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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Highlander ihm ins Ohr, »aber wenn Ihr auch nur ein Wort sagt, müsst Ihr mit dem heiligen Petrus aushandeln, wo Ihr Eure nächste Predigt haltet.«
    Rufus MacIan drehte sich um. Seine Ohren waren nicht mehr rot. Ohne de Gex eines Blickes zu würdigen, begab er sich zu der Wendeltreppe und folgte Jack hinunter in den ersten Stock.
     
    Der war bis zur Decke mit Schießpulver gefüllt. Da MacIan nicht Gefahr laufen wollte, das, was von seinem Clan übrig war, ins Jenseits zu befördern, zog er eine Pistole aus dem Hosenbund, vergewisserte sich, dass ihr Hahn nicht gespannt war, und legte sie auf ein Fenstersims, bevor er sich dem Inneren des großen Raums zuwandte, der den größten Teil des ersten Stockwerks ausmachte.
    »Was habt Ihr gedacht?«, fragte Jack.
    Jack der Falschmünzer stand am Anfang eines Gangs, der zwischen aufgestapelten Pulverfässern hindurchführte. Er hatte sein Schwert zwar nicht gezückt, es aber zum Lockern ein paar Zoll aus der Scheide herausgezogen und stand nun seitwärts in einer Position, die in einer Gesellschaft, in der Männer sich routinemäßig mit Schwertern durchbohrten, eine indirekte Drohung darstellte.
    MacIan hielt Abstand. »Ich hatte gar nicht erwartet, so lange zu leben«, antwortete er, »und über das, was wir danach tun sollten, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
    »Dann bekommt Ihr ein paar von mir«, sagte Jack. »Wir sind hier fertig.«
    » Fertig?! «
    »Wir haben alles getan, was zu tun war«, fuhr Jack fort, »außer ein paar Kleinigkeiten in der Münze, um die Pater Édouard und ich uns kümmern werden, wenn Ihr und die anderen... weg seid.«
    » Weg?! Wie wollt Ihr denn den Tower von London gegen ein ganzes Regiment halten, wenn niemand die Verteidigungsanlagen besetzt?«
    »Es war nie meine Absicht, ihn zu halten «, gab Jack zurück. »Deshalb zieht ab. Jetzt. Entfleucht in die Heide. Genießt Eure Rache. Außer...«
    »Außer was ?«
    »Außer Ihr zieht es vor, als Held des Vereinigten Königreichs aus dem Kampf um die Verteidigung dieses Hauses Eurer Stuartkönigin hervorzugehen.«
    »Das ist nun wirklich unerträglich«, sagte Rufus MacIan. »Das muss ich mir nicht gefallen lassen.« Seine Hände hoben sich, als wollte er sie zum Gebet falten. Doch statt in Höhe des Gesichts langsam anzuhalten, gingen sie weiter nach oben und dann nach hinten, bis sie den Griff des Claymore gefunden hatten, das über seine Schulter hinausragte. Mit einem Ruck war es draußen und vor seinem Körper. Und Jacks Waffe war plötzlich ebenfalls gezückt, eine stattliche Klinge aus Damaszenerstahl, gebogen wie ein Säbel und nach türkischer Art an der Spitze etwas breiter als am Stichblatt. Jack hielt sie mit einer Hand. Es würde eine seltsame, stümperhafte, improvisierte Art von Duell werden: ein mittelalterliches Langschwert gegen etwas, was irgendwo zwischen Entermesser und Rapier lag.
    »Na schön«, sagte Jack, »dann also Held von Großbritannien.«
    Jack hatte die leichtere und wendigere Klinge. Für MacIan wäre es glatter Selbstmord gewesen, stehen zu bleiben und einen Angriff abzuwarten, denn höchstwahrscheinlich hätte er das Claymore nicht schnell genug bewegen können, um ihn zu parieren. Also stürzte er vorwärts wie ein Bulle aus seinem Verschlag, wandte sich hierhin und dorthin, um Jack zu einer Entscheidung zu zwingen, holte dann aus und ließ die Waffe mit voller Wucht auf Jacks Kopf hinuntersausen. Es war ein Hieb, der mit einer leichteren Waffe nicht hätte abgewehrt werden können, und so musste Jack sich rasch umdrehen und wegrennen. MacIan lief hinter ihm her in einen Gang zwischen aufgestapelten Pulverfässern. Auf derart beengtem Raum hatte er weniger Platz, mit seinem langen Schwert auszuholen. Jack hatte jedoch nichts getan, um die Schwungkraft des schottischen Zweihandschwerts zu brechen, und so konnte MacIan es herumschwingen und einen weiteren fürchterlichen Schlag auf Jacks Kopf führen. Jack hatte gerade genug Zeit, seine Schwerthand hochzubekommen. Hätte er seine leichtere Waffe in dem Versuch, den Abschwung des Claymore vollständig zu bremsen, waagerecht gehalten, wäre es für ihn schlecht ausgegangen. Doch er hatte das Glück oder die Geistesgegenwart, sein Schwert so zu halten, dass der Knauf zum höchsten Punkt der Waffe wurde und die Spitze nach unten auf den Boden gerichtet war. Das Claymore sauste mit geringem Geschwindigkeitsverlust nieder, wurde aber seitlich abgelenkt, verfehlte Jack und krachte auf den Steinfußboden,

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