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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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aufragen sah, als es bereits zu spät war, um seine Flotte von ihrem tödlichen Kurs abzubringen, erkenne ich jetzt, unmittelbar vor Bolingbrokes Höhle, dass es ein Irrtum war, Euch und diesen anderen Naturphilosophen loszuschicken, um mit diesem gerissenen Schurken zu reden.«
    »Ganz so düster ist es nicht, Roger.«
    »Dann erzählt mir etwas, was keine durch und durch hundsmiserabel schlechte Nachricht ist.«
    »Wir haben früh am Nachmittag begonnen und uns durch alle Vorrunden der Verhandlung hindurchgearbeitet, wobei Sean Partry uns als Mittelsmann diente. Alle Täuschungsmanöver, Spiegelfechtereien und Ausflüchte haben wir hinter uns. Jetzt sind wir beim letzten Tausch angelangt. Der Gefangene macht Versprechungen. Nun haben wir uns zur Beratung zurückgezogen, um ihn ein wenig schmoren und sich die Schrecken ausmalen zu lassen, die ihn am Freitag erwarten. In der Zwischenzeit richte ich an Euch die Frage: Was ist das meiste, was wir diesem Mann anbieten könnten, vorausgesetzt, er liefert uns heute die Auskunft, die uns in die Lage versetzen sollte, Jack zu fassen – oder zumindest zu beweisen, dass Jack sich an der Pyx zu schaffen gemacht hat?«
    »Falls es darauf hinausliefe – Daniel, schaut mir in die Augen«, sagte Roger. »Das dürft Ihr nur als letzte, verzweifelte Maßnahme anbieten, und dann auch nur, wenn es ganz sicher zu unserem Sieg führt.«
    »Ich verstehe.«
    »Falls dieser Bursche mir also helfen kann, Bolingbroke zu Fall zu bringen, werde ich ihn aus dem Newgate-Gefängnis herausholen und ihm zu einer Farm in Carolina verhelfen.«
    »Großartig, Roger.«
    »Kein Gut , wohlgemerkt, sondern ein Stück Land, einen Pfahl und ein Hühnchen.«
    »Das ist mehr, als er verdient, und mehr, als er sich erhofft hatte.«
    »Jetzt macht Euch fort zum Schwarzen Hund. Ich kann das Spiel dieses Abends nur für eine gewisse Zeit hinausziehen.« Schließlich gestattete Roger sich einen Blick auf Bolingbrokes Haus. Mindestens drei Viscounts erwiderten ihn aus verschiedenen Fenstern. Das erinnerte Daniel an etwas.
    »In einer Stunde werden wir wieder zusammenkommen«, sagte Daniel und schaute auf seine Uhr.
    »In einer Stunde ?!«
    »Dann sollte alles schnell gehen. Und diese Stunde werde ich zu unserem Vorteil nutzen. Genießt Euer Abendessen, Roger, und trinkt nicht zu viel.«
    »Ich brauche nur weniger zu trinken als mein Gegner. Kein Problem.«
    »Ich wünschte aber, Ihr wärt nüchtern genug, um Euren Sieg zu genießen.«
    »Ich wünschte, Ihr wärt betrunken genug, um etwas weniger überlegt zu handeln.«
    Daniel stieg aber bereits die tragbaren Stufen des Phaeton hinauf, den Roger ihm geliehen hatte. »Leicester Fields«, wies er den Kutscher an.

Leicester House
    EINE HALBE STUNDE SPÄTER
    »In diesem Land gibt es, wie Ihr vielleicht wisst, eine stillschweigende Übereinkunft, die von allen Adels- und Standespersonen, Torys und Whigs gleichermaßen, eingehalten wird und den Einsatz des Pöbels in der Politik verbietet.«
    »Ich hatte keine Ahnung«, sagte Prinzessin Caroline, »aber ich nehme auch an, das ist es, was eine Sache stillschweigend macht.« Ihr Englisch war im Laufe der Wochen in London etwas besser geworden.
    »Wenn Eure Königliche Hoheit einmal über ein einträchtiges und friedvolles Großbritannien herrscht, wird diese Übereinkunft ohne Zweifel streng eingehalten werden«, fuhr Daniel fort, »wie nun schon seit mindestens einem Vierteljahrhundert.«
    »Außer bei den Parlamentswahlen natürlich«, warf die Herzogin von Arcachon-Qwghlm ein.
    »Natürlich«, sagte Daniel, »und vereinzelten Kirchenverbrennungen oder Meuchelmorden. Allerdings kann ich nicht dafür garantieren, dass es heute Nacht befolgt wird. Auf beiden Seiten der Trennlinie zwischen Whigs und Torys habe ich in jüngster Zeit einen besorgniserregenden Mangel an Diskretion erlebt. Bolingbrokes Position ist derzeit ebenso beeindruckend wie verhängnisvoll unsicher. Er erinnert mich an einen Mann, der mithilfe seiner Fingernägel eine Steinmauer fast erklommen und nun einen Punkt erreicht hat, von dem aus er soeben über die Mauer spähen und eine Stelle für einen sicheren Stand sehen kann – in einem Moment, da die Gefahr, den Halt zu verlieren und auf die Felsen darunter zu fallen, größer ist als je zuvor. Jetzt wird er mit den Armen rudern und nach allem greifen, was es ihm ermöglichen könnte, sich in Sicherheit zu hieven. Warum sollte er davor zurückschrecken, nur dieses eine Mal gegen das den Pöbel

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