Mylord, aber dafür haben wir ein Signal festgelegt.«
»Und du bist -?«
»Artilleriesergeant, pensioniert, Dick Milton, Mylord.«
»Dann ans Fenster, Milton, und schau nach deinem Signal.«
»Da ist es«, erwiderte Milton nach einem Blick über die Parade. »Von der Chapel aus nämlich ist der Bloody Tower deutlich zu sehen, und wir wiederum sehen die Chapel deutlich. Wir haben dort ein Mädchen postiert. Ist gestern Abend zu einer Beerdigung gekommen, hat die ganze Nacht gebetet und ist den ganzen Tag geblieben, um den Bloody Tower für uns im Auge zu behalten. Seht Ihr das gelbe Tuch dort im mittleren Fenster? Das hat sie dorthin gehängt, damit wir wissen, dass das Fallgatter heruntergelassen ist.«
»Dann hat der Schwarzgardist den Russen freigelassen«, sagte Rufus MacIan, »und der Russe hat seine Arbeit getan! Herr des Himmels! Eine Großtat.«
»Großtat, Mylord?«
»Ich hätte nicht geglaubt, dass ein Einarmiger so viele niederhauen kann. Aber er verbreitet Überraschung auf seiner linken und wilde Panik auf seiner rechten Flanke, und das eine wie das andere ist schon für sich allein mächtiger als alles, was Herkules vermochte. Seid Ihr alle bereit, Euren alten Beruf wieder auszuüben?«
»Jawohl«, und »Ja, Mylord«, kam die Antwort.
»Dann zählt bis fünf und folgt mir.« MacIan stieß die Eingangstür auf und trat so beiläufig auf die Parade hinaus, als wäre er der Stellvertretende Kommandant auf dem Weg zur Kirche.
»Eins«, intonierten die Männer, die zusammengekauert in dem Gebäude saßen, das er gerade hinter sich gelassen hatte.
Aus dem Fenster eines Yeoman-Hauses schoss Rauch.
»Zwei.«
Eine Musketenkugel summte heran wie eine wuchtige Hummel, zauste MacIans Backenbart und ließ das
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