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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Warnungen an Jack – Warnungen, die er lieber hätte beherzigen sollen.«
    »Wie anrührend«, bemerkte Isaac, ganz so, als wollte er diesen Teil so schnell wie möglich hinter sich bringen. Doch die Neugier hatte sich Daniels bereits bemächtigt, der fragte: »Worum ging es bei diesen Warnungen?«
    Das brachte ihm einen funkelnden Blick von Isaac ein, und so fuhr Daniel fort: »Bitte vergebt mir, aber mein Vater und der Eure hatten ohne Zweifel viel gemein, Mr. Arlanc, und ich kann mir nicht vorstellen, welche Art von Warnung mein Vater einem Mann wie Jack gegeben hätte, außer der, dass seine unsterbliche Seele zum See des Feuers verdammt war!«
    Orney schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und kicherte leise.
    »Mein Vater flehte Jack an, sich vor einem gewissen Passagier in Acht zu nehmen, den sie nach dem Schiffbruch der Manila-Galeone aus dem Pazifik gefischt hatten. Er war Jesuitenpriester – ein Vertreter der Inquisition mit Namen Pater Édouard de Gex.«
    Isaac, der noch kurz zuvor eine spöttische Bemerkung kaum hatte unterdrücken können, war jetzt eindeutig verblüfft. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, bat er Partry, den Gefangenen aus dem Raum zu führen (was er tat, wenn auch etwas grob), aber auch außer Hörweite (wofür Mrs. Arlanc sorgte, die auf ihren Gatten zueilte, um ihn zu umarmen und zu heulen).
    »Er weiß nichts von dem, was gestern auf der Brücke geschehen ist«, beharrte Daniel.
    »Für Zeitungsberichte ist es noch zu früh«, bemerkte Mr. Kikin, ein aufmerksamer Leser von allem, was die Grub Street ausspuckte.
    »Könnte Partry ihm gegenüber etwas erwähnt haben? Ein Versprecher vielleicht?«
    »Unmöglich«, erwiderte Orney. »Partry und ich haben den ganzen Nachmittag und Abend damit zugebracht, die Ufer der Themse nach Anzeichen von de Gex abzusuchen.«
    »Und ich bin extra mit Saturn hierhergekommen, um ein Auge auf Arlanc zu haben«, sagte Daniel. »Er hat keinen Besuch bekommen.«
    »Das ist eine bemerkenswerte Auskunft, wenn man ihr Glauben schenken darf«, sagte Isaac. »Über Jahre hinweg ist von vielen bei Hofe angenommen worden, de Gex – der viel Zeit in London verbringt – sei ein Agent des Königs von Frankreich. Und mir sind viele Gerüchte zu Ohren gekommen, er stecke irgendwie mit Jack dem Falschmünzer unter einer Decke. Ich hatte vermutet, de Gex und Shaftoe arbeiteten Hand in Hand.« Er deutete mit dem Kopf auf den Platz, an dem Arlanc eben noch gesessen hatte. »Aber dieses Gerede von einer nicht beherzigten Warnung weist auf einen Konflikt zwischen den beiden hin, der seit vierzehn Jahren schwelt.«
    »Es weist noch auf etwas anderes hin«, sagte Orney. »Wenn es stimmt, dass dieser de Gex die Zerstörung eines Schiffs auf offener See überlebte und dass er lange genug über Wasser blieb, um gerettet zu werden, folgt daraus, dass er schwimmen kann – was bedeutet, dass wir nicht einfach davon ausgehen können, dass er gestern in der Themse ertrunken ist.«
    »Lasst uns die Befragung fortsetzen«, sagte Isaac.
     
    »Als Jack zum ersten Mal nach London zurückkam, hatte der Krieg unter der neuen Bezeichnung Spanischer Erbfolgekrieg wieder angefangen. Die Armeen waren aber noch nicht vollständig mobilisiert, weshalb sich viele arbeitslose Soldaten und Matrosen herumtrieben und die Stadt unglaublich gefährlich machten. Jack begriff, dass diese Männer bald wieder in den Dienst berufen würden, und rekrutierte daher innerhalb der ersten Monate nach seiner Rückkehr so viele er konnte. Seine Unterredung mit mir zielte zum Teil darauf ab, mich dazu zu bringen, für ihn zu arbeiten.«
    »In welcher Eigenschaft? Und hatte er damit Erfolg?«, frage Isaac.
    »Jeder, der während des letzten Jahrzehnts den Zeitungen und den Parlamentsdebatten auch nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit geschenkt hat, wird wissen, dass Krieg Korruption erzeugt wie das Fleisch die Maden. Die enormen Menschen- und Materialbewegungen, die die Manöver der alliierten Mächte mit sich brachten, boten Jack nahezu unvorstellbar große Verdienstmöglichkeiten. Ihr könnt sicher sein, dass jedem Fall von Veruntreuung, über den in London offen gesprochen wurde, hundert andere gegenüberstanden, die unerwähnt blieben – und in fünfzig von denen war Jack vermutlich auf irgendeine Weise verwickelt. Seine Methode war einfach: Er warb Soldaten und Seeleute an, bevor die Krone es tat, und behandelte sie besser.«
    »Meine erste Frage habt Ihr damit beantwortet«, sagte Isaac, »nämlich, in

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