Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
kleiner Löcher perforiert war. Jedes lag auf einem Schnittpunkt des Gitters von Monsieur Descartes; aber nicht alle Schnittpunkte waren ausgestanzt. Ergebnis war eine sonderbare Mischung aus Ordnung und Wahllosigkeit, etwa so, als sähe man eine sauber gedruckte Mitteilung, die jedoch in irgendeiner undurchdringlichen Geheimschrift verfasst ist.
    »Mein Verständnis von Clerkenwell Court ist stark vorangebracht worden«, lautete Elizas Urteil, »doch einiges bleibt mir noch rätselhaft. Ich verstehe zum Beispiel, warum Ihr Orgelbauer herangezogen habt. Nicht aber den Mann, der Blitze erzeugt.«
    »Wir haben einem holländischen Orgelbauer, der in sein Heimatland zurückkehrte, einen Bestand an Teilen abgekauft, und deshalb hat man sich beim Bau dieser Maschine der Kniffe jenes Handwerks bedient«, meinte Daniel. »Ein Spieluhrenhersteller, ein Uhrmacher oder ein Verehrer der Elektrizität hätte dasselbe Ziel vielleicht auf anderem Wege erreicht.«
    »Aber wenn ich es recht sehe, ist das nicht die Maschine, die das Denken übernimmt?«
    »Die Logikmühle wird eine ganz andere Maschine sein«, sagte Daniel.
    »Wird sein? Es gibt sie also noch gar nicht?«
    »Das Lochen der Karten wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, auch wenn wir noch viele Maschinen wie diese bauen und ganz Bridewell für uns einspannen«, sagte Daniel. »Außerdem kann die Logikmühle erst konstruiert, gebaut und erprobt werden, wenn wir einige Muster von Karten haben, mit denen wir sie füttern können. Deshalb haben wir uns bei unserer Arbeit bislang sehr stark auf das Problem des Kartenlochens konzentriert. Wie Ihr gesehen habt, ist dieses Problem gelöst. Im Augenblick werden gerade zusätzliche Maschinen wie diese hergestellt; doch nun können wir unsere Anstrengungen größtenteils auf die Logikmühle richten.« Daniel räusperte sich sanft. »Eine bedeutende Infusion von Kapital wäre höchst willkommen.«
    »Das glaube ich wohl!«, rief Johann aus. »Warum fertigt Ihr die Karten aus Gold?«
    »Es ist verformbar und lässt sich daher leicht zu Karten von vollkommen einheitlicher Größe verarbeiten. Dennoch ist es langlebig, denn es ist das einzige Metall, das weder rostet noch anläuft. Aber das ist nicht der Grund, warum wir Kapital brauchen. So seltsam es auch klingt, aber wir verwahren bereits so viel Gold in unserem Gewölbe, dass wir sämtliche Papierkarten transkribieren können, die ich aus Boston mitgebracht habe.«
    »Bitte äußert Euch dazu genauer«, bat Eliza.
    »Nun, als ich von Boston hierherkam, habe ich mehrere Kisten voller solcher Papierkarten mitgebracht – so viele, dass sie den logischen Kern einer Maschine bilden können.«
    »Warum habt Ihr das getan?«
    »Weil, Madame, Menschen von einiger Bedeutung das Massachusetts Bay Colony Institut der Technologischen Wissenschaften großzügig unterstützt haben und ich mir dachte, sie sähen vielleicht gern einen greifbaren Beweis dafür, dass ich tatsächlich etwas getan habe.« Er wies mit der Hand auf die Maschine und ließ der Geste ein bedächtiges Senken der Augenlider und ein Nicken in Richtung Caroline folgen.
    »In Boston befinden sich also noch weitere Karten?«
    »Ich habe fast alle in Massachusetts zurückgelassen. Aber so Gott will, werden sie im Augenblick gerade im Laderaum eines Schiffes verstaut, der Minerva, die Euch bekannt sein dürfte. Sie ist Ende April in London in See gestochen und müsste vergangene Woche den Hafen von Boston erreicht haben.«
    »Wenn die Minerva, so Gott will, nach London zurückkehrt, werdet Ihr weiteren Bedarf an Gold haben, das sich zu Karten verarbeiten lässt«, bemerkte Johann.
    »Dank einem glücklichen Zusammentreffen«, sagte Daniel mit trockenem Lächeln, »rechnen wir damit, dass zur gleichen Zeit auf dem Seewege weiteres Gold zu uns gelangt. Wenn ich also von unserem Kapitalbedarf spreche, rede ich nicht von Gold zur Herstellung von Karten.«
    »Als eine Art technologischer Abenteurer, Doktor, dürft, ja müsst Ihr Euch einen Optimismus zu eigen machen, der in anderen Disziplinen – wie etwa der Hochfinanz – als Inkompetenz angesehen würde«, sagte Eliza. »Von mir verlangt man, als Financier zu agieren, und ich kann mir einen derartigen Luxus nicht leisten. Ich sage, Ihr spekuliert zu sehr auf die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Schiffe – das eine mit Karten, das andere mit Gold beladen – wohlbehalten und zur selben Zeit in London eintreffen.«
    »Ich verstehe Euren Einwand«, sagte Daniel, »weshalb ich die

Weitere Kostenlose Bücher