Principia
konnte. Erst in den letzten Jahren hat er es so hoch gezogen, dass es auch Männern wie euch auffällt; ihr könnt aber sicher sein, dass es sich schon viele Jahre zuvor im Bau befand.«
Hier hielt Henry Arlanc inne, um seinen Blick in die Runde schweifen zu lassen. Er schaute jedem Mitglied des Clubs scharf in die Augen, bis er bei Sean Partry ankam, der ihm am nächsten saß. Dann senkte er die Augenlider und neigte leicht den Kopf, womit er dem Diebesfänger größere Achtung bezeugte als irgendeinem anderen Mann im Raum – sogar Sir Isaac. Vielleicht lag das einfach daran, dass an Partrys Ring die Schlüssel zu den Fesseln um Arlancs Handund Fußgelenke hingen. Arlanc hob die Hände von seinem Schoß, was eine gewisse Kraftanstrengung erforderte, da sie durch eine zwanzig Pfund schwere Kette miteinander verbunden waren, und legte sie um eine Tasse Schokolade, die seine Frau ihm gebracht hatte.
Mrs. Arlanc war entsetzt , aber nicht im Mindesten überrascht gewesen, als zu Beginn der Sitzung des Clubs als erster Punkt der Tagesordnung Sean Partry in den Raum gestürzt war und ihren Mann in Ketten gelegt hatte. Der Gefangene dagegen hatte zunächst erstaunt reagiert; nachdem das jedoch abgeklungen war, hatte er keine starke Gefühlsregung mehr gezeigt und schien seinen persönlichen Untergang mit wahrem hugenottischem Fatalismus hinzunehmen. Ja, er schien sogar erleichtert zu sein.
»Erklärt dem Club, wie Ihr zu einem Lakaien von Jack Shaftoe geworden seid«, verlangte Sir Isaac, »und sprecht langsam und deutlich, damit jedes Wort festgehalten werden kann.« Denn anstelle von Arlanc – der bis vor ein paar Minuten Sekretär des Clubs gewesen war – hatten sie einen Schreiber vom Tempel mitgebracht, der mit einer Feder so schnell er konnte in Kurzschrift loskritzelte.
»Also gut. Ihr werdet schon viele Geschichten über die Schrecken gehört haben, die französische Calvinisten nach dem Edikt von Nantes 1685 heimsuchten, weshalb ich euch eine weitere ersparen werde, bis auf die Bemerkung, dass mein Vater in eine dragonnade geriet und zum Galeerensklaven gemacht wurde – aber nicht, ehe er es geschafft hatte, mich und Calvin, wie Heringe in Fässer gepackt, über den Ärmelkanal nach England zu bringen. Später wurde die Galeere, auf der mein Vater diente, in einer Schlacht gegen eine holländische Flotte im Mittelmeer zerstört.«
»Das muss aber doch mehrere Jahre nach dem Edikt passiert sein«, sagte Mr. Kikin, der ewige Geschichtsstudent.
»In der Tat, Sir«, antwortete Arlanc, »den meisten Berechnungen zufolge begann der Krieg 1688, als Louis die Pfalz übernahm und Wilhelm England.«
»Wir sagen lieber, England übernahm Wilhelm«, berichtigte Orney ihn.
»Wie dem auch sei, Sir, das Gefecht, das die Galeere meines Vaters zerstörte, war Teil des besagten Krieges und fand im Sommer 1690 vor Kreta statt.«
»Er wurde also auf See vermisst, wie ich die Sache sehe?«, fragte Mr. Threader auf eine rührend vornehme und feinfühlige Art.
»Ganz im Gegenteil, Sir – er wurde von einer Piratengaleere gerettet, die von niemand anderem als Jack Shaftoe kommandiert wurde.«
Bei dieser Behauptung verdrehte Kikin die Augen, und Orney entfuhr ein »Pah!«. Isaak beachtete sie nicht, schärfte aber seinen Blick, der nach wie vor auf Arlancs Gesicht lag. »Das ist folgerichtig«, erklärte er. »Jack Shaftoe wurde Ende der Achtzigerjahre Türke. Von seinen Korsaren weiß man, dass sie im Sommer 1690 Bonanza überfielen. Von dort flohen sie zwischen den Säulen des Herkules hindurch ins Mittelmeer. Im Spätsommer hatten sie, wie alle Welt weiß, Kairo erreicht. Mr. Arlancs Bericht ist glaubhaft.«
»Danke, Sir«, sagte Henry Arlanc. »Jack und seine Piratenbande retteten meinen Vater und andere galériens vom Wrack dieser Galeere. So viel wussten Calvin und ich aus Briefen, die wir in Limerick erhielten. Aber darüber hinaus -«
»Halt. Wie kamt Ihr und Euer Bruder nach Limerick?«, fragte Orney.
»Dazu wollte ich gerade kommen, Sir. Als wir in England aus unseren Fässern gelassen wurden, zwei junge, noch nicht ganz erwachsene Burschen, konnten wir, wie ich beschämt zugeben muss, nur ziemlich wenig Interesse dafür aufbringen, dem Beispiel unseres Vaters zu folgen und Kaufleute zu werden. Uns gelüstete es nach Rache – am liebsten gewaltsam und wenn möglich ruhmreich. Wir traten in eins der hugenottischen Kavallerieregimenter ein, die sich in der Holländischen Republik bildeten. Als Wilhelm und Mary
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