Principia
sich von Mr. Kikin in einem Wirtshaus ein Stück weiter zu einem Getränk einladen zu lassen. Er schien, was die Politik anging, gut informiert zu sein und zeigte Interesse an meiner Schilderung der Tagesereignisse in Westminster.
Ich erzählte die Geschichte der Explosion im Crane Court und führte die Namen derer auf, denen die Höllenmaschine vielleicht gegolten hatte: Mr. Threader, Sir Isaac, Henry Arlanc und Euer untertänigster Unterfertigter. Partry machte zu jedem eine kurze Bemerkung, vermutete zutreffend, dass es sich bei Arlanc um einen hugenottischen Namen handelte, und zeigte echte Neugier, was Newton anging. Das ist nicht unbedingt bemerkenswert, da Newton oft Gelegenheit hatte, bei der Ergreifung und Strafverfolgung von Falschmünzern mit Diebesfängern zusammenzuarbeiten, und – was weiß ich? – vielleicht sogar Partry die Taschen mit Belohnungen gefüllt hat. An Mr. Kikins Bericht vom Brand des russischen Schiffes in Rotherhithe zeigte er deutlich weniger Interesse. Partry ist der Ansicht, Letzteres sei eine Auftragsarbeit, die Jack gegen Bezahlung für schwedische oder andere ausländische Agenten erledigt habe, und biete als solche wenig Einblick in Jacks Beweggründe. Dass Partry überhaupt über die Angelegenheit nachgedacht und sich bereits Meinungen darüber gebildet hat, ließ mir den Mann in günstigem Licht erscheinen. Kikin war offenbar auch dieser Ansicht. Wir fragten Partry, ob er meine, uns zu Diensten sein zu können, und er sagte, das sei durchaus möglich; aber nicht gar so bald. »Meine Methoden sind meine Methoden«, verkündete er als Erklärung dafür, dass er uns erst am Freitag, den dreißigsten Juli, oder kurz davor irgendwelche Neuigkeiten liefern könne. Kikin war bestürzt. Partry erinnerte ihn daran, dass es wahrscheinlich ohnehin so lange dauern werde, ein Honorar auszuhandeln. Dann verabschiedete er sich.
Mein Gespräch mit Mr. Kikin erfuhr nun eine mehrminütige Unterbrechung, da er es nicht mag, länger als ein paar Minuten an einem Ort zu verweilen. Wir bezahlten unsere Rechnung und wanderten um ein paar Ecken bis zu dem Kaffeehaus, in dem ich nun sitze und diese Worte schreibe. Kikin war verwirrt darüber, wie Partry von der vagen Versicherung, dass es lange dauern, zu der konkreten gelangt war, dass es am dreißigsten Juli geschehen werde. Ich behandelte das Ganze als Rätsel und fragte den konfusen Russen, ob ihm irgendein Ereignis an jenem Tag einfalle, das Mr. Partrys Zuversicht erklären könne.
Am Ende griff Kikin auf das kleine Sudelbuch zurück, in dem er seine gesellschaftlichen Verpflichtungen notiert. Nachdem er es gezückt und bis zum 30ten Juli vorgeblättert hatte, fand er eine Seite, die bis auf ein Notat leer war: HINRICHTUNGEN. Das hieß, die nächste Hinrichtungsprozession nach Tyburn würde an diesem Tag stattfinden, und so hatte er es vermieden, irgendwelche Verabredungen zu treffen, da er wusste, wie schwierig es sein würde, sich durch die vom Pöbel verstopften Straßen zu bewegen.
»In letzter Zeit sind mehrere Männer der Falschmünzerei für schuldig befunden worden«, erklärte ich. »Am dreißigsten wird man sie nach Tyburn bringen, wo man sie aufhängen, ausweiden und vierteilen wird. Als Falschmünzer besitzen solche Leute vielleicht Informationen über Jack. Da sie aber Angst vor Jack haben, werden sie vorderhand kein Wort verlauten lassen. Doch je näher der dreißigste des Monats rückt, desto mehr wird die Angst vor Jack Ketch die Angst vor Jack Shaftoe überwiegen. In jenen letzten Tagen lassen sie sich vielleicht von jemandem wie Sean Partry überreden, im Austausch für eine nachsichtige Behandlung an dem fatalen Baum preiszugeben, was sie über Jack wissen.«
»Ihr meint, Partry kann für eine Begnadigung sorgen?«, fragte Kikin, der drauf und dran war, sich über die Laxheit unseres Rechtswesens zu empören.
»Nein. Aber wenn wir Partry mit Geld versehen, kann er etwas davon Jack Ketch geben, der dann dafür sorgen wird, dass der fragliche Häftling eine rasche Hinrichtung – durch Genickbruch statt durch langsames Erdrosseln – erfährt, damit er, wenn ihm die Eingeweide herausgezogen werden, nicht mehr am Leben ist.«
»Das ist ein seltsames Land«, bemerkte Kikin. Darauf konnte ich nichts erwidern.
Kikin ist entsetzt darüber, dass es so lange dauern wird, Antworten zu bekommen. Ich glaube, er hat überschlagen, wie lange die russische Galeere, die derzeit in Orneys Werft in Rotherhithe liegt, braucht, um nach St.
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