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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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welcher Eigenschaft Jack Euch anstellen wollte. Die zweite habt Ihr allerdings nicht berührt.«
    »Nur weil die Antwort offensichtlich ist«, sagte Arlanc und hielt seine Handfesseln hoch. »Oh, ich habe keine furchtbaren Dinge getan. Dagegen schäme ich mich, zugeben zu müssen, dass ich tatsächlich weggeschaut habe, als Schießpulver- und andere Warenlieferungen an mein Regiment leicht dezimiert ankamen. Das tat ich weniger aus Gewinnsucht als aus Angst vor einem gewissen Marketender, der ganz gewiss nicht gezögert hätte, mir die Kehle durchzuschneiden oder dafür zu sorgen, dass ich hinterrücks erschossen würde, wenn ich einen Einwand erhoben hätte. Gott in seiner Barmherzigkeit holte mich aus dieser Gefahr heraus, denn im Jahr null fünf erlitt ich eine Verwundung, die mich zwang, aus dem Dienst Ihrer Majestät auszuscheiden. Ich kam zurück nach London und begann, wieder genesen, als Portier für Monsieur Nevers, den Uhrmacher, zu arbeiten -«
    »Was zu gegebener Zeit dazu führte, dass Ihr verschiedene Fellows der Royal Society kennenlerntet, die Monsieur Nevers mit der Herstellung von Instrumenten beauftragten«, sagte Daniel.
    »Ja, Sir, und so kam ich schließlich zu der Stelle hier.«
    »Aber Ihr habt auch für Jack gearbeitet«, betonte Isaac.
    »Ja, Sir, gewissermaßen«, räumte Arlanc ein. »Obwohl es sich kaum wie Arbeit anfühlte. Von Zeit zu Zeit – vielleicht ein- oder zweimal im Jahr – wurde ich aufgefordert, in einem bestimmten Gasthaus einen bestimmten Herrn zu treffen und mich mit ihm zu unterhalten.«
    »Wenn die Arbeit so banal war, warum habt Ihr Euch dann überhaupt die Mühe gemacht?«, fragte Isaac.
    »Jack besaß Macht über mich, eine Folge unserer vorherigen Geschäfte«, sagte Arlanc. »Mit einem Wort hätte er meine Ehe zerstören oder den Ruf meines Bruders Calvin ruinieren können. Was er von mir verlangte, erschien mir harmlos – also tat ich es.«
    »Worüber habt Ihr und dieser Mann gesprochen, wenn Ihr Euch in dem Gasthaus traft?«, fragte Orney.
    »Er war ein gebildeter Franzose. Er behauptete, ein Liebhaber, ein amateur der Naturphilosophie zu sein. Er wollte einfach wissen, was es mit der Royal Society auf sich hat. Er stellte alle möglichen Fragen darüber, was während der Treffen passierte und was die Fellows für Leute waren – Sir Christopher Wren, Edmund Halley und vor allem Sir Isaac Newton.«
    »Habt Ihr diesem amateur gegenüber je erwähnt, dass Sir Isaac es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, sonntags abends zum Crane Court zu kommen und bis spät in die Nacht zu arbeiten?«, fragte Daniel.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir, aber es kann gut sein – genau solche Dinge interessierten diesen Burschen, Sir.« Dann machte Arlanc eine Pause, denn alle im Raum hatten ausgeatmet, und manche, die die letzten paar Minuten seine Visage studiert hatten, betrachteten jetzt ihre Fingernägel oder schauten aus dem Fenster. »Habe ich Unrecht getan, Sir?«, fragte Henry Arlanc. Er richtete die Frage an Daniel. »Dumme Frage! Ich weiß ganz genau, dass ich Unrecht getan habe. Aber war das ein Verbrechen? Ein Verbrechen, wofür ein Mann angeklagt und vor Gericht gestellt werden kann?«
    Daniel schaute ihm von Mitleid ergriffen in die Augen und machte Anstalten zu sagen: Natürlich nicht! , aber Isaac war schneller: »Ihr habt Euch der Konspiration schuldig gemacht, und das vor einem Richter zu beweisen, dürfte nicht schwer sein. Mr. Partry, Ihr könnt diesen Mann ins Newgate-Gefängnis bringen.«
    Partry fackelte nicht lange, baute sich über Arlancs Schulter auf und packte den Hugenotten hinten am Rockaufschlag, um ihn daran auf die Füße zu zerren. Dann stieß er Arlancs Stuhl beiseite und fing an, ihn rückwärts aus dem Raum zu schleifen, wobei die Fußketten über die Dielen kratzten. In der Nähe des Ausgangs blieb das Paar einen Augenblick stehen, damit Partry mit seiner freien Hand die Tür öffnen konnte. Die Gelegenheit ergriff Arlanc, um zu sagen: »Vergebung, meine Herren, aber wenn ich noch ein oder zwei Worte über den Mann, den Ihr sucht, hinzufügen dürfte -?«
    »Ihr dürft«, antwortete Isaac mit einem bestätigenden Nicken zu Partry. Der blieb an der Tür stehen und schaute Arlanc über die Schulter, während er ihn lose am Schlafittchen hielt. Daniel kam dieses Pärchen vor wie ein Bauchredner auf einem Jahrmarkt und seine Marionette. Arlanc begann zu sprechen. »Ich habe Jack nun einige Jahre lang studiert, könnte man sagen – so wie Mr.

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