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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Fenster zerspringen, durch das er unlängst hinausgespäht hatte.
    »Drei!«, riefen die Artilleristen bis auf einen, der schrie.
    Musketenrauch drang aus einem halben Dutzend unterschiedlichster Stellen rund um den Inner Ward: aus Taubenschlägen und Fassstapeln in Cold Harbour, Barackentüren und Ecken und Ritzen alter Mauern.
    »Vier!« Eine weitere Musketenkugel, viel zu hoch, schlug einen Krater in die Fassade des Logis des Lieutenant. »Armselig«, urteilte Rufus MacIan. »Schwache Leistung.« Doch seine Kommentare wurden übertönt von dem über die Parade rollenden Widerhall des Krachens mehrerer Schüsse, die gerade abgefeuert worden waren, um die Bemühungen jener Yeomen zu vereiteln, die aufs Geratewohl auf ihn schossen.
    »Fünf!« Drei Mann stürzten zur Tür hinaus, nahmen auf dem Kiesweg, der an der Vorderseite des Hauses entlanglief, kniende Position ein, legten an und zielten mit ihren Musketen auf Fenster, hinter denen sie Yeomen vermuteten. Ihr Feuer ließ eine Rauchwolke aufsteigen, die das Auftauchen einer zweiten Dreiergruppe tarnte.
    Rufus MacIan rannte auf dem Kiesweg ostwärts an den Häuserfronten entlang, die auf die Parade hinausgingen. Auf halber Strecke zum Bloody Tower blieb er stehen und kehrte der Parade kaltblütig den Rücken, um die Fenster eines Hauses nach Heckenschützen abzusuchen. Alles, was er ausmachen konnte, war der Kopf eines Dienstmädchens, das aus einem Fenster im ersten Stock spähte. Von dort war nichts zu befürchten; aber er hielt seine Waffe feuerbereit, falls sich anderswo ein Musketenschütze zeigen sollte. Die zweite Dreiergruppe rannte bis zu einer Stelle ein paar Ellen hinter ihm, warf sich zu Boden und machte sich bereit, über die Parade zu feuern. Unterdessen hatten Angusina und die Schenken-Truppe aus der Water Lane aus den oberen Fenstern des Logis des Stellvertretenden Kommandanten eine Salve Deckungsfeuer geschossen. Die erste Dreiergruppe ließ ihre leeren, rauchenden Musketen auf dem Boden liegen, rannte den Weg entlang auf den Bloody Tower zu und kam genau in dem Moment zwischen MacIan und der anderen Dreiergruppe hindurch, als diese ihre Musketen ohne bestimmtes Ziel abfeuerte.
    Im Fenster eines der Häuser links von MacIan leuchtete ein rotes Kleidungsstück auf. Er richtete den Lauf seiner Muskete darauf, doch der Soldat sah ihn und warf sich zu Boden, ehe MacIan den Abzug betätigen konnte.
    Nun sprang die zweite Dreiergruppe auf, die ihre Musketen ebenfalls auf dem Boden zurückließ, und rannte ihren Kameraden hinterher in Richtung Bloody Tower. MacIan bildete die Nachhut und folgte ihnen. Aber er bewegte sich lediglich in gemütlichem Schritttempo. Das hatte seinen Grund teils darin, dass er mit dem Auftauchen weiterer Artilleristen aus dem Logis des Stellvertretenden Kommandanten rechnete. Und er wurde nicht enttäuscht, denn es kamen Hals über Kopf zwei und gleich darauf noch einmal zwei heraus, die auf ihn zurannten und sich dem Risiko sporadischen Musketenfeuers aus den Fenstern einiger hartnäckiger Yeomen aussetzten. Teils lag es aber auch daran, dass er das Haus im Auge behalten wollte, in dem einer oder mehr Rotröcke umherschlichen.
    In der buntscheckigen Reihe von Fachwerkhäusern, die den südlichen Rand der Parade säumten, lag das Logis des Lieutenant am weitesten westlich. Das Haus, um das es Rufus MacIan ging, war, ganz am anderen Ende gelegen, das östlichste und daher dem Bloody Tower am nächsten. Es ragte auf eine Weise in das Grün hinein, die für den militärischen Blick an eine Bastion gemahnte. Zwischen seiner Ostwand und dem Bloody Tower lag ein vielleicht fünfzehn Ellen messendes Stück offenes Gelände – schmal genug, um gezieltes Musketenfeuer zu ermöglichen. Mit anderen Worten, in diesem Haus verbarrikadierte Guards konnten MacIans Pläne bezüglich des Bloody Tower vereiteln.
    Abermals ein Aufleuchten von Rot – ein Soldat war, anscheinend in abfallender Kurve, an einem Fenster vorbeigehuscht. Als eilte er eine Treppe hinunter.
    Die Klinke bewegte sich! Aus nicht mehr als zehn Fuß Entfernung sah MacIan fasziniert zu. Die Tür bewegte sich einen halben Zoll weit nach außen. Ohne es zu bemerken, rannten die beiden letzten Artilleristen MacIans vorbei, um im Bloody Tower Schutz zu suchen. Der Soldat im Haus konnte sie sehen, doch MacIan sah er nicht. Was als Nächstes geschehen würde, war MacIan plötzlich so klar, als hätte er es bereits erlebt. Er legte seine Muskete nieder, schritt zur Tür, griff dabei

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