Principia
Gerät zu entfernen. Dann würde er mit etwas Glück die Explosion überleben. Allerdings war jetzt klar, dass der Kiel des alten Kahns wie ein Zweig zerbrechen und rasch im kalten Wasser untergehen würde.
Daniel ging an Deck, nahm die Laterne mit und ließ Sir Isaac buchstäblich im Dunkeln stehen. Er fürchtete, Isaac könnte versuchen, an dem Gerät herumzufummeln, wenn er Licht hätte. Barnes folgte ihm.
Shive Tor hatte sich in einen rotglühenden Obelisken verwandelt, der kerzengerade aus dem Meer aufragte.
Die Takelage des Kahns war zerstört und sein Ruder weggeworfen worden, sodass das Schiff nichts anderes tun konnte, als zu driften, wohin Strömungen und Winde es treiben mochten. Und das war völlig ungewiss, denn hier flossen Themse und Medway zusammen, um in einem wilden Gewühl von Wellen und Strudeln gegen das auflaufende Wasser der Flut zu kämpfen. Am ehesten würden sie wohl in die Mitte der Mündung driften, wo die vereinten Flüsse sie aufs Meer hinausspülen würden. Das Ufer der Isle of Grain war nicht so sehr weit entfernt; vielleicht blieb immer noch Zeit, Sergeant Bob zu verständigen, der in der Dunkelheit dort umherruderte und die Männer von der Ersten Kompanie vor der hereinströmenden Flut rettete. Bob konnte der Brand des Tors nicht entgangen sein, aber wie sollte er erraten, dass am Kiel des alten Kahns eine Höllenmaschine festgeschraubt war?
Aus der zertrümmerten Takelung des Kahns hatten die Dragoner zwei Rundhölzer herausgeschlagen, die sie als Staken benutzten, indem sie sich an die Dollborde stellten und sich die (schweren) Rundhölzer an die Brust drückten, um sie alsdann in den schlammigen Boden zu stoßen. Als Daniel ein paar Minuten zuvor mit Isaac unter Deck gegangen war, hatte diese Maßnahme lediglich verhindern sollen, dass der Kahn in die Flammen des Tors hineingesogen wurde, und das war nicht besonders schwer gewesen, da die Wassertiefe kaum gereicht hatte, um das Schiff flottzumachen, sodass die Stangenspitzen den Boden mit Leichtigkeit gefunden hatten. Jetzt war es anders. Sie hatten eine sichere Entfernung zwischen sich und die kirschrote Säule gebracht. Das Licht war jetzt schwächer. Es ließ harte Kontraste entstehen zwischen dem, was erleuchtet war, und dem, was im Schatten lag, sodass Daniels Verstand sich abmühte, aus ein paar verstreuten Lichtbögen, -punkten und -flecken und aus traumartig kurzen Blicken in die Gesichter von Männern ein Bild von den Ereignissen entstehen zu lassen. Aber er konnte sehen, dass die Dragoner sich gefährlich weit hinauslehnten, verzweifelt bemüht, die Kontrolle über die Staken zu behalten, von denen der größte Teil jetzt unter Wasser war. Die Flut hatte gegen sie gearbeitet oder sie hatten sich selbst in eine Fahrrinne des Flusses geschoben. Jedenfalls verloren sie rasch die Kraft, ihre Bewegungen noch selbst zu beeinflussen.
Der Tor – eigentlich das einzige sichtbare Ding außerhalb des Kahns – hatte sich bis vor kurzem in einer festen Position jenseits des Achterschiffs backbordseitig befunden. Jetzt vollzog er jedoch einen raschen und dramatischen Schwenk quer über den Horizont und wurde zusehends kleiner. Die Kraft der beiden Flüsse drückte sie aufs Meer hinaus.
»Was passiert, wenn Ihr eine Muskete abfeuert, solange der Ladestock noch im Rohr steckt?«, befragte Daniel die Dunkelheit.
»Sergeant Shaftoe schlägt Euch halbtot!«, antwortete ein Dragoner.
»Aber was passiert mit dem Ladestock?«
»Schießt heraus wie ein Speer, nehme ich an«, sagte der Dragoner, »außer er klemmt im Rohr fest, und das ganze Ding fliegt Euch um die Ohren.«
»Ich würde gerne ein Loch in eine verschlossene Truhe machen«, erklärte Daniel.
»Wir haben eine Axt«, sagte der Dragoner.
»Diese Truhe ist mit Eisen eingefasst und armiert«, erwiderte Daniel.
Aber die Idee, einen Ladestock oder etwas anderes auf die tickende Truhe abzufeuern, hatte er bereits verworfen. Soweit er wusste, konnte das die Höllenmaschine genauso gut zum Explodieren wie zum Auseinanderbrechen bringen.
Ein Gefühl der Erleichterung überkam ihn, als er zu der Erkenntnis gelangte, dass sie allesamt todgeweiht waren.
Er ging unter Deck, um Isaac die Kunde zu bringen. Daniel hatte vielleicht erwartet, Isaac wütend darüber anzutreffen, dass man ihn im Dunkeln zurückgelassen hatte. Doch als das Licht der Laterne in den Frachtraum drang, zeigte es Isaac zusammengerollt auf den Bohlen liegend, ein Ohr seitlich an die Truhe gepresst, so wie
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