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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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installierte der Club ein improvisiertes Parlament mit umgestülpten Eimern als Stühlen und einem aufgerichteten Fass als Rednerpult. Dies wurde von Saturn und Mr. Kikins Leibwächter besorgt, während Mr. Threader – unter ausführlichem Wiegen, Draufbeißen und mikroskopisch genauem Überprüfen der Münzen samt beleidigenden Kommentaren, wie es Club-Sitte geworden war – die Mitgliedsbeiträge kassierte. Dann wurde es Zeit für Mr. Threader, das Kommando über das Fass zu übernehmen. Wie er nur allzu bald feststellte, war es leer und gab, wenn man mit der Faust darauf schlug, ein ungeheures Dröhnen von sich, das man als rhetorischen Effekt nutzen konnte.
    »Wenn ein Kriegsschiff vor dem Wellenbrecher auftaucht und eine Mörsergranate (bum) in die Stadt schießt (bum), so kann man sich zweierlei sicher sein: Erstens (bum), dass der Feind seine Pläne viele Monate im Voraus geschmiedet hat; zweitens (bum), dass in Kürze (bum) weitere (bum) Mörser- (bum) -granaten folgen werden (bum, bum, bum).«
    »Noch etwas Brandy, Mr. Threader?«, schlug Mr. Orney vor; doch Threader ignorierte ihn.
    »Gestern«, fuhr Mr. Threader fort, »ließ der notorische Anführer der Splittergruppe (bum) im House of Lords eine Bombe (bum) platzen, mit der er die ehrfurchtgebietende Würde dieses erhabenen Gremiums antastete und es aus seiner herkömmlichen Schläfrigkeit aufrüttelte!«
    »Ich habe sagen hören, man hätte gestern in Westminster reich werden können, wenn es eine Möglichkeit gäbe, in den Schlaganfall zu investieren«, sagte der Russe.
    »Da Ihr Ausländer seid, Sir, wird Eure Belustigung wie Eure Person hingenommen, wenn auch nicht willkommen geheißen. Diejenigen von uns, die hier leben, müssen die Sache nüchtern betrachten.« Er schleuderte Orney einen warnenden Blick zu, um etwaige Wortspiele im Keim zu ersticken. »Um meinen Vergleich mit dem Schiff und der Mörsergranate noch einmal aufzugreifen, wir müssen uns fragen: Wie lange plant Ravenscar das schon? Und wo wird die nächste (bum) Granate (bum) einschlagen (bum)?«
    »Auf Eurem Kopf, wenn Ihr nicht aufhört, auf das Fass einzuschlagen«, murmelte Mr. Orney.
    »Ich habe gehört, dass man der South Sea Company gestern wirklich kräftig eingeheizt hat, Mr. Threader«, sagte Daniel. »Eigentlich muss die Nachfrage nach Euren professionellen Diensten so stark sein, dass ich mich wundere, Euch hier zu finden. Ja, Comstock hat Viscount Bolingbroke im Hinblick auf dieses Asiento-Geld in Verlegenheit gebracht. Aber was hat das mit unserem Club zu tun?«
    »Für Männer, deren Geschäft der Umgang mit Geld ist, waren es seltsame vierzehn Tage«, sagte Mr. Threader.
    »Danke, dass Ihr diese Überlegung mit uns teilt, Sir«, erwiderte Mr. Orney. »In welchem Zusammenhang steht sie mit der überaus vernünftigen Frage, die Bruder Daniel gerade gestellt hat?«
    »Seit einiger Zeit horten Leute Guineen, ziehen sie aus dem Verkehr, bezahlen dafür mit französischen Münzen oder anderer Währung. Das alles ist Teil einer raffinierten, verdeckten Untersuchung des Münzbestandes, die, so heißt es, von Bolingbroke veranlasst wurde.«
    »Ich beantrage«, sagte Daniel, »dass wir Mr. Threader das Wort entziehen und ihn vom Fass entfernen, bis er sich herbeilässt, kurz und bündig preiszugeben, warum zum Teufel er hier ist, und dass bis dahin entweder Bruder Norman oder Mr. Kikin an das Fass tritt und erklärt, warum sie beide hier sind.«
    Der Antrag wurde per Akklamation angenommen. Threader kehrte den anderen den Rücken, eine Geste des Eingeschnapptseins, die einige Buhrufe zur Folge hatte. Orney erhob sich und ergriff das Wort; und wie er da in seinem Nonkonformistengewand auf einem strohbedeckten Boden vor einem Fass stand, sah er in jeder Hinsicht wie ein Wanderprediger aus, der eine Scheune voller ländlicher Gläubiger um sich geschart hat.
    »Zwar mögen gestern auf der Achse Newgate-Tyburn die Hinrichtungen das Thema und es mag in Westminster und der City das verschwundene Asiento-Geld die Sensation gewesen sein, doch in Rotherhithe war das Ereignis des Tages die Ankunft – ich werde stark untertreiben und sie verblüffend nennen – einer russischen Kriegsgaleere. Sie wurde von St. Petersburg direkt hierhergerudert. Nach der Anzahl der freien Plätze auf ihren Bänken zu urteilen, wurde sie mit einer für mehrere Ruderer fatalen Geschwindigkeit gefahren; und die großkalibrigen Löcher in ihrem Rumpf zeugen von wenigstens einem Treffen mit der schwedischen

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