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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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bestimmten Asiento-Einkünften geworden war. Standespersonen hatten den gestrigen Abend und einen Großteil der Nacht damit zugebracht, ihre Anteile an der South Sea Company zu liquidieren und sich in Clubs und Kaffeehäusern zu versammeln, um einander falsch zu informieren.
    Doch nun war es Spätnachmittag, und alle, Hinrichtungszuschauer wie Parlamentarier, waren endlich wach – mit Ausnahme von Daniel Waterhouse, der beinahe eingeschlafen war, als diese merkwürdige Bemerkung von Eliza ihn hochschrecken ließ. »Verzeihung?«, murmelte er, um Zeit zum Wachwerden zu gewinnen.
    »Ich versuche, ein Bild für das zu finden, was Ihr in Bridewell tut«, erwiderte Eliza. Dann ging ihr auf, dass diese Antwort nicht allzu informativ gewesen war, und sie machte den Rücken gerade wie eine Katze und wandte Daniel das Gesicht zu. Sie war so schön, dass er zusammenzuckte. »Gold soll fungibel sein – eine Unze hier unterscheidet sich nicht von einer Unze in Amsterdam oder Shahjahanabad.«
    Ich wünschte, jemand würde das Isaac erklären, dachte Daniel und bekam dann Schuldgefühle, weil Isaac im Augenblick krank war – er war vor ein paar Wochen im Westminster Palace zusammengebrochen und lag immer noch in Roger Comstocks Haus zu Bett.
    »Ein Financier, der um ein Darlehen gebeten wird, erstellt eine sorgfältige Bilanz der Aktiva des Schuldners, um sicherzustellen, dass das Darlehen durch etwas Wertvolles abgesichert wird«, fuhr Eliza fort. »Ihr habt Gold. Dieses Gold ließe sich wiegen, und man könnte so seinen Wert feststellen. Für ein Darlehen kann es keine bessere Sicherheit geben. Doch es gibt eine Komplikation. Ihr benutzt das Gold nicht als Gold. Ihr benutzt es als Mittel zum Speichern von Informationen. Ich könnte es auch so ausdrücken: Ihr bringt es in eine Form. Sobald die Kartenlochorgel es in seine Form gebracht hat, besitzt es – wenigstens für Euch – einen Wert, den es vorher nicht hatte. Schmölze man es ein, verlöre es diesen Wert. Mir fällt dazu nur ein vergleichbares Verfahren ein, nämlich das, bei dem man durch den Schlag des Prägestempels in der Münze blanke Goldscheiben zu Guineen macht und sie dadurch mit einem zusätzlichen Wert versieht – seigneurage nennt man das. Und deshalb sage ich, dass Eure Orgel in Bridewell einer kleinen Münze gleicht und Eure gelochten Karten das Geld eines neuen Reiches sind.«
    »Ihr habt mich überzeugt«, sagte Daniel. »Ich hoffe nur, dass Sir Isaac nicht davon hört und mich als Rivalen bezeichnet.«
    »Wenn die Gerüchte über Sir Isaacs Zustand stimmen«, sagte Eliza, »dann kann es sein, dass Ihr oder sonst ein Rivale bald die Münze im Tower leitet. Aber das gehört nicht zur Sache. Angenommen, Ihr baut die Logikmühle und sie funktioniert. Dann liegt der Wert Eures Instituts – und ich meine nicht den moralischen, ästhetischen oder spirituellen, sondern den ökonomischen Wert – in der Fähigkeit, mithilfe der Karten logische und arithmetische Operationen durchzuführen.«
    »Ganz recht, Madame, das ist alles, was wir anbieten können.«
    »Würde ein Gläubiger die Karten für verfallen erklären und einschmelzen lassen, wären die Informationen allesamt konfus, die Logikmühle würde nicht funktionieren, und der Wert, von dem wir gerade gesprochen haben, wäre zunichtegemacht.«
    »Richtig.«
    »Daraus folgt, dass das Gold, sobald es zu gelochten Karten verarbeitet ist, zu einer ausgesprochen schlechten Sicherheit wird, da man es nicht im monetären Sinne verwenden kann, ohne Euer Unternehmen zu zerstören.«
    »Ich pflichte Euch ohne Vorbehalt darin bei, dass das Gold das Darlehen nicht absichern kann.«
    »Außerdem sollen die Karten und die Maschine, wenn ich das Wesen des Projekts recht verstanden habe, zur Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg verfrachtet werden, wenn sie fertig sind.«
    »Das gilt für die erste Anlage.«
    »Weitere jedoch – vorausgesetzt, Ihr baut noch mehr – werden Eigentum des Marquis von Ravenscar.«
    »So ist es derzeit geplant, ja.«
    »Alles, was mir bliebe, wären ein paar Nachrichten, die ich auf bestimmten Märkten vielleicht zu meinem Vorteil verwenden könnte. Diese Art von Spiel habe ich zu meinem großen Vorteil gespielt, als ich jung war, nichts zu verlieren hatte und niemand von mir abhängig war. Heute verlange ich einen realisierbaren Gegenwert für meine Investitionen. Ich investiere mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen.«
    »Dabei ist offensichtlich, dass Ihr Dappa unterstützt, und ich

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